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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 111

 

men haben, aber wirklich diskutieren, muss man ehrlicherweise sagen, können wir den Fall erst, wenn Gerichte geurteilt haben und wenn wir den Bericht der Kommission haben. Also wenn die Diskussion auch so halbwegs seriös wie die heutige verläuft, dann bin ich zumindest zuversichtlich, dass uns gemeinsam tatsächlich ein nächster Schritt zur Verbesserung der Situation für die Kinder in Wien gelingen wird. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Malle. Sie sind am Wort.

 

18.17.38

GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE)|: Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Lieber Herr Oxonitsch!

 

Ja, wir sind nicht das Gericht, das stimmt schon, aber wir dürfen uns schon seitens der Stadt Wien wünschen, dass in so einer heiklen Phase mit solchen Vorwürfen sensibler umgegangen wird, als es jetzt passiert ist.

 

Zwei Fragen hätte ich, weil der Herr Bürgermeister noch anwesend ist: Uns ist immer noch nicht klar, wann Sie in Kenntnis gesetzt wurden, ab welchem Zeitpunkt Sie von der Sache wussten. Vielleicht können Sie das noch aufklären. Was wir auch noch nicht gehört haben, ist eine Entschuldigung vom formal Verantwortlichen. Ich bin schon am Überlegen, ob ich mich entschuldigen soll, weil es eigentlich wirklich peinlich ist, dass wir von keiner Partei bis jetzt gehört haben, es tut uns leid, was da passiert ist. Das ist eigentlich skandalös. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich kürze etwas ab, ich muss Ihnen nichts zum Thema Vertrauen im Kindergarten sagen. Kinder, SchülerInnen, auch in der Schule ist das Thema leider wieder aktuell, können sich in den meisten Fällen nicht aussuchen, mit wem sie den Großteil ihres Tages verbringen. Sie sind auf unsere soziale, emotionale und inhaltliche Kompetenz angewiesen, sie stehen in Abhängigkeitspositionen. Wenn diese Machtpositionen ausgenutzt oder noch schlimmer, hier mutmaßlich missbraucht werden, dann ist das einfach erdrückend, mir fehlen wirklich die Worte. Wer immer noch glaubt, dass das irgendwie so ein Vorfall ist, den man so einfach wegschweigen kann, der schaut sich bitte den Report von gestern an. Mir ist nach diesem Bericht wirklich schlecht geworden und mir fehlen auch für diese Rede, ich merke es gerade selber, eigentlich extrem die Worte. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Gerade der Kindergarten ist ja von Nähe gekennzeichnet und lebt von Vertrauen. Mein Kollege Stadler und ich konnten uns wie viele andere PolitikerInnen, auch anderer Parteien, erst unlängst davon überzeugen, als wir einen Tag in einem Kindergarten mitgearbeitet haben, wie schnell Kinder eigentlich Vertrauen zu Erwachsenen entwickeln, was ja grundsätzlich in pädagogischen Kontexten begrüßenswert ist.

 

Man wird gewisse Dinge nicht verhindern können, das ist schon klar, aber Kinder müssen auch lernen, Grenzen zu setzen, zu zeigen. Das fängt manchmal sogar an beim Bussi von Oma, Opa, Onkel an, welches man nicht haben möchte. Kinder haben auch Rechte, Nein zu sagen, und das müssen sie aber auch erlernen, von einem dreijährigen Kind kann man das nicht erwarten.

 

Natürlich wird man gewisse Dinge mit dem besten Kinderschutzkonzept nicht verhindern können, aber dieser Fokus, was Sexualpädagogik betrifft, fehlt meines Erachtens in der Elementarbildung komplett, da ist auch in den städtischen Betreuungseinrichtungen sehr viel Luft nach oben, damit Kinder wissen, was nicht sein darf, was nicht normal ist und was sie nicht erleiden müssen. Auch Eltern müssen absolut darauf vertrauen, dass sie ihr Kind in die besten Hände geben, dass für Schutz gesorgt ist, für das Kindeswohl gesorgt ist.

 

In gewisser Weise sind die Eltern ja auch genauso ausgeliefert, und das Vertrauen wurde auch durch die Art der Kommunikation seitens der Stadt nachhaltig zerstört. Da wird man sich schon die Frage stellen müssen, ob da auch die richtigen Personen zur Verantwortung gezogen wurden. Das muss Gott sei Dank nicht ich klären, aber ich hoffe schon, dass Sie, Herr Bildungsstadtrat, das so, wie Sie es versprochen haben, dann auch wirklich tun werden, dass da vielleicht auch andere Personen zur Verantwortung gezogen werden. Ich wünsche Ihnen, Herr Wiederkehr, dass Sie überall in der Stadt auch Leute haben, denen auch Sie hundertprozentig vertrauen können, denn ich habe das Gefühl, dass das derzeit nicht so ist. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ja, da bin ich auch beim Kollegen Stadler, da haben Sie mir zum ersten Mal auch ein bisschen leidgetan, das muss ich ganz ehrlich sagen.

 

Bei allem Verständnis dafür, dass die Staatsanwaltschaft mit dem Fall betraut ist, ist es verwerflich, da keinen transparenten Zugang gewählt zu haben, keinen offenen Umgang, der die Eltern sensibilisieren würde, der Verhaltensänderungen bei Kindern, die sich da im Normalfall halt nicht so artikulieren können, thematisieren würde. Es ist nicht nur diese Nicht-Kommunikation über 13 Monate fragwürdig, sondern auch die Tatsache, dass keine Psychologinnen und Psychologen für Eltern und für Kinder herangezogen wurden.

 

Man kann sich kaum vorstellen, durch welche Hölle Eltern gehen müssen, die jetzt ein Jahr später von diesen angenommenen Vorfällen erfahren und sich jetzt auch Vorwürfe machen, weil sie Verhaltensänderungen falsch gedeutet haben. Wutanfälle, Angst vor PädagogInnen, Kinder, die wieder ins Bett gemacht haben, schwere Verletzungen im Genitalbereich der Kinder: Also mir wird wirklich, wirklich schlecht, wenn ich nur daran denke. Auf einmal scheint auch klar, warum ein Arztbesuch zu dem Zeitpunkt notwendig war.

 

Statt aber zeitgerecht einen Elternabend einzuberufen, Sie können nichts dafür, Sie (in Richtung VBgm Christoph Wiederkehr, MA) haben es ja auch nicht gewusst, der die Verdachtsmomente sensibel thematisiert, man kann ja durchaus etwas sensibel thematisieren, gibt’s von der Stadt ein Jahr lang eine Vertuschung, das muss man klar benennen, und immer noch keine Entschuldigung. In diesem einen Jahr konnte viel passieren, vieles lässt sich vielleicht nicht mehr rekonstruieren, Kollege Ellensohn hat das auch schon erwähnt. Ich

 

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