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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 28.04.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 90 von 114

 

Ich freue mich. Ich freue mich über eine positive Geschichte der Errichtung eines Neubaus einer ganztägig geführten allgemeinbildenden Mittelschule, dazu einer Volksschulexpositur und eines Kindergartens. Ich finde es schade, dass die FPÖ und die ÖVP diesem Bildungscluster im Westen Wiens nicht zustimmen, aber Kinder brauchen neue Räumlichkeiten, Kinder brauchen auch an der Stadtgrenze im Westen Wiens wichtige und notwendige Unterfangen.

 

Um gute Lernerfolge leisten zu können, um vielleicht auch mit mehr Freude in die Schule oder in den Kindergarten gehen zu wollen, hängt auch ein bisschen mit dem gesamten Umfeld zusammen, das hängt natürlich neben den ElementarpädagogInnen und LehrerInnen auch ein bisschen mit der Ausstattung und der Arbeitsmöglichkeiten vor Ort zusammen.

 

Als ich in den Siebzigern in die damals einzige Inklusions-HTL in Österreich gegangen bin, waren die ersten sechs Stufen das größte Hindernis, um überhaupt in die Schule zu kommen. Menschen mit Gehbeeinträchtigungen konnten diese Schule nicht besuchen, konnten keine technische Matura erwerben, konnten damals „nur“ in die Handelsschule gehen, die in einem anderen Schulgebäude verortet wurde.

 

Es war also in den Siebzigern nicht möglich, als Mensch mit Gehbehinderung in einer HTL die Matura zu machen. Das ist heute natürlich anders. Die Schule ist heute in die Ungargasse gewandert und selbstverständlich für alle barrierefrei zugänglich geworden. Heute ist Inklusion in vielen Schulen diesbezüglich - ich möchte diesbezüglich, nämlich im baulichen Bereich, sagen - ein geringeres Problem geworden, wenn auch insgesamt leider noch vieles ist, was wir weiter erarbeiten müssen.

 

Ich hoffe aber, im neuen Bildungscluster wird das Thema Barrierefreiheit und Inklusion und Barrierearmut selbstverständlich in entsprechender Form Würdigung finden. Eine Barrierefreiheit, die gar nicht so einfach darzustellen ist, erleben wir aber alle immer wieder: die Kommunikation mit Menschen mit Gehörbeeinträchtigung. Hörbeeinträchtigt sein heißt oftmals, vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen zu sein. Ich weiß, wovon ich spreche. Mein bester Schulfreund aus der damaligen Zeit und mein Mitbewohner im selben Heim war gehörlos. Er musste im gesamten Verlauf der HTL immer ausschließlich Lippen lesen, um zu wissen, was Lehrerinnen und Lehrer zu ihm sagen. Man soll sich einmal vorstellen, wie schwer es Schüler in so einer Situation haben. Ich habe schon im letzten regulären Gemeinderat einen Antrag auf Unterstützung des ORF für die Untertitelung der Wiener Nachrichtensendungen eingebracht. Ich hoffe, der wird bald im entsprechenden Ausschuss bearbeitet, wie er es nach seiner Zuweisung zu tun hat.

 

Heute möchte ich Sie für einen Antrag um Unterstützung bitten, der eigentlich an uns alle gehen sollte und nicht nur an den zuständigen Bildungsminister, der letztverantwortlich ist. Es geht mir darum, dass mehr Menschen in der Schule Gebärdensprache erlernen, erst einmal als Wahlpflichtfach, auch wegen der Schulautonomie, und dann möglicherweise weitergehend.

 

Denn wer von Ihnen kann - es fehlen die beiden wichtigen HelferInnen, die GebärdensprachdolmetscherInnen dieses Gemeinderates, die heute schon nach Hause gegangen sind - den folgenden Satz richtig verstehen? (Der Redner bedient sich der Gebärdensprache.) Der heißt: Vielfalt beinhaltet Menschenrecht. Ich wäre neugierig, ob unsere DolmetscherInnen das jetzt als richtig bestätigt hätten, leider sind sie, wie gesagt, nicht mehr da.

 

Vielfalt in der Sprache, Vielfalt im Zusammenleben, Vielfalt der SchülerInnen ob ihrer Herkunft und ihres Erlebens des Schulalltages, all das gehört gemeinsam getan. Gehörlose und gehörbeeinträchtigte Kinder sind in ihrer schulischen Entwicklungsmöglichkeit hörenden SchülerInnen dabei leider immer wieder nicht ganz gleichgestellt. Um aber eine solche Gleichstellung zu erwirken, muss der Anfang sein, ein Unterrichtsfach Gebärdensprache mit natürlich entsprechend geschulten LehrerInnen einzuführen.

 

Aktuell gibt es mit der HLMW9 in ganz Wien, wo zwei Millionen Menschen leben, eine Schule mit dem Prüfungsfach Gebärdensprache. Als Wahlpflichtfach gibt es dieses Angebot in der ehemaligen Schule meines Kollegen Ömer Öztas im Wiener Gymnasium Karajangasse. Am Bundesinstitut für Gehörlosenbildung mit Schwerpunkt auf gehörlose und gehörbeeinträchtigte Kinder ist dieses Fach Gebärdensprache nur als unverbindliche Übung zu machen.

 

Das Angebot für gehörlose und gehörbeeinträchtigte SchülerInnen ist demnach insgesamt zu gering. Meiner Meinung nach darf eine Schule für Gehörlose und Gehörbeeinträchtigte nicht ohne ein verpflichtendes Fach Gebärdensprache geführt werden. Wir müssen stärker darauf eingehen, Diskriminierung zu unterbinden. Es ist entscheidend für die weitere berufliche Entwicklung, dass die eigene Erstmuttersprache im Schulalltag erlernt wird. Nur so können auch andere Sprachen erlernt werden, und deswegen wünsche ich mir, dass wir Gebärden machen.

 

Meine Damen und Herren, ich möchte zum Abschluss genau dafür noch einen Antrag einbringen: Die unterzeichnenden GemeinderätInnen stellen daher gemäß § 27 Abs. 4 der Geschäftsordnung des Gemeinderates der Stadt Wien folgenden Antrag: Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, das Wahlpflichtfach Gebärdensprache an allen Wiener Pflichtschulen in den Lehrplan aufzunehmen und fordert den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung dazu auf, dafür Sorge zu tragen, dass das Wahlpflichtfach Gebärdensprache eingeführt wird. Danke vielmals.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.

 

19.15.41

Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch|: Ich wollte nur noch einmal auf die Infrastruktur kommen, denn wir in der Stadt befinden, dass Investitionen in die Bildungsinfrastruktur Investitionen in die Zukunft sind. Wir schicken heute mit knapp 100 Millionen EUR ein gewaltiges Volumen auf die Reise, wenn man den vori

 

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