Gemeinderat, 21. Sitzung vom 30.03.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 94
tertreffen. Vielleicht mag es auch daran liegen, dass man einfach am Spielplan festhält. Mir ist schon klar, im Theater hat man Langfristpläne. Dennoch haben andere Theater, wenn man sich zum Beispiel das Theater im Park mit Michael Niavarani anschaut, auch reagiert. Das Burgtheater hat ebenfalls reagiert, das Theater an der Josefstadt hat ebenfalls reagiert. Und alle kämpfen mit dem gleichen Problem der Pandemie, das ist mir natürlich auch bewusst.
Wenn man aber derartig spendabel ist, mit 9,5 Millionen EUR der Stadt Wien, dann muss man auch die Auslastung als Parameter hernehmen. Wenn man eine Auslastung von 37 bis 41 Prozent hat und dann stolz ist auf einen Monat, in dem man plötzlich 69 Prozent hat, dann muss man schon dazusagen, dass es einem einzigen Mann zu verdanken ist, dass man plötzlich so eine gute Auslastung hat, nämlich den 2 ausverkauften Konzerten des geschätzten, auch Politikkollegen, Marco Pogo, Turbobier.
Jetzt wird Marco Pogo alleine das Volkstheater nicht retten. Deswegen noch einmal ganz konkret meine Frage: Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, nicht nur beobachten, denn es liegt in Ihrer Zuständigkeit, und Sie haben Möglichkeiten, da einzugreifen, dass das Volkstheater nicht nur außen wunderschön ausschaut, sondern auch innen endlich das verspricht, was man von außen bekommt?
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Herr Gemeinderat, ich muss sagen, hier sind so viele falsche Behauptungen. Sie beginnen eigentlich mit einer Unterstellung einer Missachtung des Rechnungshofes. Habe ich das gesagt? Ich glaube, ich habe genug Zeugen, die beweisen können, dass ich das nicht getan habe. Ich habe nur gesagt, dass die Zahlen und die Kennzahlen, die Sie heranziehen, aus diesem alten Rechnungshofbericht gezogen wurden und insofern für die jetzige Leitung nicht relevant sind und dass die jetzige Leitung und die jetzige Situation doch bitte im Verhältnis zu anderen Theatern gesehen werden müssen.
Um Maßnahmen zu ergreifen, brauchen wir erst einmal eine professionelle, sachliche und nicht von einem Misswollen geleitete Analyse. „Facts and figures!“ Und zu Ihren „figures“, zu Ihren Zahlen, kann ich nur sagen: Die sind sehr phantasievoll. Sie stellen sie in den Raum, ohne irgendeine Angabe von Quellen. Nach meiner Kenntnis sind diese Zahlen nicht haltbar, und daher kann ich auf sie auch nicht reagieren, werde ich auch nicht reagieren.
Selbstverständlich reagiert das Theater permanent in seinem Spielplan auf die jeweilige Situation. Die Theater - wir haben es im Burgtheater, wir haben es in der Josefstadt, wir haben es in anderen Theatern - sind gebeutelt von Corona, von Absagen, von Umplanungen. Natürlich. Und dass dann ein Konzert immer wieder auch etwas rettet: Na, sicher. Ich kann Ihnen sagen, es stimmt eben nicht, „humanistää!“ ist seit dieser Nominierung ausverkauft.
Wenn Sie dort hingehen und vielleicht ein paar Plätze leer finden, ist es auch der Tatsache geschuldet, dass auch Publikum, oh Wunder, erkranken kann und auch Publikum in Quarantäne ist oder auch Publikum angesichts unglaublicher Inzidenzen sich gut überlegt, ob die bereits gekaufte Karte in Anspruch genommen wird oder nicht.
Es sind auch die Abo-Zahlen, die überall einbrechen, in allen Theatern, bis vielleicht auf die Josefstadt. Auch die kämpft sehr, ist aber ein sehr tradiertes Haus mit einem traditionellen Theaterpublikum, das eben auch auf Abo setzt. Welcher Tor - sage ich einmal unter Anführungszeichen - einer jüngeren Generation würde aber in Zeiten, wo ständige Spielplanänderungen vorliegen, jetzt ein Abo nehmen? Also das Abo-System müsste in Zukunft einfach sehr flexibel gestaltet werden. Und das ist zum Beispiel ein Steuerungsmechanismus.
Ich sehe im Moment keine Notwendigkeit, diesen Pfad, den das Volkstheater jetzt geht, und dieses Profil in irgendeiner Art und Weise einzuschränken. Ich werde aber genau beobachten, ab welchem Zeitpunkt ich genug „Hard Facts“ habe, um auch wirklich zu schauen, inwieweit das Volkstheater wirtschaftlich anders agiert als andere Theater. Wir werden auch sehen, inwieweit sich diese Entscheidung des Theaters, vor Weihnachten zuzumachen, auswirkt. Ich habe diese Entscheidung nicht mit großem Wohlwollen gesehen. Ich konnte es aber nachvollziehen, weil es in diesem Zeitraum nicht zu Mehrkosten geführt hat. Das werden wir sehen.
Die dem Rechnungshofbericht zugrunde gelegten Änderungswünsche und Einschränkungen respektive Strukturveränderungen wurden auch dementsprechend angegangen. Wir werden auch den kaufmännischen Leiter in einem Gespräch halten, um zu sehen, ob diese Punkte auch zur Zufriedenheit aller umgesetzt wurden.
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Die 2. Zusatzfrage der FPÖ wurde zurückgezogen. - Daher kommen wir zur 3. Zusatzfrage von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Berner, bitte.
GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Ich habe eine kurze Frage, die sich nicht auf die Sanierung des Volkstheaters bezieht, sondern auf das sogenannte Junge Volkstheater. Vor der neuen Direktion hat es etwas gegeben, das Junges Volkstheater geheißen hat, ein Versuch, junge Leute mehr ins Theaterleben zu integrieren und damit auch Partizipation zu schaffen, aber auch neues Publikum für die Zukunft zu gewinnen.
Jetzt ist die Frage: Wie geht es weiter mit Junges Volkstheater? Ist es im Plan, dass so etwas wieder entsteht? Ich weiß nicht davon, dass es im Moment funktioniert, aber gut, es war Lockdown.
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Frau Stadträtin.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ich danke für die Zusatzfrage. Ich muss sagen, dass ich in diesen unterschiedlichen Phasen nur gewusst habe, dass dieser Raum teilweise für Proben genutzt wird, dass man versucht, junges Publikum mehr an das Haupthaus zu ziehen. Das war ja auch eine Spielplanentscheidung seitens der vorherigen Leitung, da eine große Hauptbühne zu
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