Gemeinderat, 11. Sitzung vom 23.06.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 109
Berichterstatter GR Christian Hursky: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Eppinger. Ich erteile es ihm.
GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin!
Aus Mist wird ein „must have“, und zwar ein „must have“ für den 19. Bezirk in Wien, nämlich eine Sporthalle für uns alle. Diese Frage beschäftigt die Menschen im Bezirk seit beinahe vier Jahren. Es ist nicht das erste Mal, dass auf einem ehemaligen Mistplatz etwas Großartiges entstehen kann. Ich darf uns alle daran erinnern: Der ganze Donaupark ist auf einer Müllhalde gebaut, und es ist dort dieser riesige Park entstanden. Jetzt gibt erneut ein ehemaliger Mistplatz etwa 3.000 m² her, und die Stadtregierung hat entschieden: Dort hin kommt ein Gemeindebau. Darüber fährt die Eisenbahn. In diesem Fall ist es der 38er, der wenige Meter von dort beziehungsweise zumindest in der Nähe vorbeifahrt.
Wir hören Ihre Stimmen dazu. Erstens heißt es: Eine Sporthalle haben wir, und zwar in der Muthgasse. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich kenne die Gegend sehr genau, das war mein Arbeitsweg bei Ö3 für 22 Jahre. Ich habe mir das sehr genau angesehen. Das ist schön. Aber das, wovon Sie sprechen, ist ein Turnsaal. Von einer Sporthalle sind wir da weit entfernt. Die Muthgasse ist nebstbei, damit wir das auch einmal genau aussprechen, ein wirklich perfekter Ort für mehr sozialen Wohnbau. Zweitens hören wir von Ihnen: Eine Sporthalle geht sich auf dem Platz gar nicht aus! Wie stellst du dir das vor, Eppinger? Außerdem brauchen wir Wohnraum.
Ja. Das Areal an der Leidesdorfgasse ist riesig. Sie spielen hier Gemeindebau gegen Sporthalle aus. Unserer Meinung nach geht sich aber eine Kombi aus Sporthalle und Gemeindebau locker aus. Wohnraum und Sporttraum schaffen: Beides ist möglich, man muss es nur wollen.
Was mich zu Punkt 3 bringt. Wir hören von Ihnen: Das haben wir gar nicht auf dem Plan. - Diesfalls möchte ich Sie an Ihre Magistratsabteilung verweisen. Ich zitiere aus einer Stellungnahme der MA 21 für Flächenwidmung und Stadtteilplanung. Die MA 21 hat sich das Gebiet und den Plan sehr genau angesehen, und was sagt sie? - Ich zitiere: „Der vorliegende Planentwurf steht der möglichen Errichtung einer Sporthalle auf der Fläche des ehemaligen Mistplatzes nicht entgegen.“
Und auch das ermutigt immer mehr Menschen, die Petition „Ja zur Sporthalle Döbling“ zu unterzeichnen. Sie werden das noch von ganz vielen Menschen im Bezirk hören. Sie werden sich noch viel dazu anhören können, warum Sie das nicht einmal in Betracht ziehen. Selbst die Menschen aus dem angrenzenden Karl-Mark-Hof - nicht Marx-Hof - sammeln Unterschriften gegen diesen Neubau.
Was mich zu Punkt 4 bringt. Es wird die Frage gestellt: Woher sollen wir denn eine Sporthalle nehmen, Peter? - Nun ja, ich habe gut aufgepasst. Wir haben im Landessportrat einen sehr respektablen und guten Austausch, und daher weiß ich, dass beim Neubau des Ferry-Dusika-Stadions die Sport & Fun-Halle im Weg steht. Diese kommt weg, aber wohin? - Ja, bitte gern von der Leopoldstadt nach Döbling. Diese kann die Stadt betreiben oder auch ein privater Betreiber.
Fassen wir zusammen: Es fehlt also der politische Wille dafür, für Fußball, Volleyball, Basketball, Handball, Landhockey, Kletter- und Boulder-Wände und für Zuschauer, die ihre Vereine und ihre Sportler anfeuern wollen, Raum zu schaffen. Die 15 Turnsäle im Bezirk sind bei Weitem nicht genug, also Turnsäle, die nicht nur die Schüler und Schülerinnen nutzen können, sondern die auch privat gebucht werden können. Wir sprechen doch in diesen Tagen ganz oft vom Platz, den junge Menschen in dieser Stadt so dringend benötigen, von Möglichkeiten, wo man sich auspowern und austoben kann und wo man einander begegnet. Bitte gerne! Und Sie sprechen auch so gerne von der Sportstadt Wien. Lassen wir es nicht bei dieser Überschrift. Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht wir? Wir in Wien könnten vorzeigen, wie das geht. - Ich bedanke mich.
Ich bedanke mich für die respektvolle Diskussion darüber hier im Gemeinderat und bringe hiermit den Antrag für eine Überarbeitung des Projekts „Wohnen und Sport an einem Ort“ ein. - Vielen Dank.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GRin Novak. Ich erteile es ihr.
GRin Barbara Novak, BA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ja. Es geht immer um die Abwägung von Möglichkeiten, Interessen und der Machbarkeit zur Realisierung von unterschiedlichen politischen Projekten und Vorstellungen. Ja. Es geht auch darum, in Döbling mehr leistbaren Wohnraum zu schaffen. Es gibt nicht viele Möglichkeiten in diesem Bezirk, leistbaren oder geförderten Wohnraum oder einen Gemeindebau zu errichten.
Warum ist das so? - Wir wissen, dass wir dazu auch geeignete Grundstücke brauchen, insbesondere wenn es um Gemeindebauten oder geförderten Wohnbau geht. Allerdings ist in Döbling Grund wirklich Mangelware, und das auch durchaus aus gutem Grund, weil wir dort einen Wald- und Wiesenschutzgürtel haben, weil wir dort unseren schönen Wienerwald haben, weil wir auf Schutzzonen achten, weil wir darauf achten, dass die Lebensqualität im Bezirk durch einen sehr hohen Grünraumanteil auch in Zukunft für die nächsten Generationen noch vorhanden ist.
Deshalb, und weil sehr viel im privaten Besitz ist, und auch in Anbetracht der dazugehörigen Grundstückspreise, ist es nie einfach, für ein Projekt wie einen neuen Gemeindebau im Bezirk auch einen Ort zu finden. Und wie all jene, die sich um genau dieses leistbare Wohnen bemühen - und dazu gehöre ich seit vielen Jahren im Bezirk -, versuchen wir, vor allem Grundstücke zu finden, die im öffentlichen Eigentum stehen.
Jeder, der das ein bisschen beobachtet, weiß, dass zum Beispiel in der Muthgasse wenige bis gar keine noch zu bebauenden Grundstücke im öffentlichen Eigentum stehen, allerdings aber der ehemalige Mistplatz. Und
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