Gemeinderat, 71. Sitzung vom 30.06.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 110
nicht zuletzt an der hohen Zahl der Frauenmorde in ganz Österreich. Die Zahlen im Detail hat vorhin meine Kollegin Emmerling ausgeführt, ich werde das jetzt nicht noch einmal wiederholen, es ist schlimm genug.
Wien arbeitet aber auf vielen Ebenen gegen Gewalt in der Familie, gegen Gewalt gegen Frauen. Für die akute Bedrohung braucht es Schutzräume, vier Frauenhäuser in Wien boten Frauen und ihren Kindern schon bisher Schutz und heuer, also das heißt 2019, wird das fünfte eröffnet. Eine Gewaltambulanz, wie sie vorhin von der Kollegin der NEOS gefordert wurde, sehe ich persönlich nicht als ein Ziel, weil Frauen dadurch zusätzliche Stigmatisierung erfahren würden. Wer immer in eine Gewaltambulanz geht, würde allen zeigen, dass es sich um familiäre Gewalt handelt, dass es sich um Gewalt von einem Partner handelt. Die meisten Frauen wollen das nicht, in dieser Situation das auch noch nach außen zu tragen, sie wollen medizinisch versorgt werden, das ist auch notwendig, sie müssen gut medizinisch versorgt werden, und das medizinische Personal muss gut geschult sein, um Frauen, die Hilfe brauchen, diese auf allen Ebenen auch anzubieten, auch wenn es bedeutet, sie mit der Polizei zusammenzubringen. Das kann aber auf jeder Ambulanz passieren, dazu braucht man nicht eine eigene Gewaltambulanz.
Bevor es aber überhaupt so weit kommt, dass Frauen sich beraten lassen müssen, gibt es andere Formen der Sensibilisierung für die eigene Rolle und Möglichkeiten, mit Aggressionen umzugehen, ohne das Gegenüber zu zerstören. Das heißt auch, sich mit vermeintlichen Traditionen zu beschäftigen. Das haben wir immer schon so gemacht. Ein Projekt, das damit arbeitet, genau diese alten Rollen zu hinterfragen und vielleicht neue Verhaltensweisen zu lernen, ist Respekt im Rahmen des Empowerments für Mädchen und Jungen in Wiener Schulen. Das ist eine ganz wichtige Gewaltschutzprävention, und ich hoffe, dass wir sie auch 2020 in dieser Form weiterführen können.
Wir haben noch etwas geschafft, wir haben es geschafft, das Frauenbudget zu erhöhen. 2018/2019 und 2020 sind 1 Million EUR mehr zur Abfederung der Förderkürzungen der türkis-blauen Bundesregierung zu den Vereinen und Einrichtungen im Frauenbereich gekommen. Dazu kommt noch Geld für eine Digitalisierungsoffensive von Frauenvereinen. Wir haben es geschafft, das Frauenbudget der Stadt Wien um 1 Million EUR aufzustocken, damit stehen 2020 erstmals 10,6 Millionen EUR zur Verfügung. So ist sichergestellt, dass der ständig wachsende Beratungs- und Unterstützungsbedarf der Frauen und Mädchen in Wien in gewohnt qualitätsvoller, professioneller Weise weitergeführt werden kann und von den Fraueneinrichtungen gedeckt werden kann.
Nicht zuletzt Corona hat gezeigt, wie wichtig eine Digitalisierung gerade auch in Fraueneinrichtungen ist, um auch in Zeiten, wo direkte Besuche schwierig sind, in Kontakt bleiben zu können und Hilfsangebote aktiv halten zu können. Mit den zusätzlichen Mitteln soll es auch ermöglicht werden, IT-Struktur aufzubauen und zeitgemäße Standards zu setzen. Die letzten Monate haben gezeigt, wie rasch und professionell Vereine und Einrichtungen, beispielsweise das abz*austria, im arbeitsmarktpolitischen Bereich von einem Tag auf den anderen neue digitale Formen anbieten können. Das soll so weitergehen. Zusätzlich werden Mittel frei gemacht für Internet Safety, für Workshops gegen Hass im Netz und um digitale Kompetenzen von Frauen und Mädchen zu schulen.
Frauen sichtbar machen - jetzt bin ich bei meinem letzten Punkt, aber nicht beim am wenigsten wichtigen - ist ein langfristiger Wunsch der Frauenbewegung und ein klares Ziel der Stadt Wien. Neben Frauennamen im öffentlichen Raum, also in Straßennamen und Parkbezeichnungen, sind auch öffentliche Auszeichnungen ein guter Weg, um Leistungen und Erfolge von Frauen in einem schönen Rahmen der Öffentlichkeit näherzubringen. Zwei dieser Auszeichnungen möchte ich heute herausstreichen, einerseits den Frauenpreis der Stadt Wien 2019. In der Kategorie Digitalisierung übrigens hat sich die Jury für Martina Mahrer entschieden, sie ist Professorin für Robopsychologie am Linzer Institute of Technology der Johannes Kepler Universität. Außerdem wurde in der Kategorie Frauenförderung in technischen Unternehmen Traude Kogoj, Diversitätsbeauftragte der ÖBB, ausgezeichnet. Dann gibt es noch eine Kategorie Frauenförderung in der Wissenschaft, da wurde Anna Steiger, Vizerektorin für Personal und Gender an der TU ausgezeichnet.
Außerdem gibt es einen zweiten wichtigen Preis der Stadt Wien, nämlich den Hedy Lamarr Preis, der als Höhepunkt und Abschluss für die Digital Days verliehen wird. Die Verleihung des 2. Hedy Lamarr Preises der Stadt Wien fand am 5. November 2019 im Rahmen der Digital Days statt. Der mit 10.000 EUR dotierte Preis wurde an Prof. Martina Lindorfer vom Institut für Logic and Computation der TU Wien übergeben. Martina Lindorfer untersucht, welche Gefahren im Internet lauern und wie man sich und seine Privatsphäre schützen kann. Viel zu oft sind Gefahren und Sicherheitslücken im Internet, die zu gefährlichen Datendiebstählen führen können, nicht offensichtlich. Martina Lindorfer erforscht Methoden zur automatisierten Erkennung und Abwehr von Schadprogrammen auf mobilen Geräten und stellt Ergebnisse ihrer Arbeit öffentlich zur Verfügung.
Ich möchte diesen Frauen noch einmal von hier aus herzlichen Dank und herzlichen Glückwunsch schicken und weiter als Stadt Wien an dieser Form der Sichtbarmachung von Frauen arbeiten. - Herzlichen Dank.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Elisabeth Schmidt. Ich erteile es ihr.
GRin Elisabeth Schmidt (FPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Der Rechnungsabschluss ist jedes Jahr immer eine ganz gute Gelegenheit, neben der Analyse der Zahlen, der sehr wichtigen Zahlen, auch einmal einen Rückblick zu machen und eine Art Bilanz über die Qualität der Maßnahmen und deren Wirkungsweisen in den einzelnen Bereichen ein bisschen zu beleuchten und Revue passieren zu lassen.
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