Gemeinderat, 16. Sitzung vom 29.11.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 98
Abschließend möchte ich noch kurz auf ein zweites, ganz anderes, aber dennoch wichtiges Thema zu sprechen kommen, nämlich auf die Versprechen der Stadtregierung in ihrem eigenen Regierungsprogramm. Wir wissen jetzt, ein Jahr später ist vieles davon sowieso in Vergessenheit geraten oder unter dem Teppich gekehrt, aber ein Versprechen aus dem Regierungsprogramm war es, die Grätzl in unserer Stadt weiter zu beleben und zu stärken. Das bedeutet meinem Verständnis nach auch, dass Kulturangebote in unseren Grätzln stärker sichtbar gemacht werden müssen, nicht nur für Touristen, sondern auch für Wienerinnen und Wiener. Alle Kulturangebote abseits der Inneren Stadt und des Rings leiden nämlich darunter, dass sie in unserer Stadt weniger sichtbar und weniger prominent sind. Was unsere Stadt dazu braucht, ist ein übersichtliches Kulturleitsystem. Wien ist dabei im internationalen Vergleich leider deutlich schlechter aufgestellt als viele andere Städte in Europa.
Als Volkspartei bringen wir deshalb auch dazu einen Beschlussantrag ein und fordern ein gutausgebautes Kunst- und Kulturleitsystem, das unsere Kulturangebote vor allem auch in den Außenbezirken sichtbarer macht und den Wienerinnen und Wienern zeigt, was für Möglichkeiten es in ihrem eigenen Grätzl gibt. Auch dafür bitten wir um Ihre Zustimmung. Vielen Dank.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit war sechs Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Dr. Samel. Ich erteile es ihr. Die selbstgewählte Redezeit ist acht Minuten.
GRin Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer via Livestream!
Wien ist eine weltanerkannte Kulturmetropole, und darauf können wir, glaube ich, sehr, sehr stolz sein. Kunst und Kultur sollen für alle Wienerinnen und Wiener zugänglich sein. Das ist, glaube ich, für unsere Stadt ein essenzieller Bestandteil von sozialem Zusammenhalt und auch ein bedeutendes Element der Wiener Identität, darüber hinaus aber auch ein wirklich wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt selbst. Für viele Touristinnen und Touristen - das haben wir auch schon zuvor gehört - ist gerade das kulturelle Angebot in Wien ein wichtiger Anreiz für einen Städtebesuch. Jeder Euro, der in Kultur investiert wird, kommt mehrfach zurück. Deshalb, denke ich, sind Kunst und Kultur für Wien und ganz Österreich ein enorm starker Wirtschaftszweig.
Die Corona-Pandemie - das haben wir auch schon gehört - hat sich natürlich auch auf die Kultur ausgewirkt. Die Stadt Wien hat aber rasch auf die Lage der Künstlerinnen und Künstler reagiert, wie zum Beispiel mit den Arbeitsstipendien, worauf wir wirklich alle sehr, sehr stolz sein können.
Wien hat einen wirklich exzellenten Ruf als Forschungs- und Wissenschaftsstandort. Wir haben ideale Bedingungen für internationale Forschungsunternehmen im Bereich Pharmazie, Biotechnologie und Medizin. Auch die Life Sciences bilden ein starkes Feld in Wissenschaft und Wirtschaft in Wien. Der Life-Science-Hub hat in Wien eine sehr hohe Forschungsquote von 3,5 Prozent, die über der EU-Vorgabe von 3 Prozent liegt. EU-weit sind wir unter den Top 3. Das schafft Arbeitsplätze und kurbelt unsere Wirtschaft an. Der gerade erhobene Life Science Report 2021 zeigt auch, dass Wien heute unter den Top-5 Life-Science-Standorten in Europa ist. Das ist, denke ich, wirklich sehr beachtlich.
Das Bekenntnis der Stadt zu Forschung und Entwicklung und Produktion wissen auch die rund 600 Life-Sciences-Unternehmen mit rund 41.000 Beschäftigten am Standort Wien zu schätzen. Es freut mich daher ganz besonders, dass es auch im Rahmen der Wissenschaft eine Steigerung im Budget gibt. Das ist wirklich, wirklich toll.
Ich möchte noch ganz kurz auf die drei Schwerpunkte der Wissenschaft für die kommenden Jahre eingehen. Einerseits möchte ich die Erhöhung der Förderung für den WWTF ansprechen, den Kollege Gara auch vorhin schon angesprochen hat, die sich wirklich sehen lassen kann. In den Jahren 2022 bis 2024 sollen nun jährlich jeweils 10 Millionen EUR, in Summe 30 Millionen EUR aufgewendet werden, damit sich die Spitzenforschung in Wien weiter stark entwickeln kann. Mit dieser sagenhaften Erhöhung kann die Attraktivität des Standortes für große wissenschaftliche Talente weiter gesteigert werden.
Dabei ist es vor allem wichtig, zu betonen, dass es sich hier um eine Dreijahresförderung handelt. Diese Mehrfachförderungen, nicht nur im Bereich der Wissenschaft, sind wirklich, wirklich wichtig. Das ist ein starkes Commitment, das gezeigt wird, um die Rolle Wiens als Stadt für Spitzenforschung und Wissenschaft noch weiter zu stärken.
Gerade der WWTF ist für die Stadt ein wichtiger Förderfonds und hat viel vor, wie zum Beispiel eben den Life Sciences Call zum Themenbereich Public Health, die Vienna Research Groups im Bereich Umweltsystemforschung, den Bereich des digitalen Humanismus, das Universitätsstrukturprogramm zur Förderung von mittelgroßer Sachausstattung und Infrastrukturen. All das sind für die Stadt sehr wichtige und relevante Themen, die die Wettbewerbsfähigkeit Wiens stärken.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Complexity Science Hub, der mit einer halben Million gefördert wird. Beim CSH geht es vor allem darum, komplexe Systeme in Wien systematisch auszubauen und die Grundlagen für den sinnvolleren Umgang mit Big Data zu entwickeln. Dazu entwickeln derzeit 40 Forscherinnen und Forscher modernste datengetriebene Analysemodelle, um die Fragestellungen zu den großen Themenbereichen wie zum Beispiel Gesundheit, Umwelt, aber auch die öffentliche Verwaltung mit dem digitalen Zeitalter zu verbinden und dementsprechende Entwicklungsszenarien aufzuzeigen. Künftig sollen bis zu 100 qualifizierte Personen Sinn und Nutzen aus Big Data generieren, um transparente Datengrundlagen für die Entscheidungsfindung zu schaffen, die für unsere Stadt wichtig sind.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist ebenso die Wissenschaftsvermittlung. In diesen Bereich wird ebenso eine halbe Million investiert, um unter anderem die Erstellung eines Förderprogramms zur Wissenschaftsvermittlung
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