Gemeinderat, 24. Sitzung vom 22.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 126
Ich erzähle noch ein bisschen etwas zur Geschichte des Pratermuseums: Das Pratermuseum ist seit 25 Jahren in den Nebenräumen des Planetariums untergebracht und es wird kaum von TouristInnen gefunden. Dementsprechend sind die BesucherInnenzahlen, sagen wir einmal, übersichtlich. Es gab intensive Forschungen im Rahmen von Ausstellungen des Wien Museums zu den spannenden Sammlungszuwächsen. Was waren das für Ausstellungen? - Die Geschichte der Weltausstellung zum Beispiel oder auch zu den rassistischen Menschenschauen oder auch eine Ausstellung, die heißt „Im Prater“ - da ging es um die Lustbarkeiten im Prater. All das hat man die letzten Jahre schon im Wien Museum gesehen, das war auch interessant, aber danach sind diese Präsentationen, wie sie jetzt im Pratermuseum sind, nicht mehr zeitgemäß, deshalb suchte man sich einen attraktiveren Standort. Wir haben aber auch nicht erfahren, ob die Sammlung jetzt aufgewertet wird. Gut, man suchte sich einen Alternativstandort und diesen Standort hat man dann in einer ehemaligen Novomatic-Halle mitten auf der 1.-Mai-Straße gefunden.
Letztes Jahr haben wir 1,6 Millionen EUR beschlossen, damit dieser Standort belebt werden kann - gut. Ich habe, wir haben dem mit Bauchweh zugestimmt, weil für mich nach wie vor nicht klar ist, warum nicht im neu gebauten Wien Museum, das sehr viel Geld bekommt, wo sehr viel Neuausstellung ist, Platz und Raum ist, um den Prater, welcher ein wichtiges Wahrzeichen der Stadt ist, auch dort zu würdigen beziehungsweise dort darzustellen, was es ist. Das würde doch die Menschen, die eh ins Wien Museum gehen, auch über die Geschichte des Praters informieren. Das wäre gar nicht so schlecht, aber gut, sei‘s drum. Stattdessen gibt es einen neuen Venue und im Juni letzten Jahres haben wir dem auch zugestimmt.
Jetzt haben wir, wie wir heute auch in der Diskussion schon gehört haben, am Freitag vor Pfingsten um 16 Uhr die Information erhalten, dass dieses Pratermuseum um 2,6 Millionen EUR teurer sein soll, nämlich auf 4,1 Millionen EUR soll es erhöht werden. Es gab einen kurzen zehnzeiligen Text, der uns informiert, dass der Bau außerdem ganz anders ist. Es muss abgerissen und neu gebaut werden. Gut, man kann auch statt einer Nachnutzung neu bauen, man kann auch sagen, es ist ökologischer, dagegen will ich nicht sprechen, man kann auch investieren, wenn ein Betrieb in der Zukunft besser sein soll, aber es braucht eine öffentliche Debatte darüber, wenn wir ein Projekt um das Dreifache der Kosten erhöhen. Es braucht eine öffentliche Debatte darüber, und es braucht eine Präsentation, warum das jetzt so wichtig ist.
Was besonders irritierend ist, ist, dass Matti Bunzl dort dann anwesend war und uns erzählt hat, was das Pratermuseum soll. In diesem Gespräch ist herausgekommen, dass man schon seit spätestens Oktober, wenn nicht schon seit September, im Austausch mit dem Stadträtinnenbüro ist, dass das Projekt total umgeschrieben werden soll, dass es auf Grund des Inputs vom Architekten die Idee gibt, das überhaut umzuplanen. Warum war in dem ganzen halben Jahr dazwischen nicht die Zeit, einmal im Ausschuss über die Veränderung der Projektpläne zu berichten? Warum konnten wir das nicht einmal sehen? Ich bin mir sicher, es gibt einige konstruktive Mitglieder in diesem Ausschuss, die durchaus bereit sind, Projektplanungsänderungen zur Kenntnis zu nehmen oder mitzutragen, aber nicht, wenn sie überhaupt nicht eingebunden sind. (Beifall bei GRÜNEN, ÖVP und FPÖ.)
Auch im Nachtrag konnten wir bisher keine konkreten Kostenschätzungen sehen. Es ist nicht ausgeführt, wie der zukünftige Betrieb des dann nach dem Neubau dreigeschoßigen Hauses sein soll, woher die Kosten für das Personal, das dort sein wird, beglichen werden, wie die Veranstaltungen, die dort stattfinden sollen, im ersten öffentlichen Raum überhaupt finanziert werden sollen. Es heißt lapidar und mündlich: Das wird aus dem Gesamtbudget des Wien Museums bestellt werden.
Insgesamt frage ich mich dann aber, was das heißt, wo dann im Wien Museum sonst eingespart wird. Heißt es, dass es dort weniger Geld für Forschung geben wird? Heißt es, dass es weniger Personal im neuen Wien Museum geben wird, das doch auch ein Ankerprojekt, ein Zukunftsleuchtturm, ein Kulturleuchtturm sein soll und das ja auch ein tolles Gebäude sein wird, wie wir jedes Mal im Ausschuss erfahren, wenn wir hören, wie die Baukosten weitergehen. Was wird dann dort eingespart, damit es im Pratermuseum verwendet werden kann? Darüber haben wir keine Informationen bekommen, das wäre aber die Basis, um die Pläne richtig einzuschätzen und dann noch eine qualifizierte Meinung dazu abzugeben.
Stattdessen haben wir eben den Antrag auf Budgeterhöhung bekommen, und erst durch die Kritik von allen Oppositionsparteien ist es dann auch wirklich zu einer Übergabe des Renderings gekommen. Ich möchte mich hiermit herzlich bedanken, dass wir dieses Rendering dann bekommen haben. Das ist ein guter erster Schritt und vielleicht können dem weitere folgen. Eine konkrete Kostenschätzung, außer mündlichen Zusicherungen, steht aber leider noch immer aus. Mich würde es sehr freuen, wenn wir vielleicht dieses Projekt oder wenn Sie vielleicht dieses Projekt des Pratermuseums so lange aufschieben würden, bis das Wien Museum steht. Dann weiß man, was dort integriert werden kann, was dort nicht integriert werden kann und dann kann man noch einmal über eine Neugestaltung des Pratermuseums reden. Das wäre ein sinnvoller nachhaltiger Zugang.
Ich freue mich, wenn wir im Kulturausschuss auf Diskurs und Austausch von Argumenten Wert legen, ich glaube aber, dass wir das in Zukunft vielleicht besser machen und noch mehr Informationen bekommen können. Für die Reise zu den Ankerzentren nächste Woche, die Sie jetzt geplant haben, möchte ich mich sehr bedanken, ich finde, das ist eine Art, wie wir gut miteinander arbeiten können. Wir lernen jeder alle Projekte kennen und können uns eine Meinung dazu bilden - so stelle ich mir die Ausschussarbeit vor. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke, auch für die Desinfektion. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist
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