Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 97
wir immer schon gefordert - eingeht, damit eben das Angebot wirklich flächendeckend vorhanden ist.
Sehr geehrte Damen und Herren, wir können froh sein, dass wir jetzt sozusagen vor der Situation stehen, dass es wieder bergauf geht und dass wir eine vielfältige Kultur in der Stadt Wien antreffen. Das ist natürlich etwas, was wir fördern und fördern müssen, aber wir müssen auch dort, wo eine gewisse kommerzielle Möglichkeit besteht, eine Verschränkung der geförderten Kultur auf der anderen Seite mit einer Kultur, die sich auch selbstständig erhalten kann, möglich machen.
Es darf kein Dauerzustand sein, dass Kulturschaffende praktisch zu Bittstellern werden. Deswegen ist es auch notwendig, dass wir im Bereich der Öffnung, wo es ja gerade am leichtesten möglich ist, Schritt für Schritt ein bisschen großzügiger denken. Ich glaube, nirgends ist man so sicher wie in einem Theatersaal oder einem Konzerthaus. Für alle, die täglich mit der Straßenbahn fahren, zusammengequetscht sind, nebeneinander sitzen, ist die Lüftung dort ja auch nicht so gut, wie behauptet wird. Ich meine, dass man hier wieder unbedingt in die Richtung der vollen Häuser denken muss.
Ja, das ist notwendig, natürlich mit Vorsichtsmaßnahmen, natürlich mit Hygienevorschriften - da bin ich nicht dagegen -, aber es ist doch so, dass man, gerade wenn man wem auf der Bühne zuhört und zuschaut, ja am allerwenigsten persönlichen Kontakt mit seinem Nachbarn hat. Außerdem, glaube ich, haben auch die Menschen hier ein großes Maß an Eigenverantwortung. Das heißt, es wäre also schön, wenn aus halbvollen Häusern doch alsbald wieder volle Häuser oder wesentlich gefülltere Häuser werden und die Menschen erstens einmal zu ihrem Kulturereignis kommen, das sie sich schon lange wünschen, und auf der anderen Seite natürlich auch die wirtschaftliche Seite zu berücksichtigen ist.
Die Kritikpunkte an den Akten, wie gesagt, haben wir schon immer wieder angesprochen. Das ist leider etwas, was es uns eben manchmal nicht möglich macht zuzustimmen. Ich hoffe wirklich, dass Sie sich doch noch einen Ruck geben und manches, das wir einfordern, doch automatisch und von selbst den Oppositionsparteien zur Kenntnis bringen. Es ist einfach bei den großen Summen, die wir genehmigen, auch unser Recht, würde ich sagen, und unsere Pflicht, zu verlangen, ganz genau zu schauen: Wie schaut die personelle Besetzung aus, wie hoch sind Raummieten, welchen Verwaltungsaufwand haben wir und was fließt in die Kunst? Das wollen wir gerne genau wissen, und ich glaube, das ist kein unbilliges Verlangen.
Sehr geehrte Frau Stadträtin, ich habe zum Abschluss noch eine sehr persönliche Bitte oder Anregung. Ich habe es letztes Mal in der Fragestunde ja schon angerissen: Die große Künstlerin, Sängerin Christa Ludwig ist verstorben, und es ist ja üblich, dass wir Menschen, die gute und wunderbare Botschafter für unsere Stadt sind, ehren. Hier im Besonderen handelt es sich noch um eine Frau. Sie war nicht nur eine großartige Sängerin, sie war auch eine großartige Lehrmeisterin für junge Sängerinnen und Sänger. Ich glaube, sie hat sich verdient, einen schönen Platz, eine schöne Verkehrsfläche zu bekommen. Sie ist ja jetzt erst verstorben, ich weiß schon, es braucht einen Zeitraum, aber es ist ja auch so, dass die öffentlichen Flächen ja nicht viel mehr werden. Ich glaube nicht, dass es irgendwo ein winzig kleines Irgendetwas, das man dann mit Krampf zu einem Platz erklärt, sein sollte. Die Überlegung ist: Falls sich ergäbe, wirklich im Rahmen rund um das Konzerthaus und den Eislaufverein und dieses Quartier, das ja jetzt in Besprechung ist, eine Verkehrsfläche zu finden, dann wäre es, glaube ich, sehr schön, wenn diese Christa Ludwig gewidmet werden würde.
Ich stelle keinen Antrag dazu, sondern ich möchte das so deponieren. Es ist nicht nur mein persönlicher Wunsch, sie hat ja eine riesengroße Fan-Gemeinde hinterlassen, und die Leute hätten alle eine große Freude damit und würden das als eine würdige Ehrung ihrer Person empfinden. Danke.
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Sie ist nicht im Saal, dadurch verfällt ihre Wortmeldung. Als Nächster ist dann Herr GR Margulies gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist schon einiges zum WUK, einiges zum KÖR, zur Kulturpolitik allgemein gesagt worden, vieles war unglaublich richtig, daher werde ich es kurz halten. Eine Vorbemerkung möchte ich mir aber nicht ersparen, denn wenn in einer Diskussion insbesondere über das WUK und das KÖR die ÖVP in ihrem Redebeitrag die FPÖ rechts überholt, dann bin ich wirklich froh darüber, dass die ÖVP weder auf Bundesebene noch auf Landesebene irgendetwas mit dem Kulturressort zu tun hat.
Wirklich, genieren Sie sich angesichts von Menschen wie Peter Marboe, der eine Kulturpolitik in Wien betrieben hat, mittlerweile zwar vor mehreren Jahrzehnten, aber eine offene Kulturpolitik, die wirklich auch im Geiste von kulturpolitischen Initiativen gestanden ist. Diese kann ich jetzt ob Ihrer türkisen Wortmeldungen überhaupt nicht mehr erkennen. Dabei benötigt es eine offene Kulturpolitik, wie es unter anderen das WUK seit mehreren Jahrzehnten wirklich vorbildhaft zeigt.
Ich bin ausgesprochen froh darüber, dass es gelungen ist, eine Generalsanierung zusammenzubringen, dass es gelungen ist, einen Mietvertrag zusammenzubringen und dass, so wie es momentan auch aussieht, wirklich sowohl NutzerInnen als auch Stadt Wien als auch BesucherInnen des WUK durchgehend zufrieden sind.
Das war nicht einfach, das wissen alle, die in den letzten 15 Jahren darum gekämpft haben. Es ist ein Fenster gewesen, noch in der letzten Koalition mit Birgit Hebein, mit Kathi Gaál und mit Veronika Kaup-Hasler und auch Peter Hanke, dass de facto aus verschiedenen Ressorts sichergestellt wurde, dass ausreichend finanzielle Mittel fürs WUK vorhanden sind.
Finanzielle Mittel im Kulturbereich kann es selbstverständlich nie genug geben. Ich sage das auch ganz bewusst, wenn jetzt am Ende einer Pandemie und wenn
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