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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 23.02.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 93 von 128

 

einer Unter- und manchmal auch zu einer Fehlversorgung von Patientinnen und Patienten kommen kann.

 

Im Jahr 2008 gab es erste Schritte zur Vernetzung des elektronischen Systems der Spitalsträger zwischen Ordensspitälern und dem Wiener Gesundheitsverbund, um eine interaktive Möglichkeit des Austausches zwischen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten und den Pflegerinnen und Pflegern zu gewährleisten. Das bietet natürlich einen immensen Vorteil, einen immensen Vorteil der Zeitersparnis, aber auch der Ressourcenersparnis.

 

Ich bin natürlich gefragt worden: Warum schaut ihr nicht im ELGA nach, das im niedergelassenen Bereich viele Vorteile bildet, weil man dort Patientenbriefe und Laborbefunde abgespeichert hat. Im Spitalsbereich ist allerdings der Zugriff auf ELGA sehr zeitaufwändig und unübersichtlich, weil diese Befunde alle sehr ungeordnet abgespeichert sind. Ich habe gestern mit einem ELGA-Vertreter gesprochen. Das ist ein großer Gesundheitsanbieter, der vor allem Daten abspeichert und der europäischen Datenschutzrichtlinie unterliegt.

 

Welche Befunde in welcher Form dort abgespeichert werden, obliegt eigentlich denen, die es eingeben, und das sind hauptsächlich die Spitalsträger. Das heißt, im Moment ist es nicht möglich, CT-Befunde, Röntgenbilder oder MR-Bilder abzurufen, die allerdings zur Beurteilung einer Erkrankung, zur Einleitung einer Diagnose oder einer Therapie sehr wichtig sind. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Ein Patient hat einen Herzinfarkt und wird zum Beispiel ins Hanusch Krankenhaus eingeliefert und dann zur Herzoperation im Krankenhaus Floridsdorf vorgestellt.

 

Wir können allerdings die Bilder nicht sehen und das geht nicht, jemanden auf Basis einer mündlichen Übergabe zu operieren. Noch schlimmer ist es bei Notfällen. Auch da werden teilweise Befunde oder Bilder mit Taxi oder unter den Medizinern per WhatsApp oder SMS verschickt. Das ist natürlich im Jahr 2022 keine Qualität.

 

Wir setzen uns dafür ein, dass eine ordentliche digitale Vernetzung und Kommunikation unter allen Wiener Spitälern möglich sein soll. Es kann nicht sein, dass Patienten unentwegt Doppelbefunde einheben müssen - das heißt, ein Blutbefund wird in einem Spital erhoben, einen Tag später im nächsten Spital erhoben - oder dass Patientinnen und Patienten mit CD-ROMs oder irgendwelchen ausgedruckten Röntgenbildern durch ganz Wien geschickt werden. Es kann auch nicht sein, dass Bilder, vor allem Röntgenbilder mit dem Taxi in Wien herumchauffiert werden und dass Ärztinnen und Ärzte vor allem im Wiener Gesundheitsverbund stundenlang warten müssen, bis ihre EDV-Systeme endlich wirklich funktionieren.

 

Deswegen bringen wir einen Beschlussantrag zur Vernetzung aller Wiener Spitäler ein, die vorangetrieben werden soll und für die eine zeitnahe Umsetzung erarbeitet werden soll. Dazu soll eine interprofessionelle Arbeitsgruppe eingesetzt werden und gegebenenfalls auch entsprechende Finanzmittel bereitgestellt werden. Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Huemer. Ich erteile es ihr.

 

19.23.42

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Auch die Zuseherinnen und Zuseher begrüße ich sehr herzlich!

 

Zu den Ordensspitälern möchte ich mich meinen VorrednerInnen anschließen. Sie leisten eine wichtige Arbeit in der Stadt, sie sind eine wichtige Säule in der Gesundheitsversorgung, und ich möchte auch betonen: Sie sind auch die Einrichtungen, die Unversicherte behandeln. Ich glaube, das ist eine wirklich wichtige Leistung, die man hier auch einmal erwähnen muss.

 

Zu meinen VorrednerInnen möchte ich nur kurz sagen, von hinten angefangen: Danke, Herr Gorlitzer, für Ihren Antrag. Es ist tatsächlich erschreckend, wie im Zeitalter der Digitalisierung die Akten und die Befunde noch herumtransportiert werden müssen, und ich glaube, nicht nur zwischen den Häusern, auch innerhalb der Häuser funktioniert das noch immer nicht so wirklich digital. Da einen Digitalisierungsschub voranzutreiben, ist wirklich höchst an der Zeit, vor allem, wenn die Stadt Wien sich als Digitalisierungshauptstadt bezeichnen möchte.

 

Auch an den Kollegen Deutsch: Danke für Ihre Pro-Rede gegen die Abschaffung des Gesetzes für die allgemeine Impfpflicht. Das finde ich definitiv auch hier wieder einmal wichtig, hier zu sagen. Und auch wir werden diesen FPÖ-Antrag natürlich ablehnen. Und auch Ihnen, Kollegin Greco, danke ich sehr herzlich für das Thema Kindergesundheit beziehungsweise KassenkinderärztInnen in Wien.

 

Wir haben da definitiv eine dramatische Unterversorgung, der man ganz schnell etwas entgegenstellen muss. Kinderprimärversorgungszentren, wir haben uns in der Gesundheitsplattform schon darüber unterhalten, sind ein guter Weg, aber es braucht endlich einen Start dafür. Es hilft nicht, wenn sich alle gegenseitig aufeinander verlassen wollen oder hoffen, dass die andere Seite den ersten Zug macht. Da muss zusammengearbeitet werden und das sofort.

 

Ich möchte zum Thema Gesundheit noch das Thema Mental Health hinzufügen, das Thema psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Sie war schon Thema in der Debatte einer vorigen Geschäftsgruppe und ich möchte sie auch noch in die Gesundheitsdebatte einbringen. Die Pandemie ist, ganz oft hier schon erwähnt, das Brennglas auf viele Bereiche und auch auf die Bereiche der Kindergesundheit.

 

Ich bringe heute mit meinen KollegInnen einen Antrag ein, der sich auf Psychotherapieangebote in Wiener Schulen fokussiert. Da soll es Angebote für SchülerInnen und LehrerInnen geben, und zwar in Ergänzung zum bestehenden Angebot, das vom Bund eingerichtet wurde. Kollege Gremel, Sie mögen kritisieren, dass es vielleicht zu spät ist, aber es ist ein ganz wichtiges Angebot seitens des Gesundheitsministeriums. Es ist ein Angebot, während ich in Wien diesbezügliche Schritte weiter vermisse.

 

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