Gemeinderat, 16. Sitzung vom 30.11.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 110
der Armutsbekämpfung sozusagen eindämmen können. Darüber sind wir sehr froh. Trotzdem erhärtet sich der Eindruck, wenn man dann auf den Jahresvoranschlag 2023 schaut, dass die Krise mit 2022 vorbei ist, denn es geht 2023 dann wieder leicht zurück. Diese Annahme teile ich nicht, weil wir die Studien zu wirtschaftlichen Krisen kennen und die haben in der Vergangenheit immer schon gezeigt, dass es vor allem bei armen Menschen eben zu Langzeitfolgen kommt und sich die Armut durch Krisen eben verfestigt. Genau die Zeit, sich von der Krise zu erholen, ist besonders für armutsgefährdete Menschen um ein Vielfaches schwieriger als für Menschen mit einem stabilen Erwerbseinkommen. Weiterhin sehen wir es positiv, dass die Mittel vom FSW auch leicht erhöht wurden. Da gibt es schon noch einiges an Luft an oben. Deswegen bringen wir heute hier auch den Antrag zum FSW ein. Er greift vor allem die Forderung vom Betriebsrat von Obdach Wien auf. Er fordert 500 EUR Corona-Bonus für die MitarbeiterInnen des FSW und für die vom FSW geförderten Trägerorganisationen, denn es ist eigentlich unverständlich, dass nur die MitarbeiterInnen im Bereich der Pflege einen Corona-Bonus kriegen, aber nicht die Personen, die im Sozialbereich arbeiten. Die Corona-Krise hat den MitarbeiterInnen des Sozial- und Gesundheitsbereiches eben viel Kraft und Energie abverlangt. Sie leisten durch ihren unermüdlichen Einsatz einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des sozialen Gefüges der Stadt Wien, egal, ob im persönlichen KlientInnenkontakt oder im Homeoffice. Zeigen wir also hier Solidarität mit jenen, die jeden Tag Solidarität leben und das trotz des oft prekären Arbeitsverhältnisses, in dem sie sich befinden, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Zum Schluss noch zum zweiten Antrag. Hier wollen wir nochmal das Thema Periodenarmut aufgreifen, weil Menstruationsartikel eigentlich so normal sein sollten wie Klopapier. Es ist so, dass wir ja im Jänner schon einen Antrag diesbezüglich eingebracht haben. Der wurde dann dem Ausschuss zugewiesen. Dann wurde er ewig lang behandelt und plötzlich wurde, ich glaube, im September, bekannt, dass es jetzt das Pilotprojekt „Rote Box“ gibt. Wir freuen uns sehr, dass wir hier offensichtlich den entscheidenden Anstoß gegeben haben und setzen uns dafür ein, dass dieses Pilotprojekt jetzt auch weiterfinanziert werden soll und für ganz Wien ausgeweitet werden soll. Wir haben es ja heute schon von der Kollegin Mautz-Leopold gehört, dass das anscheinend jetzt eh geplant ist, dass es ausgebaut wird. Insofern freuen wir uns auf Zustimmung für diesen Antrag, und ich danke Ihnen vielmals für die Aufmerksamkeit.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit wurde punktgenau eingehalten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Greco, selbstgewählte Redezeit fünf Minuten. Bitte, Frau Gemeinderätin!
GRin Dr. Katarzyna Greco, MBA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause!
Ja, ein Mal mehr freue ich mich, über ein Thema hier heute bei dieser Budgetdebatte zu sprechen, das mehr als ein Thema, eine Herzensangelegenheit für mich ist und ich weiß, nicht nur für mich, sondern für viele in diesem Raum, nämlich etwas, was uns verbindet: Frauen, Frauengesundheit und Vorsorge. Frauen sind oftmals das Gesundheitszentrum, die erste Anlaufstelle in einer Familie. Dr. Mama, da kommen nicht nur die Kinder, da docken viele an und das ist ein ganz klarer Auftrag für uns, dort anzusetzen in der Kommunikation. Das ist ein ganz klarer Auftrag, dass wir uns genau dort hinwenden müssen, wenn es um die Themen Gesundheit geht, wenn es um das Thema Vorsorgeprävention geht, in Medien, in Familien es weiterzutragen an diejenigen, die es dann wirklich auch ausführen können.
Ich möchte an dieser Stelle auch an unseren Frauengesundheitsbeirat appellieren, ihnen gratulieren, wir haben ein phantastisches Programm, es sind viele Ideen. Ich möchte an dieser Stelle auch mein großes Lob noch für die Frauenkonferenz aussprechen, Frauengesundheit 4.0, die am 30. September stattgefunden hat. Viele Themen wurden dort angesprochen, genau die Themen, die wir benötigen, um darauf aufzubauen. Aber ein Problem haben wir noch. Es wissen zu wenige Frauen davon, das heißt, tun wir Gutes, tun wir noch mehr Gutes und sprechen wir auch vor allem darüber. Lassen Sie uns gemeinsam das Jahr 2022 ausrufen als das Jahr, wo wir Vorsorge, Frauengesundheit und Gesundheitskompetenz ins Rampenlicht stellen.
Ich möchte auch gleich zwei konkrete Vorschläge und auch dazugehörige Anträge mit der Bitte um Zuweisung hier einbringen. Und zwar Punkt 1, ich habe es schon in einer meiner ersten Reden hier in diesem Haus nennen dürfen, HPV, das Humane Papilloma-Virus, es ist die zweithäufigste Ursache für Krebserkrankungen bei Frauen. Die gute Nachricht hier ist, es gibt eine Impfung dagegen. Selbst die Fachzeitschrift „The Lancet“ hat unlängst erst eine Studie präsentiert. 87 Prozent können bei den gefährlichsten Varianten durch diese Impfung geschützt werden, das sind extrem hohe Zahlen. Heute ist es so, dass Schüler zwischen 9 und 12 Jahren diese Impfung gratis erhalten, bis zum 15. Lebensjahr kostenreduziert, danach belaufen sich die Kosten aber für eine vollständige Impfung auf 624 EUR. Das können wir ändern, das müssen wir ändern und dementsprechend bringen wir hier den Antrag für eine kostenfreie Impfung bis zum 15. Lebensjahr und eine vergünstigte bis zum 26. Jahr ein, denn ja, die Wirkung ist je älter umso geringer, aber immer noch hoch genug, dass wir diese Euros in die Gesundheit investieren. Wir können mit dieser Gesundheit Leid und Krankheit vermeiden. Wir können hier Tod vermeiden. Das ist unsere Aufgabe und eine Chance für unser aller gesundes Leben.
Der zweite konkrete Vorschlag, den ich hier einbringen möchte, richtet sich vor allem an die älteren Frauen in unserer Gesellschaft, die sogenannten Silver Ager. Wenn wir bedenken, dass in Österreich mehr als 5.000 Frauen jährlich neu an Brustkrebs erkranken, dann lautet da wiederum die gute Nachricht: Dank Vorsorge, in dem Fall nämlich der Mammographie und so dazugehörend der Früherkennung, gibt es bei 85 Prozent der Frauen sehr gute Heilungschancen. Es gibt auch Briefe, die hier
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