Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 127
lich einfach anders aus. Aber man hat das einem Wohnbauträger übergeben, und der hat die Häuser dann mit Kaufoption vermietet. Das ist auch um einiges teurer, als wenn das der Zentralverband als Generalpächter übernimmt und dann weitergibt. Wir wollen bis 2025 - das ist wahrscheinlich ein Wunschdenken - 8.500 neue Kleingartenlose, die der Zentralverband als Generalpächter anstatt der Wohnbauträger übernehmen soll.
Ich glaube, die anderen Forderungen habe ich eh schon erwähnt. Die Kaufoption soll aufrechterhalten bleiben und auch auf Ekl- und Ebh-Widmungen ausgedehnt werden.
Das sind im Großen und Ganzen unsere Forderungen im Interesse vieler Tausend Kleingärtner. Es gibt ja in dem Zusammenhang, worüber ich jetzt hier geredet habe, in etwa 28.000 Lose in Wien. Ich glaube, man kann schon ein Mittelding zwischen einerseits Vermeidung von Spekulation, wobei Sie uns als Mitkämpfer an Ihrer Seite haben, und andererseits weiterhin der Schaffung der Möglichkeit für einen halbwegs leistbaren Eigentumserwerb durch die kleinen Leute finden. Dazwischen gibt es Lösungen, es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß, und ich wiederhole: Vor allem die Vorgangsweise der Stadt Wien hat uns sehr gestört!
Ich trage jetzt die Anträge nicht einzeln vor, sondern übergebe sie nachher dem Vorsitzenden. Ich ersuche um Zustimmung und auch um Nachsicht, dass ich mich dann bei der Dringlichen nicht mehr melde. Ich habe jetzt alles gesagt, was ich zu sagen habe. Das soll keine Geringschätzung gegenüber der ÖVP sein, aber ich wüsste nicht, was ich noch erfinden soll, außer es kommen nachher noch ein paar interessante Wortmeldungen. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Soll ich dich jetzt bei der Dringlichen streichen? Okay. - Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Arapović. Ich erteile es ihr.
GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Frau Vizebürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuschauerInnen!
Heute reden wir über die Kleingärten in Wien. Diese sind für Wien sehr, sehr typisch, dennoch gibt es in diesem Zusammenhang eine internationale Entwicklung. Auf Grund zunehmender Industrialisierung im 19. Jahrhundert, die zur Öffnung der sogenannten Bevölkerungsschere beigetragen und zu einem irrsinnig starken Migrationsstrom, zur sogenannten Land-Stadt-Wanderung, geführt hat, ist es in vielen europäischen Städten zu sehr beengten Lebensumständen gekommen. Die Wohnverhältnisse waren oft sehr unhygienisch. Daher wundert es auch nicht, wenn zur Gesundheitsvorsorge im 19. Jahrhundert die Begriffe Licht, Luft, Sonne und Bewegung gehörten. All das boten die Mietskasernen in den Städten gar nicht.
Dr. Daniel Gottlieb Moritz Schreber leitete im 19. Jahrhundert eine orthopädische Heilanstalt in Leipzig und setzte sich schon damals für intensive körperliche Betätigung - wie man das damals nannte - der Kinder ein. Erst nach seinem Tod ist es aber zur Gründung eines ersten sogenannten Schrebergartens gekommen. Dieser Schrebergarten war eigentlich ein Spielplatz für Kinder, wo die Kinder sich mit Gartenarbeit beschäftigen konnten, um zu erfahren, wie das ist, Gemüse anzusetzen, wie es ist, Blumen beim Wachsen zuzuschauen, und so weiter, und so fort. Diese Gärten für Kinder sind dann immer mehr zu Familiengärten geworden, und diese wurden mit der Zeit durch Zäune voneinander getrennt.
Zur gleichen Zeit ist es in England, wo die Industrialisierung schon weiter fortgeschritten war, zu einer Gartenstadtbewegung gekommen, zum sogenannten Garden City Movement. Diese Gartenstadtbewegung sah wirklich Neugründungen von Städten in der nächsten Umgebung der Ballungszentren vor. Und irgendwo zwischen den ersten Schrebergärten und diesen Garden Cities sind unsere Kleingärten in Wien angesiedelt. Sie werden bezeichnet mit den Widmungen Ekl oder Eklw, und das bedeutet „Grünland - Erholungsgebiet - Kleingartengebiet“ und „Grünland - Erholungsgebiet - Kleingartengebiet für ganzjähriges Wohnen“.
Wien und die Kleingärten und Schrebergärten, wie man sie nennt, haben eine lange gemeinsame Geschichte. Früher waren sie noch zur Selbstversorgung mit Gemüse und Obst gedacht, und der soziale Gedanke der Gemeinschaft und des Zusammenkommens und Helfens stand im Vordergrund. Heutzutage geht es weniger um den Obst- und den Gemüseanbau als um Erholung und Schaffung einer grünen Oase. Gemüsebeete und Obstbäume werden immer mehr von Rasen und Pools oder Sitzecken ersetzt, und ein Griller darf natürlich nicht fehlen. Schöne Gärten sind jetzt wichtiger als ertragreiche. - Das mit „ertragreich“ ist eine andere Geschichte, darüber können wir auch reden, denn sie sind durchaus auch ertragreich geworden.
Worum geht es hier? Warum ist uns das wichtig? - Das war schon immer ein Anliegen von NEOS, das möchte ich hier jetzt betonen. Ich weiß nicht, ob von der FPÖ beziehungsweise von der ÖVP dann auch anderes kommen wird. Uns war es jedenfalls immer wichtig und ein großes Anliegen, dass wir diese großen zusammenhängenden Flächen schützen. Sie stellen 15 Millionen Quadratmeter der Fläche Wiens dar. Auch jetzt in der Zeit der Pandemie, aber auch des Klimawandels sind diese kleingliedrigen Flächen, die oft am Stadtrand angesiedelt sind und als große Gebiete zusammenhängen, tatsächlich schützenswert. Es geht ganz einfach um den Schutz und den Erhalt dieses Zusammenhangs.
Zur Frage, wie man das schützen kann und wie die Weiterentwicklung aussieht: Es geht wirklich darum, dass man das nicht nur baulich schützt, sondern dass man die Flächenwidmung schützt. Und die Flächenwidmung kann man nur schützen, wenn man auch EigentümerIn ist. Dann kann man sagen, dass das als Ekl oder als Eklw gewidmet ist, und man kann diese Gebiete als solche nur schützen, wenn sie diese Widmung haben. Dabei spielt die Bebauung letztendlich zwar eine Rolle, aber nicht die wesentliche Rolle. Und im Sinne eines tatsächlich sorgsamen Umgangs mit diesen begrenzt vorhandenen Ressourcen und um als Stadt Wien den
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