Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 111
möchte wirklich nicht in der Haut der Eltern stecken, die da monatelange im Dunkeln gelassen wurden.
Dass die richtigen Personen, die zur Verantwortung gezogen werden müssen, gehen müssen, das haben natürlich jetzt Sie zu verantworten, Herr Bildungsstadtrat. Ich bin froh, dass Sie das aufklären wollen, wir werden Ihnen dabei auch ganz sicher auf die Finger schauen, haben aber volles Vertrauen, dass das passieren wird. Dass Sie da nicht in die Kommunikation mit einbezogen oder erst jetzt einbezogen wurden, das setzt dem Fass ein bisschen die Krone auf. Wenn man selbst so einen Fall, der tatsächlich der heikelste in Ihrer Amtszeit als Bildungsstadtrat ist, Ihnen da eigentlich nicht alles erzählt beziehungsweise eigentlich gar nichts erzählt, dann frage ich mich schon, was Ihnen in dieser Stadt eigentlich noch alles nicht erzählt wird. Da tun Sie mir wirklich, wirklich leid.
Schlussendlich werden wir alles daransetzen, dass Eltern den Institutionen, denen sie ihre Kinder anvertrauen, wieder vertrauen können, denn auch diese haben es sich überhaupt nicht verdient, dass sie so in Misskredit geraten, nur weil seitens der Stadt Wien versucht wurde, Vorwürfe zu vertuschen, unter den Tisch zu kehren. Wir möchten auch die Anwälte von Kindern und Eltern sein, wir werden weiterhin volle Transparenz und Kontrolle einfordern, wir werden schauen, dass wir das Vertrauen wiederherstellen, das Sie fahrlässig verspielt haben.
Am Ende möchte ich doch noch sagen, dass es mir sehr leid tut, vor allem für die männlichen Pädagogen, die jeden Tag großartige Arbeit leisten, und durch Ihr Verhalten der Nicht-Kommunikation auch in Misskredit geraten. Ich kann Ihnen versichern, Sie tun ihnen damit überhaupt keinen Gefallen. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Janoch. Sie sind am Wort.
GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Wienerinnen und Wiener! In diesem Fall auch einen herzlichen Gruß, trotz allem, an alle betroffenen Familien!
Die heutige Dringliche Anfrage unter dem Titel „Umgehende Aufklärung des medial kolportierten Vorwurfes des Vertuschens von Missbrauch in einem Wiener Kindergarten“ ist wichtig und notwendig, um jetzt endlich genauer hinzusehen. Missbrauch ist eine Tat, die oft im Geheimen gehalten wird, ein Tabuthema, über das der Schleier der Stille gelegt wird. In einem Wiener Kindergarten ist nun das Schweigen gebrochen worden, ein Jahr danach.
Was ist tatsächlich vor einiger Zeit vorgefallen? - Ich möchte jetzt aus elementarpädagogischer Sicht darauf eingehen und mich für den Schutz der Kinder vor jeglicher Gewalt aussprechen. Jedes Kind hat das Recht, den Kindergarten als Ort der Sicherheit, des gegenseitigen Vertrauens und der Bildung zu erfahren und zu erleben. Kinder müssen in unserer Stadt einen besonderen, umfassenden Schutzauftrag unterliegen, sowohl vor Gefährdungen im familiären Bereich als auch im institutionellen Kontext. (Beifall bei der ÖVP.)
Als Kindergärtnerin möchte ich jetzt nun folgende Punkte ansprechen, bei denen ich der Meinung bin, dass sie in der Elementarpädagogik absolut notwendig sind. Es braucht neben qualifiziertem Personal eine permanente Reflexion und Supervision innerhalb des Teams, stetige Kontrollen der Einrichtungen, eine effiziente Elternarbeit, eine Sensibilisierung für potenzielle Gefährdungsrisiken und ein festgelegtes Interventionsverfahren. Jede pädagogische Einrichtung muss über ein Kinderschutzkonzept verfügen, das in ihrer Konzeption fest verankert ist. Es beinhaltet, wie Kinder in der Einrichtung vor Gewalt geschützt werden können, welche Maßnahmen man treffen kann oder auch ergriffen werden, wenn es zu Übergriffen kommt, sei es unter den Kindern, aber auch bei Fehlverhalten oder Gewalt durch pädagogisches Personal.
Das Ziel muss definitiv eine effektive Präventionsarbeit sein. Schutzkonzepte in den Kindergärten sind notwendig, das bietet den Kindern Sicherheit, es hilft den pädagogischen Fachkräften, sich richtig zu verhalten. Für die Konzeptionserstellung ist es auch wichtig, externe Experten mit einzubeziehen. Ausreichend Angebot im Rahmen von Fortbildungen, Ausbildungen und auch Weiterbildungen muss für Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung stehen und auch garantiert sein. Es ist auch wichtig, Kooperationen mit externen Fachberatungsstellen, wie zum Beispiel Jugendämtern, sicherzustellen.
Ich glaube, man kann immer wieder optimieren, dass diese Zusammenarbeit funktioniert. Hierfür braucht es auch in der pädagogischen Arbeit eine Verknüpfung des Begriffes Kindeswohl mit Faktoren wie Fachwissen und auch persönlichen Erfahrungen. Kinder haben Rechte und Kinder brauchen Erwachsene für deren Wahrnehmung oder Realisierung, auch PädagogInnen des Kindergartens müssen Kinder über ihre Rechte informieren und sie bei der Verwirklichung unterstützen. Alle Kinder müssen ihre Rechte kennen und brauchen Erwachsene, die diese entwicklungsgerecht aufarbeiten und dafür auch geeignete, didaktische Methoden anwenden, insbesondere auch in einem Kindergarten.
Was das unter anderem für Kinder bedeutet: Im entscheidenden, unangenehmen, bedrohlichen und bedrückenden Moment muss jedes Kind die Chance haben, Nein zu sagen. Das Kind muss es wissen, dass der Körper dem Kind selbst gehört und keiner das Recht hat, diesen Körper ungewollt anzugreifen oder zu berühren. (Beifall bei der ÖVP.)
Abschließend möchte ich sagen, die Aufgabe jedes Erwachsenen ist es, die Jüngsten in unserer Gesellschaft zu schützen, sie zu umsorgen und sie auf deren Weg mit Wertschätzung, Respekt und Achtung zu begleiten.
Ich glaube, mein Name steht als letzter auf der Rednerliste und es macht mich traurig, dass Sie noch nicht gesprochen haben, Herr Stadtrat. Trotz allem, trotz allem hätte ich es mir einfach aus pädagogischer Sicht, als Pädagogin gewünscht. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich bin nach Ihnen dran!) - Das ist schön. (GR Thomas Weber: Wir sind da nicht in der Schule!) - Ja,
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