Gemeinderat, 12. Sitzung vom 28.06.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 106
rinnen und Wiener. Also: Gebt Künstlern und Künstlerinnen mehr Raum mitten unter uns!
Freiraum für Künstler?, fragen Sie sich, haben wir auch schon einmal abgelehnt. - Wir bringen erneut den Antrag zur Öffnung leerstehender Lokale ein. Vom Raimund Theater spreche ich ja gar nicht mehr viel, das Haus ist längst fertig renoviert, aber es wird ja seit Februar der Saal eingeleuchtet und der Ton installiert - das sagt ihr zumindest immer. Liebe Kollegen und -innen, wir wissen alle, entweder es zieht euch erstens jemand mächtig über den Tisch, denn kein Licht- und Tondesigner, der sein Geschäft versteht, braucht ein halbes Jahr dafür, oder ihr wollt zweitens eben dieses hochsubventionierte Haus für euch behalten. Dieses Haus wurde nun 19 Monate saniert, dennoch haben die Vereinigten Bühnen in dieser Zeit stets die gesamte Fördersumme, 40,2 Millionen EUR, seitens der Stadt bezogen, die Sanierungskosten von 12,76 Millionen EUR zusätzlich. Ein fertigsaniertes Theater, ein riesiges Gebäude, das man für Konzerte, für Präsentationen, Filmdrehs, Pressekonferenzen, Empfänge - schreiben Sie schon dem Raimund Theater, danke - und Proben benutzen kann. Das versteht echt keiner mehr.
Mehr Raum für den künstlerischen Traum, und zwar genau jetzt! - Ich danke Ihnen für Ihr offenes Ohr dafür und für die Gespräche, die wir sehr ehrlich untereinander führen, Frau Stadträtin. Ich bin genau der Meinung von Prof. Kaske, das möchte ich unterstreichen, dass wir konkrete Konzepte und einen respektvollen Austausch pflegen, und das machen wir, dafür möchte ich mich ausdrücklich bei Ihnen bedanken.
Nächste Möglichkeit, ich mache mir ja gerne für Sie Gedanken: Es gibt enorm viele Plakatflächen und Online-Seiten der Stadt Wien. Macht Künstler und Künstlerinnen groß, macht Werbung für sie! Verschaffen Sie ihnen, Frau Stadträtin, ein unübersehbares Comeback, denn wenn das Geld knappt, wird auch die Werbung gekappt, und so beißt sich die Katze in den Schwanz! Und wenn wir schon von Katzen reden, die „Cats“ wollen ja auch gesehen und gehört werden Warum nicht auch die anderen? Also: Kostenfreie Werbeflächen für die Wiener Künstlerinnen und Künstler! Ich bin der Überzeugung, wenn Sie das auch finden, werden Sie eine Möglichkeit finden, das irgendwie zu realisieren.
Der nächste Antrag, den ich heute hier zum Schluss einbringe: Jedes Rennen hat ein Ziel, jede Aufführung sein Finale, jedes Lied seinen klar erkennbaren Refrain. Die Wiener Kulturstrategie ist wichtiger denn je. Wo geht es hin, wie kommen wir dort hin? Wo und wie erhalten wir uns den Namen der Kulturhauptstadt Wien, wie halten wir ihn langfristig am Leben? Die Kulturstrategie wird ausgearbeitet. Momentan für uns eine Blackbox, da wissen wir nicht allzu viel. Liebe Frau Stadträtin, als Sie beim Steirischen Herbst 2017 Ihre herrliche Abschlussrede gehalten haben, da haben Sie noch fern von eigenen Parteigrenzen sprechen können, und da haben Sie von einer Kulturpolitik gesprochen - ich zitiere -, die visionär liberal ist, die nicht opportunistisch auf Mehrheitsfähigkeit schielt. Es ging um die Gründung vom Steirischen Herbst, um genau zu bleiben, eine Politik, die Kunst förderte und noch mehr. - Gern, da sind wir dabei! (Zwischenruf.) - Schön, das freut mich, lassen Sie uns bitte bei nächster Gelegenheit weiter offen darüber sprechen! Die Wiener Kulturstrategie ist ein so wichtiges Projekt, das weit über die Parteigrenzen wirken muss. Ich ersuche Sie daher, das Potenzial, das Sie hier im Gemeinderat vorfinden, auch weiter zu hören. Stellen wir das künstlerische Wien in 10, 20, 30 Jahren auf ein festes Fundament! Ich stelle daher zum Antrag ein Update um Einbindung zu Wiener Kulturstrategien im Namen meiner Kollegen Gorlitzer, Mantl, Sachslehner und meiner Wenigkeit.
Zum Schluss ein paar direkte Worte an Sie, an euch, die in der Kunst tätigen Menschen: Jeder, jede Einzelne, ob Theater, Tanz, Film, Musik, Malerei, Bildhauerei oder Architektur, mit dem, was Sie erschaffen, lässt das in dieser Stadt ganz viel erwachen. Ich wünsche Ihnen und euch einen fabelhaften schönen Sommer, viel Kraft, viel Gesundheit und uns allen mehr Momente mit eurer Kunst, die uns berührt, stärkt und erfreut. - Vielen Dank fürs Zuhören und danke auch für Ihre Aufmerksamkeit, Frau Stadträtin!
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für die Desinfektion. Tatsächliche Redezeit waren dann elf Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Schmid. Selbstgewählte Redezeit sind neun Minuten, die ich jetzt einstelle. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Geschätzte Frau Stadträtin! Frau Vorsitzende!
Es ist immer ein Vergnügen, nach dem Kollegen Eppinger zu reden, ich fühle mich da an die früheren Zeiten, an Ö3 erinnert. Ich habe mir gerade ein bisschen so das Bild vorgestellt, dass ich im Auto fahre, Ö3 höre und sozusagen den Moderator als Poeten wiedererkenne. Es ist immer ein Vergnügen, dir zuzuhören. In einem Punkt muss ich dir widersprechen, nämlich dass du den Falco nicht für die ÖVP reklamieren kannst. Du kannst die Wertschätzung der ÖVP für Falco zum Ausdruck bringen, aber Falco, glaube ich, war doch mit einem großen linken Herz sozusagen behaftet und hat gerade hier im Wiener Rathaus mit Bgm Zilk viele spannende Stunden verbracht. Er war ein großer Kreisky-Anhänger und ein - da sind wir uns einig - phantastischer Künstler und Musiker, dem wir gemeinsam natürlich immer wieder gedenken.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Kunst und Kultur ist in Wien ein großes Thema, nicht nur ein großes Thema, es ist das Hauptthema, ein zentrales Thema der Wiener Politik, und es ist ein Thema, das sich auch in hohem Ausmaß für eine gute Zusammenarbeit der Fraktionen dieses Hauses eignet. Wir haben jetzt in der Krise - und die Corona-Krise war in der Tat eine dramatische Krise - gezeigt, dass Kunst und Kultur wirklich ein Hauptthema ist, und wir haben das dadurch gezeigt, dass man den Künstlerinnen und Künstlern, denen es in der Situation besonders schlecht und dreckig gegangen ist, die entsprechende Wertschätzung entgegengebracht hat. Da gibt es viele internationale Beispiele, wo man in der Krise
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