Gemeinderat, 74. Sitzung vom 24.09.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 101
ist nun einmal Deutsch, werden wir heute auch einen Antrag einbringen, dass die deutsche Sprache explizit als Landessprache zu verankern ist.
Jetzt möchte ich noch einmal einen kurzen Sidestep machen, bitte erlauben Sie mir das, denn wir haben heute in der Fragestunde über die Ausstattung der Schulen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gesprochen. Da haben wir auch darüber gesprochen, wie die Schulen nach dem Lockdown ausgestattet waren, als das Schulsystem wieder hochgefahren wurde, und da haben wir ja heute gehört, dass die Schulen über ausreichend Desinfektionsmittel verfügt haben. Dem war nicht so, dem muss ich vehement widersprechen: Jede Schule hatte genau 0,75 l pro Standort zur Verfügung, also das ist so eine Flasche guter Wein. Allerdings halt für einen ganzen Schulstandort! (Zwischenruf.) - Reicht Ihnen das? Finden Sie, das reicht? 0,75 l pro Schulstandort! Viele Elternvereine haben das dann auf eigene Kosten nachgekauft, bis dann die Schulen genug gehabt haben. Und ich finde, dass es schon die Aufgabe der Stadt Wien ist, dafür zu sorgen, dass genügend Desinfektionsmittel vor Ort sind.
Deswegen werden wir heute auch einen Antrag einbringen, dass das Geld den Elternvereinen zurückerstattet werden soll, die diese Ausgaben ausgelegt haben, gegen Vorlage einer Rechnung, denn es ist nicht die Aufgabe der Elternvereine, sondern es ist die Aufgabe der Stadt Wien und des Herrn Bildungsstadtrates. Eigentlich finde ich es ziemlich traurig, dass man sich darüber lustig macht, dass da Eltern immer wieder in unserem Bildungssystem einspringen und schauen, dass die Baustellen, die Rot-Grün verursacht hat, wieder gut werden. - Danke
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Danke schön. Zu Wort gelangt Herr GR Blind.
GR Armin Blind (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kollegen!
Wir behandeln diesmal das Projekt „Teach for Austria“, wir haben das im Ausschuss ja schon relativ ausführlich besprochen. Es handelt sich um ein Projekt, dem ja, wie wir aus den Ausschussunterlagen erfahren konnten, ein Pilotprojekt vorangegangen ist, wo zwölf sogenannte Fellows im Kindergarten eingesetzt wurden. Laut Projektunterlagen, die wir uns zu Gemüte führen durften und konnten, wurde das Projekt als mustergültig, als Vorzeigeprojekt dargestellt.
Jetzt liegt es natürlich im Wesen der Opposition, dass man nicht alles glaubt, was die Regierung so schreibt, es ist ja auch unsere Aufgabe, das kritisch zu hinterfragen. Und wenn man im Ganzen dann ein bisschen in die Tiefe geht und dann fragt, na, habt ihr das evaluiert, gibt’s da Zahlen, gibt’s da Fakten, gibt’s da einen Output, der gemessen wurde, dann schaut man in dieses Papier hinein und die Zahlen und die Fakten sind genau null. Dann fragt man weiter, wie das Ganze funktionieren soll und schaut einmal in die Projektunterlagen. Und wenn man das aufmerksam durchliest und ich lege einmal zugrunde, die Projektunterlagen ernst nimmt - das sollte man ja grundsätzlich tun -, dann findet man den Satz: „Um einen erfolgreichen Bildungsweg für unsere Kinder zu ermöglichen, ist es notwendig …“ - Es wird also eine ganz klare Kausalität hergestellt. Und dann kommen wir zu den sogenannten Fellows im Umfang von 13 Stück. Jedem wird klar sein, dass man mit 13 Personen nicht den Kindergarten in Wien abdecken kann, das hat auch der Herr Stadtrat dann zugestanden. Und dann denke ich mir, wenn man diese Unterlagen ernst nimmt - um zu, ist es notwendig -, was macht der Herr Stadtrat eigentlich in den restlichen Kindergärten. Wie schaut die Strategie des Herrn Stadtrats in den anderen Kindergärten aus? Wird in anderen Kindergärten den Kindern diese Bildung, diese Möglichkeit eben dann gerade nicht ermöglicht, wenn man dieses Papier ernst nimmt? Wir brauchen ja angeblich diese Fellows, um zu ermöglichen. In wie vielen Kindergärten werden diese Fellows dann eben nicht eingesetzt?
Also man sieht ganz deutlich, es handelt sich hier um keine durchgängige Strategie der Stadt Wien, es handelt sich hier um keinen Plan, es handelt sich auch nicht, wie der Herr Stadtrat gesagt hat, um ein Pilotprojekt - das haben Sie im Ausschuss gesagt -, denn ein Pilotprojekt hätte ja immer die Aufgabe voranzugehen, damit weitere Projekte folgen.
Und wie ist denn dieses Projekt aufgebaut, Herr Stadtrat? Das Projekt ist aufgebaut, dass, wie die Projektbeschreibung sagt, angeblich die besten Köpfe, Universitätsabsolventen, vorzüglich aus MINT-Fächern, also Mathematik und technischen Studien, im Kindergarten eingesetzt werden, in einem Sommer-Crash-Kurs - ich glaube, fünf Wochen Tele-Learning, dann fünf Wochen im Kurs und zwei Wochen Training on the Job - dann quasi fit gemacht werden, Drei- bis Fünfjährige zu unterrichten. (Zwischenruf.) - Begleitend, also pädagogisch zu begleiten, damit wir in Ihrer Sprachwelt bleiben, damit das Akzeptanzniveau gewahrt bleibt.
Diese Konstruktion ist meines Erachtens in mehreren Punkten kritikwürdig, und das, das werden Sie mir zugestehen, werden wir als Opposition auch machen. Erstens einmal halten wir das Modell nicht ausrollbar auf Wien. Wenn Sie Wien-weit Absolventen in MINT-Fächern einsetzen wollen, so viele MINT-Absolventen gibt’s in ganz Wien nicht. Zweitens halten wir das Ganze für eine Symbolpolitik, wie es für die SPÖ und GRÜNEN typisch ist. Vor der Wahl mit dem Schlagwort „nur die besten Köpfe für unsere Kinder“, die dann eigentlich ausschließlich im 10. und 11. Bezirk eingesetzt werden, die meines Erachtens vollkommen überqualifiziert sind, was jetzt die absolute Ausbildung betrifft, nämlich, wie ich gelernt habe, Molekularbiologie, Humanmedizin und Architektur. Der Kollege wird ja nach mir sprechen und sicher den Einwand bringen: Ja, aber das sind die Vorbilder für unsere Kinder! Also erklären Sie einmal einem Dreijährigen, was Molekularbiologie ist. Arzt werden sie verstehen. Ich habe selbst fünfjährige Kinder, Arzt verstehen sie, aber Molekularbiologie als Vorbild, also ich glaube, das überfordert dann doch die Zielperson.
Dann hätten wir noch die „stranded costs“, wenn man Leute jahrelang in einem hochtechnischen Beruf ausbildet und dann im Kindergarten verwendet, für den sie eben nicht richtig ausgebildet sind. Also eigentlich ein
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