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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 7 von 97

 

des Jahres an, dann hat diese Empfehlung zwei Lebensrisken berücksichtigt, und zwar vollkommen richtigerweise aus meiner Sicht, die dazu führen, dass Menschen auf Grund einer Covid-Erkrankung häufiger ins Spital kommen als andere.

 

Das eine Risiko ist das Alter. Der Virus, die Epidemie ist leider ungerecht und Menschen in einem hohen Alter sind wesentlich stärker von einer Erkrankung betroffen als junge Menschen. Das ist allgemein bekannt. Bei der Frage, wo wir mit dem Impfen beginnen müssen, wurde eine Festlegung des Risikos gemacht und festgestellt, je älter die Menschen sind, desto höher ist das Risiko, eine schwere Erkrankung zu haben, im Spital zu landen, und daher beginnen wir richtigerweise in der Alterskohorte oben.

 

Gleichzeitig hat das Impfgremium aber eine zweite Risikokomponente definiert, auch wenn sie es wörtlich so nicht ausgesprochen hat. Wenn man sich aber den Katalog, der von Anfang an vorgelegen ist, anschaut, dann erkennt man diese zweite Risikokomponente, nämlich die Risikokomponente, die sich aus den Lebens-, Arbeits- und Umfeldsituationen der jeweiligen Menschen ergibt.

 

Das höchste Risiko, was das Umfeld betrifft, ist bei alten Menschen, bei Senioreninnen und Senioren in Wohn- und Pflegeheimen, in der Pflege und Betreuung zusammengetroffen: Das ist das höchste Risiko des Alters und das höchste Risiko aus der Lebenssituation, in gemeinsamen Häusern zu leben, gemeinsam mit vielen Menschen ebenfalls hohen Alters. Daher ist richtigerweise, ganz richtigerweise entschieden worden, mit den Impfungen in Alten- und Pflegeheimen zu beginnen.

 

Die zweite Gruppe, die wir geimpft haben, hatte zwar nicht das höchste Risiko auf der Alterspyramide, aber das zweithöchste Risiko auf Grund der Arbeitssituation: die Spitäler und Gesundheitseinrichtungen. Das heißt, von Beginn weg waren diese beiden Risken in der Waage zu halten und sind beide als gleichberechtigte Risken definiert worden. Wenn Sie dann die gesamte Geschichte des Impfens weiterverfolgen, dann sehen Sie, dass es immer eine Balance zwischen diesen beiden Risken - Risiko des Alters und Risiko auf Grund der Lebens- und Arbeitssituation - gegeben hat.

 

Genau danach orientieren wir uns weiterhin. Das ist der Grund, warum wir im Februar, gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung, begonnen haben, das Impfen in den Betrieben vorzubereiten. Ich habe im Februar an alle Betriebe in Wien, an sämtliche Firmen in Wien einen Brief geschrieben, in dem ich ihnen gesagt habe, wir werden irgendwann einmal vor dem Sommer zum Impfen in den Betrieben kommen.

 

Es wird noch eine Zeit lang dauern, habe ich damals geschrieben, aber ich bin mir sicher, dass wir im Mai, Juni damit beginnen können und ich lade alle Firmen in Wien ein, sich daran zu beteiligen. Ich habe sie dazu aufgefordert, dass die Betriebe genau nach dieser Logik - Risiko des Alters und Risiko aus der Arbeitssituation - ihre eigenen Mitarbeiter genau nach diesen Kategorien „Wo ist das höchste Risiko?“ kategorisieren.

 

Ich bin der Meinung, dass natürlich die Gesundheitsberufe als Allererste dranzukommen hatten, vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Covid-Stationen. Man darf aber nicht vergessen, dass es auch Techniker gibt, die dort die Maschinen auswechseln, und die Techniker sind nicht Angestellte des Spitalsträgers. Aus dieser Logik heraus haben wir zwischen diesen beiden Risken das gesamte Impfmanöver aufgespannt, und ich halte das für richtig so.

 

Wir sehen das ja auch dann an den Zahlen, welche Menschen ins Spital kommen, eine Behandlung brauchen. Da sehen wir ganz genau, dass wir eine Assoziation entweder zum Alter oder zum Lebens- und Arbeitsrisiko haben, und deswegen gibt es dort die Schwerpunkte, und diese Schwerpunkte werden wir zweifelsohne auch in den nächsten Wochen fortsetzen.

 

Zum jetzigen Zeitpunkt, wo wir in Wirklichkeit noch eine Durchimpfung haben, die erst bei 15 bis 20 Prozent der gesamten Bevölkerung liegt, wo wir erst ein bisschen mehr als einem Drittel der Bevölkerung eine Erstimpfung gegeben haben, ist es für mich viel zu früh, um die Flinte ins Korn zu werfen und zu sagen, schauen wir einmal, wer überhaupt kommt und machen wir für alle, für alle, für alle die Termine auf. Das bedeutet, dass wir noch viel zu lange für eine ordentliche Durchimpfung brauchen.

 

Wir brauchen die Mobilisation der Betriebe, wir brauchen ihr Engagement. Es sind 18.000 Betriebe - 18.000 Betriebe! -, die einen Impfkoordinator definiert haben, also eine Person in der Firma, die sagt: Ich bin dafür verantwortlich, ich engagiere mich, ich beteilige mich daran, dass die MitarbeiterInnen im Betrieb zum Impfen gehen. Das halte ich für sehr, sehr wichtig. Das führt natürlich dazu, dass wir permanent hin- und herschalten, je nach Verfügbarkeit von Impfdosen, aber ich glaube, es wird am Ende der richtige Weg gewesen sein, um die Durchimpfungsrate in Wien besonders hoch zu haben.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Huemer, bitte.

 

9.17.01

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat, vielen Dank für die Ausführungen zur Impfstrategie in Wien.

 

Ich habe Ihnen sehr genau zugehört und teile Ihre Freude, dass es eine sehr hohe Impfbereitschaft in Wien gibt. Das finde ich wirklich sehr gut und sehr positiv und da dürfen wir auch nicht nachlassen, das Angebot weiter zu bewerben. Ich habe aber jetzt auch gehört, dass Sie sehr skeptisch sind, was die Öffnung für weitere Altersgruppen betrifft.

 

Jetzt ist die Diskussion, dass das Impfen ab zwölf höchstwahrscheinlich demnächst von der EMA die Erlaubnis bekommt. Auf der Bundesebene diskutiert man, ob man auch Schülerinnen und Schüler in Schulen impfen kann und dort Impfvorbereitungen trifft. Wenn Sie so skeptisch sind, gehe ich da richtig in der Annahme, dass in Wien derzeit keine Vorbereitungen laufen, um auch Jugendliche ab zwölf impfen zu können?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

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