Gemeinderat, 16. Sitzung vom 29.11.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 98
beschränken, mussten sich zum Teil umstellen oder konnten eben nicht auftreten. Dem Publikum sind viele lieb gewonnene Abende im Theater, im Konzert oder Ausstellungsbesuche über lange Zeit nicht möglich gewesen und im Moment ja wieder eingeschränkt. Daher ist das natürlich auch zu berücksichtigen, und wir haben uns selbstverständlich dafür ausgesprochen, dass man vor allem die Kulturschaffenden nicht hängen lässt. Da hat ja Wien auch mit vielen Arbeitsstipendien und einer Umschichtung des Kulturbetriebs wie etwa dem Kultursommer viel Hervorragendes geleistet.
Aber es gibt natürlich auch immer die eine oder andere Kritik. Herr Kollege Schmid hat gesagt, wir suchen den Spalt in der Tür - na ja, ich glaube, dass gerade Kritik ja auch wichtig ist, solange sie ernst gemeint ist, solange sie seriös ist. Das entwickelt ja auch die Sache oft sehr positiv weiter. Beim Thema Transparenz bei Förderungen zum Beispiel warten wir immer noch darauf, dass wir Anträge vorgelegt bekommen, damit man eben ein Gesamtbild eines Fördernehmers vor sich liegen hat, um eine entsprechende Entscheidung zu treffen.
Die Kennzahlen, Theaterkennzahlen: Die Vorrednerin, Frau Mag. Berner, meinte, man kann es nicht abhängig von Besuchern machen. Na, ganz unabhängig von Besuchern kann man aber eine Förderung oder eine förderungswürdige Sache auch nicht machen, denn immerhin zahlen die Menschen, die Kultur konsumieren, auch dafür. Einerseits ist das Kulturbudget natürlich im Vergleich zum Gesamtbudget sehr klein, es ist uns immer zu wenig, andererseits ist es natürlich auch sehr viel Steuergeld.
Mein besonderes Anliegen gilt der Musik. Wien ist immer noch die Musikhauptstadt, und ich glaube, darauf muss man schauen. Es wurde vorhin schon angesprochen und ich weiß, dass es nicht in dieses Ressort hineingehört, dennoch müssen wir es immer wieder sagen, und wir hoffen wirklich, dass da auch Druck von Seiten der Kultur kommt - es geht um unsere Musikschulen. Nur 27 Prozent erhalten dann wirklich einen Platz, den sie sich in den Musikschulen der Stadt Wien wünschen. Private Musikschulen bekommen überhaupt nur eine Einjahresförderung, Schulen mit hunderten Schülern, die auch eine entsprechende Administration haben. Im Petitionsausschuss hatten wir ja einen Fall. Diese Musikschulen haben keine Planungssicherheit. Und wenn man heute schaut, aus welchen Musikern sich unsere großen Orchester speisen, dann müssen wir sehr bedauernd feststellen, dass sehr wenige wieder dabei sind, die dann eine Qualifikation haben, um in einem unserer wunderbaren und großen Orchester mitzuspielen. Das finde ich sehr bedauerlich. Wir tun auch leider viel zu wenig dazu, um die Kinder hin zur Musik zu führen. Gerade jetzt in Zeiten des Lockdowns konnte ich es in meinem persönlichen Umfeld erleben, wie wunderbar das ist, wenn in einer Familie die Kinder ein Instrument spielen, als sich dann auf Grund der Zeit, die man plötzlich zu Hause verbringt, ein kleines Hausorchester gefunden hat.
In der Stadt Leipzig, die ja auch extrem musikaffin ist, gibt es eine ganz tolle Einrichtung, die Lange Nacht der Musik. Da darf das Publikum in die Wohnungen gehen, wo gespielt wird - kammerorchestermäßig zusammengesetzt oder ein Einzelner am Klavier oder eine Einzelne mit Instrument. Das ist auf jeden Fall eine sehr interessante Sache. Davon sind wir als Musikstadt Wien leider, leider im Moment sehr weit entfernt. Ich glaube, die musische Erziehung ist eines der wichtigsten Dinge, sie bereichert die Kinder und macht sie glücklich. Sie verbindet und sorgt auch dafür, dass dann auch in anderen Schulfächern plötzlich ein Aufschwung entsteht, sollte der nicht vorhanden sein, weil es auch unheimlich viel Selbstbewusstsein bei den Kindern schafft, und irgendein Talent, sei es jetzt im Zeichnen, im Bühnenspiel oder in der Musik, hat nämlich jedes Kind.
Ich darf, sehr geehrte Damen und Herren, auch noch einen Beschlussantrag einbringen. Ich bedanke mich dafür, dass wir diesen gemeinsam zuweisen, weil es mir wirklich ein großes Anliegen ist. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit ein Kirchenkonzert besucht, bei dem die Komponistin Marianna von Martines gespielt wurde, eine vergessene Komponistin, die 1773 als erste Komponistin in die Accademia Filarmonica in Bologna aufgenommen wurde, also eine wirkliche Pionierin. Sie hat einen Salon geführt und eine Musikschule für Frauen in Wien ins Leben gerufen. Sie ist dann leider vergessen worden, weil man einer Komponistin diese Ehre nicht erwiesen hat, die ihr zweifellos gebührt. Im Antrag steht es, ich darf alle, die es interessiert, darauf hinweisen. Es gibt eine wunderbare Dokumentation über diese Komponistin, und wir würden uns sehr wünschen und stellen den Antrag, dass ihr eine Verkehrsfläche in Wien gewidmet wird.
Wichtig in unserer Stadt sind natürlich auch die Denkmäler, und ich stelle einen zweiten Antrag, der den Erhalt von Denkmälern in der bestehenden Form fordert. Nicht, dass Denkmäler in Wien zerstörerischen Gewaltakten ausgesetzt wären, aber man kann über alles diskutieren, kann auch entsprechende Tafeln anbringen, Informationen anbringen. Ich glaube, die Denkmäler, so wie sie geschaffen wurden, sollten wir auch in dieser Form bestehen lassen, vor allem, wenn sie in Zeiten geschaffen wurden, die insgesamt politisch außer Diskussion stehen.
Auch ich darf mich für die Zusammenarbeit im Ausschuss bedanken und für die Arbeit der Mitarbeiter. Ich darf jetzt meine beiden Anträge einbringen.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war neun Minuten, die Restredezeit für die FPÖ ist daher drei Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Die Restredezeit seiner Fraktion ist sieben Minuten, und die stelle ich auch ein.
GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen!
Ich bin wirklich sehr stolz darauf, was wir im Budget Kultur und Wissenschaft zustande gebracht haben, denn wir haben eigentlich den Bereich Förderung von Forschung und Wissenschaft um 60 Prozent gesteigert. Das ist gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Wissenschaft eine solche Bedeutung im Bereich der Corona-
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