Gemeinderat, 9. Sitzung vom 28.04.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 111 von 114
plattformen zu bringen, Planungssicherheit zu haben. Eine Buchungsplattform zu eröffnen, die Möglichkeit zu geben, Zimmer zu buchen, nützt nichts, wenn ich das zwei Tage, drei Tage oder fünf Tage vor dem Öffnen mache. Das muss spätestens jetzt in den nächsten paar Tagen passieren, damit wir am 19. Mai öffnen können. Deshalb: Die wichtigen und notwendigen Schritte so schnell als möglich setzen!
Der zweite Punkt ist das Werben: Damit die Gäste zu uns kommen, müssen wir in Werbung investieren. Der vorliegende Antrag spricht da für sich, die Aufstockung für den „Vienna Meeting Fund“ um 4 Millionen EUR ist eine gute und absolut wichtige Sache. Da stehen auch Dinge drinnen, dass nicht nur mehrtägige Kongresse gefördert werden, sondern der Ausnahmesituation geschuldet auch eintägige Kongresse, eintägige Veranstaltungen, auch hybride Veranstaltung, all das sind sehr, sehr gute Ansätze, die uns helfen, auch internationale Veranstalter in die Stadt zu bekommen und hier Kongresse abwickeln zu können.
Zusätzlich haben wir einen Antrag vorbereitet: Gäste, die in die Stadt kommen, sind natürlich immer wieder begeistert vom gesamten Angebot, das diese Stadt zu bieten hat. Warum nicht die Dinge, die es schon gibt, damit verknüpfen? Die Vienna City Card, grundsätzlich eine Erfolgsgeschichte, sollte für heuer unseren Gästen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Wir haben das gesehen, wir haben das gelernt, wer in Schladming ein Hotel bucht, kriegt genauso die Dachstein Card dazu. Das sollte auch für Wien und den Wien-Tourismus eine Möglichkeit sein, die Stadt bestens zu präsentieren, und damit auch umwegrentabel für die Betriebe und die Unternehmen in Wien eine Möglichkeit zu schaffen. Da sind Museen und Gastronomiebetriebe mit dabei, all die würden da partizipieren, wenn diese Karte jedem Einzelnen, der in einem Hotel oder einem Beherbergungsbetrieb in Wien übernachtet, zur Verfügung gestellt wird, und somit hätten tatsächlich alle etwas davon.
Der letzte, mir natürlich sehr, sehr wichtige Punkt, ist die Qualifikation - es geht um die Mitarbeiterqualifikation -, weil ich mit großer Sorge in die Zukunft blicke, was die Mitarbeiter im Tourismus grundsätzlich betrifft. Wir sehen jetzt schon die allgemeinbildenden höheren Schulen, die sich mit Tourismus beschäftigen, nicht nur die Wiener Schulen, ich habe auch mit allen Schuldirektoren in Österreich gesprochen, verzeichnen im Moment ein Minus von rund 30 Prozent bei den Anmeldungen, wenn es darum geht, einen touristischen Beruf zu ergreifen. Die Hotellerie selbst sagt, dass sie zumindest 20 bis 30 Prozent ihrer MitarbeiterInnen, die in Kurzarbeit sind, wahrscheinlich nach der Kurzarbeit nicht in der Branche halten können. Der Hoteldirektor eines Wiener Hotels hat mich angerufen, sein Sous-Chef beziehungsweise sein Küchenchef haben ihn informiert, dass sie jetzt die Branche wechseln wollen, um Schweißer zu werden.
Genau diese Sorge teile ich im Moment mit allen Betrieben in der Stadt, dass wir, wenn wir den Tourismus wieder hochfahren können, auch genug Ressourcen und die Mitarbeiter in der Zahl in unseren Betrieben haben, um alle Gäste perfekt servicieren zu können, damit wir die Welthauptstadt des Tourismus, die wir sind, natürlich auch bleiben können. Dafür brauchen wir Qualifizierungsoffensiven, die zum Teil langfristig sind, zum Teil sehr, sehr kurzfristig möglich sind. Da würde ich alle Beteiligten einladen, sich zusammenzusetzen, zu überlegen, ob man nicht eine verkürzte Tourismusausbildung innerhalb unserer Tourismusschulen anbieten kann. Die Direktoren wären durchaus gesprächsbereit, was das betrifft, in zwei Jahren eine Umschulung zum Tourismuskaufmann zu machen, wieder neue Menschen und frisches Blut, frische Ideen in den Tourismus zu bringen, denn genau diese frischen Ideen sind es, die wir brauchen, um den Tourismus nach vorne zu bringen.
Ja, und in diesem Sinne darf ich diese beiden Anträge einbringen. Ich würde mich freuen, wenn Sie dem zustimmen, und freue mich auf eine gute Zukunft, die hoffentlich sehr, sehr reich an Gästen sein wird in unserer Stadt, in Wien. - Danke schön.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Prof. Kaske. Ich erteile es ihm.
GR Prof. Rudolf Kaske (SPÖ): Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates! Meine sehr geehrten Damen und Herren, die politische Nachtschicht machen und Schwerarbeiter sind und uns noch zuhören - ich freue mich sehr darüber!
Der Druck ist natürlich groß für den letzten Redner, daher werde ich mich möglichst kurz halten. Vorweg möchte ich mich aber sehr, sehr herzlich bei den Kollegen der anderen Fraktionen, die sich zu diesem Tagesordnungspunkt gemeldet haben - Kollegen Guggenbichler, Arsenovic und Grießler - sehr herzlich für die spannende, aber sehr sachliche Diskussion bedanken. Ich komme ja selbst aus dem Tourismus, und Tourismus ist eine Gemeinschaftsleistung. Ich freue mich, dass das auch dem Geist dieser Diskussion entspricht.
Meine geschätzten Damen und Herren, die Zahlen brauche ich, glaube ich, nicht zu wiederholen, Kollege Arsenovic hat die wichtigsten Zahlen genannt. Vielleicht noch eine Zahl, die aus meiner Sicht wichtig ist: Vor der Pandemie hat nicht nur Wien vom Tourismus profitiert, sondern vor allen Dingen auch der Herr Finanzminister. Ich darf erinnern, dass das Steueraufkommen mehr als 300 Millionen EUR war. Kongressteilnehmer sind ja bekanntlich ausgabenfreudig und spendabel, das heißt, die Kongressteilnehmer haben im Schnitt 541 EUR pro Tag ausgegeben, im Vergleich dazu gibt ein Urlaubsgast 276 EUR aus.
Die Pandemie hat das Kongressgeschäft ja de facto zum Stillstand gebracht, durch den Ausfall der Tagungen entgehen Wien und Österreich derzeit rund 100 Millionen EUR pro Monat an Wertschöpfung und Steuereinnahmen. Meine geschätzten Damen und Herren, um den Tourismusmotor wieder anzuwerfen, braucht es natürlich eine Starthilfe. Der „Vienna Meeting Fund“ ist dazu aus meiner Sicht ein sehr geeignetes Mittel, die Förderung hat ein Gesamtvolumen, es wurde ja schon erwähnt, von 4 Millionen EUR und richtet sich an nationale und inter
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