Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 97
halb quadratisch, weil das Raster der Stadtentwicklung in Barcelona halt ein quadratisches ist -, also wenn man sagt, das sind Grätzln mit extrem wenig bis gar keinem Verkehr im Vergleich zu den anderen vergleichsweisen Quartieren der Stadt, mit überragendem Anteil an Grünraum, an Freiraum, an Erholungsraum, Licht in den Wohnungen, dann werden diejenigen, die sich schon ein bisschen länger mit Stadtentwicklung in dieser Stadt beschäftigt haben, draufkommen, dass in Wirklichkeit die Ingredienzien des Gemeindebaus im Roten Wien zum ersten Mal diese Lebensqualität für Menschen, die sich das früher nicht leisten konnten, für Wohnen - menschenwürdiges, lebenswertes Wohnen -, aber auch Infrastruktur, Kindergärten, Gemeinschaftsküchen, Waschsalons, und vieles andere mehr, angeboten haben.
Wenn Sie sich das anschauen, einige dieser Waschsalons sind heute Kulturbegegnungsstätten in den traditionellen Gemeindebauten dieser Stadt geworden. Wir brauchen also nicht so lange, wir brauchen nicht so weit weg zu schauen, um diese Qualität gerade auch in unserer eigenen Stadt wiederzufinden. Und ja, ich bin froh, dass die neuen GRÜNEN das lesen, was die Fortschrittskoalition in ihr Programm geschrieben hat. Es hätte sie auch keiner gehindert, das in den letzten zehn Jahren zu tun.
Es wird Sie auch nicht verwundern, dass die Vertreter der Fortschrittskoalition auch heute noch immer zu demselben Regierungsprogramm stehen, das sie vor einem halben Jahr verabschiedet haben. Das wird Sie nicht wundern. Und ja, deshalb bekommen Sie auch genau diesen Antrag von uns serviert, in den wir in Wirklichkeit das hineinschreiben, was wir umsetzen: Nämlich, dass wir in Wien planen - geschuldet der Klimasituation, geschuldet aber auch neu und zusätzlich postulierten Ansprüchen an die Qualität eines Quartiers -, dass wir Stadtteile, Bezirksteile gemeinsam mit den Bezirken entwickeln wollen, die sich durch diese Freiräumigkeit, das Zurückdrängen von Verkehr, das Sozialisieren von Freiräumen, das Erlebbarmachen von Freiräumen auszeichnen, dass das Hineinzubringen von Lebensqualität in dicht bebaute Gebiete unser Ziel ist.
Ja, nicht verwunderlich, meine Damen und Herren, ein halbes Jahr nach der Regierungsprogrammpräsentation stehen die Regierungsparteien natürlich noch immer zu diesem Papier, und es stellt sich lediglich die Frage, wie wir mit diesem gesamten Papier umgehen. Werden Sie jetzt bei jeder Gemeinderatssitzung wieder ein Kapitel herbringen, es mehr oder minder abschreiben, vielleicht noch etwas dazu fordern und uns fragen, ob wir noch immer dazu stehen?
Wir sind gerne bereit, eine Systematik daraus zu machen, Sie bekommen halt auch wieder unseren Antrag serviert, wo wir sagen: Ja, wenig überraschend, die Regierungsparteien stehen zu ihren Prinzipien, ja, sie stehen zu ihrem Regierungsprogramm und sie werden es verwirklichen. Fußnote, auch wenn es Sie schmerzt: Es wäre auch nicht so schlecht gewesen, wenn Sie von diesen Inhalten in den letzten zehn Jahren das eine oder andere verwirklicht hätten. Danke schön.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Pipal-Leixner. Bitte.
GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Vielen Dank. Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen im Livestream!
Das Thema Supergrätzl fasziniert mich, seit ich vor einiger Zeit für drei Jahre in Barcelona gelebt habe. Ich habe damals im Stadtteil Gràcia gelebt, der schon sehr lange verkehrsberuhigt ist, und ich war von der Lebensqualität dort, von diesem unbeschwerten Leben, das sich auf den Straßen, Gassen und Plätzen abspielt, begeistert. Die Kinder spielen, die Menschen flanieren herum, Eltern brauchen sich keine Sorgen machen, dass ihr Kind plötzlich überfahren wird, weil de facto keine Kfz da sind.
Natürlich dürfen Anrainer zu ihren Garagen zufahren, Lieferdienste, natürlich Einsatzfahrzeuge und Müllsammelfahrzeuge, aber natürlich immer im Schritttempo. Es ist also wirklich sehr, sehr sicher für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, und das führt dazu, dass sich die Menschen dort wohlfühlen. Das bewirkt wiederum, dass die kleinen Geschäfte florieren, nicht die großen Ketten, die man in den Einkaufszentren hat, sondern wirklich kleine eigentümergeführte Unternehmen haben dort ein wunderbares Auskommen. Restaurants, Cafés, aber auch konsumfreie Aufenthaltszonen laden zum gemütlichen Verweilen ein. Schattige Sitzgelegenheiten mit Begrünung kühlen auch in heißen katalanischen Sommern.
All das wurde möglich, weil der Kfz-Durchzugsverkehr draußen gehalten wurde, weil die Kfz nur in den umliegenden Durchzugsstraßen durchfahren. Die Menschen, die dort leben, genießen es, in einem Superblock zu leben. Auch die, die ein Auto haben, haben gemerkt, dass es für sie ein Riesenvorteil ist, wenn der Durchzugsverkehr nicht durch ihre Gassen fließt.
All das wollen wir auch für Wien, und deshalb haben wir uns vorgenommen, Pilotprojekte für Supergrätzl, also die Wiener Variante des Superblocks, gemeinsam mit den Bezirken zu erarbeiten und umzusetzen. Ich bin mir ganz, ganz sicher, es gibt einige und es wird viele Bezirke geben, die diese Möglichkeit sehr gerne aufgreifen werden. Ich freue mich schon sehr darauf, damit die Umsetzung der Supergrätzl für Wien zu starten. Danke schön.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Zu einer zweiten Wortmeldung hat sich Herr GR Stark zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Restredezeit sind zwölf Minuten.
GR Kilian Stark (GRÜNE): Danke schön, Frau Vorsitzende!
Auch ich bin nicht erst seit gestern in der Politik aktiv, zwar jetzt erst seit einem halben Jahr in diesem Gemeinderat, aber davor auch im Bezirk und auch in der Stadtregierung. Mir ist sehr wohl bewusst, wer da die letzten zehn Jahre etwas verhindert hat, und wenn ich Ihren Worten zuhöre und vor allem zwischen den Zeilen lese, wer da auch die nächsten Jahre etwas verhindert,
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