Gemeinderat, 14. Sitzung vom 28.10.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 92
der es immer herausfordernder wird, sich zu orientieren? Denn wie wir alle wissen, hat sich die Zahl der Kommunikations- und Informationskanäle vervielfacht. Zu den traditionellen etablierten Medienkanälen kommen durch die voranschreitende Digitalisierung immer neue Kommunikationsinstrumente hinzu. Sprich, während ich meine 95-jährige Oma noch mit Printmedien erreiche, holen sich meine Neffen mittlerweile sämtliche Informationen aus dem Netz. Und auch da gibt es schon wieder Abstufungen, welche Altersgruppe sich auf welchen Social-Media-Kanälen informiert. Das heißt, es war noch nie herausfordernder als jetzt, die Aufmerksamkeit der Wienerinnen und Wiener zu gewinnen. Und darüber hinaus werden auch die klassischen Zielgruppen auf Grund immer individualisierterer Lebensmuster zunehmend schwerer erfassbar.
Daher haben Bgm Ludwig und Medienstadtrat Hanke, wie wir schon gehört haben heute, schon 2018 den Anstoß gegeben, die Wiener Stadtkommunikation systematisch weiterzuentwickeln. Diese Neuausrichtung ist ein laufender Prozess, bei dem natürlich auch die Kosteneffizienz einen wichtigen Faktor darstellt. Denn schließlich arbeitet die Stadt Wien mit Steuergeldern, die mit größter Sorgfalt und Verantwortung eingesetzt werden. Wie Kollege Neumayer vorher schon erläutert hat, gelingt uns dies mit Rahmenkommunikationsplänen.
Welche Akzente haben wir also in den letzten Jahren gesetzt? Erstens, wir planen unseren Medienauftritt beziehungsweise Informationsinserate evidenzbasiert auf Grund der nun bereits zum dritten Mal durchgeführten und schon mehrmals erwähnten Mediendiskurs-Studie. Was heißt das? Ein Mal pro Jahr werden zirka 2.000 Wienerinnen und Wiener ab 16 Jahren zu ihrer Mediennutzung befragt. Das heißt, die zentrale Frage dabei ist, zu welchen Themen informieren sich die Wienerinnen und Wiener in welcher Qualität sowie auf welchen Kanälen und wie findet Informationsaustausch unter den immer komplexeren Bedingungen statt. Die Studie ist transparent im Internet abrufbar und bietet solide empirische Daten zu Themeninteressen, Informationsverhalten und Medienpräferenzen der Wienerinnen und Wiener. So fand man 2021 zum Beispiel heraus, dass Gesundheit wie bereits 2020, no na bei einer Pandemie, auch 2021 zu den Top-Themen zählte. An Bedeutung gewonnen haben unter anderem aber Themen wie Nahversorgung oder Parks und Erholung. Die Nutzung von Social Media und Nachrichtenseiten im Internet werden im Vergleich zum Vorjahr noch häufiger genutzt.
Und die Studie zeigt uns, dass sich die Befragten von der Stadt Wien erwarten, vermehrt via Internet, TV und Radio auf dem Laufenden gehalten zu werden. Dem kommen wir bereits mittels Medienkooperationen in TV und Radio sowie durch den Ausbau des Online- und Social-Media-Bereichs sowie des Onlinemarketings nach. Das heißt, wir sehen hier, dass es einen guten crossmedialen Mix braucht, um unsere Botschaften auch an die Zielgruppen zu bringen, die wir erreichen wollen. Und hier sehen wir auch schon den großen Unterschied zur mutmaßlichen Inseratenkorruption im Bund, die der vorliegenden Dringlichen Anfrage zugrunde liegt. Während dort der Verdacht besteht, dass sich Politiker mit Steuergeldern mittels Inseraten eine positive Berichterstattung und Umfrageergebnisse erkaufen, basiert die Medienplanung in Wien auf transparenten und für alle im Internet nachlesbaren Grundlagen.
Ein weiterer Meilenstein der Fortschrittskoalition in Sachen Transparenz und Medien - der Kollege Ornig hat es vorher schon erwähnt - ist der Jahresbericht zur Stadtkommunikation. Diesen Bericht wird der Presse- und Informationsdienst für die Jahre ab 2021 veröffentlichen, und er wird natürlich auch im Internet zu finden sein. Der Bericht wird sowohl über die Kommunikationsstrategie als auch über inhaltliche Schwerpunkte und quantitative Aspekte des vergangenen Jahres informieren.
Kommen wir nun zur Förderung journalistischer Projekte. Die Förderung wurde mit der Wiener Medieninitiative - wie auch schon meine Kollegin Katharina Weninger erläutert hat - neu aufgesetzt. Sie sorgt für neue Impulse am Medienstandort Wien und unterstützt qualitativ hochwertigen Journalismus, ebenfalls nach transparenten und objektiven Kriterien.
Und ich möchte die Wiener Medieninitiative an dieser Stelle noch einmal betonen, denn im Bund vermissen wir eine vernünftige Weiterentwicklung der Presseförderung, gerade jetzt, wo es diese dringender denn je am österreichischen Medienmarkt bräuchte. Daher hier noch einmal die Eckpunkte: Bei der Wiener Medieninitiative gibt es zwei Förderschienen, Medienstart und Medienprojekt. Über die Förderung entscheidet eine unabhängige Fachjury mit nationalen und internationalen Expertinnen und Experten. Bislang wurden bereits über 70 Projekte gefördert und die Zielsetzung ist es, sowohl etablierte, aber auch junge sowie neugegründete Medienhäuser anzusprechen. Rund die Hälfte der großen Förderprojekte waren Neugründungen. Und mittlerweile gilt diese Förderung, wie wir heute schon gehört haben, auch international als ein Vorbildbeispiel.
Zusammenfassend verfolgen wir in Wien also zwei Ziele: Erstens die Information der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und das Erreichen der gewünschten Zielgruppen und zweitens, Innovation und Qualität im Journalismus zu fördern. Um diese zwei Ziele sauber und transparent zu trennen, liegt die Information im Wirkungsbereich des Presse- und Informationsdienstes der Stadt und die Förderung journalistischer Projekte bei der Wirtschaftsagentur. Um es also auf den Punkt zu bringen: Während der Bund von einer Krise in die nächste schlittert, haben wir in Wien bereits vor Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und unsere Stadtkommunikation neu ausgerichtet. Wir setzen erfolgreich Impulse für qualitativ hochwertigen Journalismus, weil Wien auch hier anders ist.
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Nächster Redner ist Herr GR Mag. Juraczka. Bitte.
GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werter Herr Bürgermeister!
Ich habe das heute schon angekündigt, ich habe mit großem Interesse dieser Debatte gelauscht. Vor allem,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular