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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 127

 

nehmerInnen zu tun habt, die sich da schwer tun, egal, ob es jetzt um Hilfen von Bund, Land oder Wirtschaftskammer geht. Gebt ihnen meine Nummer, ich werde sie kontaktieren und versuchen, für die Wiener UnternehmerInnen das Beste herauszuholen.

 

Obwohl aber, wie gesagt - ich wiederhole es -, dieses Zusammenspiel zwischen Bund und Stadt Wien gut ist und die Wirtschaftshilfen gut sind, wird das Jahr 2021 für manche Unternehmerin trotzdem ein Schicksalsjahr sein, weil neben und nach Corona noch zusätzliche Herausforderungen zu stemmen sind. Dabei geht es auch um Herausforderungen, die früher schon da waren, die aber jetzt durch die Gesundheitskrise im Hinblick auf Geschwindigkeit eine neue Dimension bekommen haben beziehungsweise auch durch die Gesundheitskrise sichtbar geworden sind. Ich spreche da etwa von einer Veränderung des Konsumverhaltens, von der Digitalisierung, vom Online-Handel und natürlich auch von der größten Herausforderung der Zukunft, nämlich der Klimakrise.

 

Die gute Nachricht dabei ist: Die Wiener Wirtschaft ist gut aufgestellt, und zwar insbesondere durch ihre Vielfalt. Das ist diesfalls ein Asset. Sie ist auch durch ihre Kleinteiligkeit gut aufgestellt und sie ist natürlich auch durch ihre Innovationskraft gut aufgestellt, die wirklich sehr stark gegeben ist. Sie ist also resilient, aber sie ist bei Gott nicht unverwundbar, und deswegen braucht es wirklich Kraftanstrengungen von uns allen, um die Situation in all diesen genannten Krisen, die ich jetzt erwähnt habe, gemeinsam zu stemmen. Es geht darum, die Transformation der Wiener Wirtschaft, die jetzt irrsinnig schnell vorangeht, gut über die Runden zu bringen, damit wir all das gemeinsam stemmen können.

 

Ich möchte zwei Punkte mit euch besprechen und näher beleuchten, die uns, wie ich glaube, noch viel länger und intensiver beschäftigen werden. Deshalb möchte ich diese Themen heute zumindest kurz anreißen.

 

Erstens: Bei manchen Selbstständigen, mit denen ich Kontakt habe, habe ich das Gefühl, dass sie im Moment gerade wie bei einem Ypsilon an einer Weggabelung sehen und bemerken, dass es mit ihrem Geschäftsmodell, so wie es bisher war, nicht mehr lange weitergehen wird. Sie stehen jetzt also da und überlegen, was sie tun können, ob sie Vertriebswege ändern, adaptieren oder ergänzen sollen, etwa mit einem Onlineshop. Manche überlegen, neue Produkte aufzunehmen oder vielleicht sogar die ganze Branche zu wechseln. Manche überlegen auch, überhaupt ganz neue Geschäftsideen umzusetzen. Leider überlegen aber manche auch, komplett zuzusperren.

 

Wenn man mit diesen Menschen ins persönliche Gespräch kommt, dann geht das Gespräch natürlich auch sehr oft ins Private. Bei vielen besteht eine gewisse Ratlosigkeit beziehungsweise manchmal auch eine diffuse Zukunftsangst. Und ich glaube, genau in dieser Lebensphase brauchen die Menschen eine zusätzliche Unterstützung. Wenn sich jemand nach einer Zeit des erfolgreichen Wirtschaftens - und oft waren das Jahrzehnte - für einen Um- oder Ausstieg aus der Selbstständigkeit entscheidet beziehungsweise darüber nachdenkt, dann fehlt es im Hinblick auf diese Zielgruppe genau für diese Lebensphase an Unterstützung, an finanziellen Hilfen, aber auch gezielt an Beratung und Schulungsmöglichkeiten. Ich denke, es sind jetzt Maßnahmen ähnlich wie beim AMS oder WAFF vonnöten, nämlich Umschulungsunterstützungen für Unselbstständige. Ich glaube, solche Maßnahmen, die der WAFF für Unselbstständige anbietet, braucht es jetzt auch für UnternehmerInnen.

 

Zweiter, ganz wichtiger Punkt: Kollege Markus Ornig hat vorhin die Belebung der Erdgeschoßzonen und die Aktivierung der leerstehenden Geschäftslokale angesprochen, und dieser Punkt betrifft eben nicht nur die Wirtschaft, sondern ist zum Beispiel auch für die Stadtentwicklung ganz wichtig. Es geht um ein subjektives Sicherheitsgefühl. Das ist ebenfalls ganz wichtig. Mit der Belebung dieser Erdgeschoßflächen wird nämlich dafür gesorgt, dass sich Menschen in ihrem Grätzl wohlfühlen und zuhause fühlen. Wenn nämlich diese Erdgeschoßflächen leer und dunkel bleiben wie zum Beispiel eine Garagenausfahrt, dann will man dort nicht mehr spazieren gehen. Wenn es keine Auslagen mehr gibt, die man sich anschauen kann, dann will man dort nicht mehr flanieren gehen, und die Straße verliert einfach sukzessive an Lebensqualität. Deshalb betone ich: Alle Leerstandsaktivierungen sind zu begrüßen. Wichtig ist dabei natürlich auch die neue Wirtschaftsagenturförderung von über 4 Millionen, die wir heute beschließen. Kollege Markus Ornig hat in diesem Zusammenhang von einer guten Initiative mit 25.000 EUR erzählt, der wir natürlich zustimmen werden. Außerdem zu begrüßen ist natürlich auch die neue Zwischennutzungsförderung, die ebenfalls Erleichterungen bringt, und es gibt weitere ähnliche Initiativen, wie sie zum Beispiel schon VBgm.in Maria Vassilakou mit den von ihr gegründeten Kreativen Räumen Wien angestrebt hat.

 

Ich glaube, dass durch diese Gesundheitskrise, speziell aber auch durch die Digitalisierung im Handel und den Online-Handel der Druck auf Geschäfte mit Erdgeschoßflächen vor allem in Nebenlagen und Seitengassen leider immer größer wird. In diesem Zusammenhang muss ich Markus Ornig unrecht geben: Ich fürchte, dass die bestehenden Maßnahmen zu gering sind, denn wir müssen es zusätzlich zu den Wirtschaftshilfen, die heute beschlossen werden, schaffen, dass auch Arztpraxen, Rechtsanwaltskanzleien, Notariate, Agenturen oder sonstige Büros aus den Obergeschoßen in die Erdgeschoßflächen verlegt werden. Wir müssen es schaffen, diese dort hinzubringen.

 

Das betrifft allerdings nicht nur Wirtschaftshilfen, sondern auch die Widmung und die Bauordnung. Dabei geht es darum, auch mit anderen Kammern Kontakt aufzunehmen, um sie zu solchen Änderungen zu bewegen. Ich fürchte nämlich, dass wir nur mit Unternehmungen des Handels oder der gewerblichen Wirtschaft allein diese Geschäftsflächen insbesondere in den Nebenlagen nicht mehr füllen können. Wenn es uns aber gelingt, auch andere Wirtschaftszweige dazu zu bringen, sich dort niederzulassen, dann haben wir wirklich eine Win-

 

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