Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 97
nen - und die Leute geben ja auch gerne dafür, das hat man jetzt auch wieder gesehen, in der Debatte unter den Kunst- und Kulturinteressierten kam all die Monate hindurch auch immer wieder zum Ausdruck, dass die Menschen auch gerne für Musik, für Theater oder Sonstiges ihren finanziellen Beitrag leisten -, auch wieder eine Entlastung für die öffentliche Hand gegeben ist beziehungsweise die Mittel in eine andere Richtung gewiesen, dirigiert werden können.
Wir sind nicht dafür, dass man jetzt den Geldhahn zudreht - um Gottes willen -, wir haben auch gerne die Förderungen mitgetragen, aber auf der anderen Seite muss man auch wieder froh sein, dass die Kulturförderung wieder in die Richtung der Förderung geht oder in die Errichtung neuer Museen oder in sonstige große Projekte, die wir ja in Wien haben, fließen kann und in der Zukunft nicht so sehr für das Auffangen von Künstlern verwendet wird. In diese Richtung muss auch eine Entwicklung gehen.
Meine Vorrednerin hat gerade gesagt, man muss zustimmen. Das mag aus ihrer Sicht so sein. Mein Vorredner aus unserer Fraktion, Stefan Berger, hat ja recht genau erörtert, warum wir uns vielen Zustimmungen verschließen oder geradezu verschließen müssen. Es hängt sehr oft nicht an der Sache selbst, am Projekt selbst, sondern wir beklagen, und das wiederhole ich jetzt nur kurz, sehr oft eine zu dünne Aktenlage, zu wenig Informationen oder, wie im Falle von KÖR, einen zu hohen Verwaltungsaufwand im Vergleich zu dem, was tatsächlich für Kunst und Kultur investiert wird. Da sagen wir auch, und das ist auch das Recht der Opposition - Frau StRin Arnoldner hat ja auch das eine oder andere kritisiert -, dass aus unserer Sicht Geldmittel oft falsch eingesetzt werden beziehungsweise in zu hoher Konzentration für gewisse Institutionen oder gewisse Vereine.
Natürlich muss Kunst und Kultur breit gestreut sein, und ich schließe mich auch ganz der Meinung an, dass wir in Wien flächendeckend kulturelle Angebote der unterschiedlichen Art haben müssen, und das haben wir ja auch. Es ist alles ausbaufähig und es ist schön, dass jetzt auch verstärkt Aktivitäten in den großen Außenbezirken gesetzt werden - wo ja jetzt auch ein erhöhter Bedarf besteht, das darf man nicht vergessen. Dort sind ja sehr viele neue Wohnungen gebaut worden, es gibt dort jetzt ungleich mehr Bevölkerung, und diese Menschen brauchen natürlich neben den Angeboten, die eine Infrastruktur in einer Stadt ohnedies bieten muss, wie Gesundheitsversorgung, auch kulturelle Angebote.
Es ist für Vereine oder für Künstler, die gerne, sagen wir jetzt einmal, auch in der Vorstadt oder in den Außenbezirken tätig sind, wirklich schwierig geworden. Ich komme noch aus einer Zeit, in der es wirklich an jedem Eck ein Wirtshaus gegeben hat, in der in jedem Bezirk ein Teil der Wirtshäuser große Zimmer gehabt hat, wo man auch einerseits feiern, zum Beispiel eine Hochzeitsfeier abhalten konnte, andererseits aber auch - da stand auch oft ein Klavier drinnen - kulturelle Veranstaltungen machen konnte, vom Frühschoppen bis hin zu irgendeinem Jazzereignis, von der mit Musik untermalten Lesung bis hin zum Kindertheater. Das hat sich früher sehr stark in diesen Gastronomiebetrieben abgespielt oder abspielen können. Das heißt, die Besucher haben konsumiert, und man hat vielleicht eine kleine Saalmiete entrichtet, die aber durchaus leistbar war. Davon sind wir heute weg. Auf der anderen Seite fehlt es - und, Frau Stadträtin, ich glaube, das ist ein ganz wesentlicher Punkt für viele Kulturinitiativen - an leistbaren Räumlichkeiten, die dezentral gelegen sind. Wir haben einige wenige, aber es gibt viele Bezirke, in denen mittlerweile solche Räume einfach nicht mehr vorhanden sind, wenn es auch einmal um kleinere kulturelle Veranstaltungen geht. Das wäre schon wichtig, dass man darauf auch ein Augenmerk legt, dass auch kleine Kulturinitiativen auf Bezirksebene Raum vorfinden, wo sie ihre Darbietungen geben können, wo die Bewohner des Grätzls hinkommen können. Diese Art von Raumangebot ist in manchen Bereichen von Wien leider sehr, sehr ausgedünnt.
Das führt natürlich auch dazu, dass manche Vereine um ihre Existenz kämpfen. Ich spreche zum Beispiel den Orchesterverein Dornbach-Neuwaldegg aus meinem Bezirk an, der seinerzeit im Pensionistenwohnhaus proben - denn das muss ja ein Orchesterverein auch - und üben konnte. Dann haben sie in einer Kirche Platz gefunden, dann in einem großen Pfarrsaal. Der Pfarrsaal wird mittlerweile abgerissen, jetzt spielen sie im Haus der Bäckerinnung. Man zieht immer weiter weg von dem Bezirk, aus dem man kommt, das heißt, für ein zum Teil auch älteres Publikum ist es sehr, sehr schwierig, dem Orchester zu folgen, es müssen größere Wegstrecken zurückgelegt werden. Also der Gedanke, dass ich vor Ort meinen schönen musikalischen Nachmittag erleben kann, ist nicht mehr so klar, wie er einmal war. Und so geht es vielen Vereinen und, das hört man immer wieder, gerade den Musikern.
Für den Musikernachwuchs, da stimme ich meiner Vorrednerin zu, ist es nicht ganz leicht, denn sieht man sich die Besetzung der großen Orchester in Wien an, so ist der Wiener Nachwuchs vor allem in manchen Instrumentenbereichen so gut wie überhaupt nicht gegeben, und das hängt schon damit zusammen, dass es heute sehr schwer ist, oder für viele sehr schwer ist, den Weg in die Musik zu finden. Es beginnt ja nicht damit, dass die jungen Talente gefördert werden, sondern man muss sie ja überhaupt erst einmal entdecken und ausfindig machen. Viele Eltern können das vielleicht heute gar nicht mehr, weil eben das berühmte Klavier nicht mehr zu Hause steht, das früher in sehr vielen Haushalten vorhanden war, oder die Geige vom Opa oder irgendein anderes Instrument, anhand dessen sozusagen auch eine Anknüpfung stattfindet. Daher muss hier auch die Schule durchaus - und es ist ja gut, wenn der Musikunterricht stattfindet, auch in einer verschränkten Schulform - in die Ziehung genommen werden und mithelfen, Talente - die gefördert werden müssen, keine Frage - zuerst einmal auch grundsätzlich zu entdecken. Da ist auch eine Sensibilisierung durchaus notwendig. Es ist auch wichtig, dass man dort, wo die Musikschulen der Stadt Wien nicht im ausreichenden Maße vorhanden sind, Kooperationen mit privaten Musikschulen - das haben
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