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Gemeinderat, 71. Sitzung vom 29.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 91 von 93

 

Wien wird es nicht still sein, wir werden weiter laut sein. - Vielen Dank.

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Amtsf. StRin Mag. Kaup-Hasler. Sie haben das Wort.

 

19.49.11

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler|: Einen schönen guten Nachmittag, meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Vorrednerinnen und Vorredner!

 

Es ist mir wirklich eine große Ehre und eine wirkliche Freude, vor Ihnen zu stehen und dieses zweite Jahr sozusagen rückblickend zu reflektieren - eigentlich das erste Jahr, das ich zur Gänze erleben durfte - und Ihnen eben den Rechnungsabschluss 2019 für mein Ressort Kunst, Kultur und Wissenschaft zu präsentieren.

 

Wir merken es schon, wir sind ein sehr dialogisches Forum und vorab erst einmal auch herzlichen Dank für dieses Klima. Ich komme später noch einmal darauf zurück, weil das eine Arbeitsmethode ist, und ich glaube, das ist auch ganz wichtig für das Gelingen in diesem Ressort.

 

Ich kann zum Budget sagen, dass wir auch heuer wieder die Budgetvorgaben selbstverständlich eingehalten haben, um mit unserem Anteil von rund 1,82 Prozent am Gesamtbudget der Stadt zu einem ausgeglichenen Budget beizutragen. Der Voranschlag 2019 sah rund 253 Millionen EUR vor, ausgegeben wurden dann mit Beschluss des Gemeinderates 259 Millionen EUR. Im Vergleich dazu haben wir 2018 rund 238 Millionen EUR ausgegeben. Wir konnten also 2019 eine Anhebung des Budgets um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr oder ein Plus von 20,77 Millionen EUR erreichen.

 

Es ist mir wichtig, zu unterstreichen, dass die Stadt insgesamt mehr Geld für den Bereich ausgegeben hat, weil Kultur und Wissenschaft einfach zentrale Themen dieser Stadt sind. Es wird erkannt, dass die Kultur einen entscheidenden Faktor für den Tourismus, aber auch für das Lebensgefühl in dieser Stadt darstellt - nicht nur für das Gefühl, sondern Gott sei Dank auch für andere Körperbereiche wie den Kopf. Wir brauchen das. Wir brauchen Anregungen und wir brauchen Kultur in allen Bereichen. Wir vermissen das sehr, und ich glaube, jedem von uns geht es so, dass wir gar nicht mehr über Kultur oder über Themen sprechen können, ohne diese Erfahrung der Corona-Zeit mitzunehmen, ohne die Absenz auch mitzudenken, die wir erlebt haben, als wir ein unfreiwilliges Verstummen der Kultur erlebt haben. Es waren gerade die Erzeugnisse aus dem kulturellen Schaffen, die überlebensnotwendig waren in einer Zeit, in der wir sozial auf den allerengsten Raum eingeschränkt waren.

 

Schließen Sie einmal die Augen und stellen Sie sich vor, was Sie denn gemacht hätten, was Sie ohne Kunst und Kultur in dieser Zeit gemacht hätten, ohne die Erzeugnisse von Büchern, Musik, Filmen, DVD, what ever. Überlegen Sie einmal, wenn Sie sich das vorstellen, um wie viel weniger Hoffnung, um wie viel weniger Kontakt Sie zur Welt gehabt hätten. Sie haben unsere mitunter entleerten oder eben mit Alltagstrott zugemüllten Sinnreservoirs aufgefüllt, uns mit der Welt, auch mit anderen in Verbindung gebracht, haben Trost und Hoffnung gegeben, haben uns permanent erinnert, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das ohne andere Mitmenschen vereinsamt und verkommt. Der Mensch, meine Damen und Herren, ist mehr als eine Virenkneipe, wie es der Dichter Heiner Müller so treffend auf den Punkt bringt, wir sind soziale Wesen.

 

In dieser Zeit haben Kunstschaffende ihre Tätigkeiten sehr oft in den virtuellen Raum verlagert. Auch sie gehören zu den HeldInnen des Alltags, denen größter Dank und Respekt gebührt. Ich glaube, wir könnten echt einmal fachübergreifend … Kommen Sie!

 

Was haben wir also geleistet? - Wir haben einiges schon gehört, und ich bin alles andere als ein selbstzufriedener Mensch, aber ich versuche, es jetzt einmal knapp zusammenzufassen: Nach der sorgfältigen Analyse des Status quo im Jahr meiner Amtsübernahme habe ich verschiedene Maßnahmen gesetzt, um den Kulturbereich besser abzusichern, um die hohe Qualität des Kulturschaffens zu gewährleisten und auch um unseren internationalen Ruf bestens abzusichern. Das ist schon ein Thema, in Kunst und Kultur spielt Exzellenz auf allen Ebenen eine Rolle, ebenso wie in der Wissenschaft. Da gebe ich Herrn Gara recht, wir brauchen Exzellenz in allem, was wir tun, ob das jetzt vom Wiener Lied bis zur vielgesungenen Operette ist. Wenn schon Operette, dann bitte auf hohem Niveau! Wenn wir schon unterschiedliche Felder haben, dann auf dem höchsten Niveau. Dafür muss diese Stadt stehen.

 

Damit die Menschen das tun können, brauchen sie die richtigen Arbeitsbedingungen, deswegen auch die Institutionen. Es ist ganz wichtig, dass wir in der Richtlinie, die ich ausgegeben habe, „Care und Repair“ - dieser Slogan war schon ein bisschen, also prophetisch klingt ein bisschen überhochmetzt, aber er war vorausblickend. Wir müssen die Institutionen und die einzelnen Kulturschaffenden ermächtigen, überhaupt qualitativ hochwertige Arbeit leisten zu können. Deswegen können wir nicht ertragen, dass wir strukturelle Defizite haben, die sozusagen eine Qualität verhindern. Wir haben diesen Weg fortgesetzt, indem wir eben begonnen haben, schrittweise verschiedenste Fälle einer Analyse zu unterziehen, und gerade jene Institutionen, die eben das kulturelle Rückgrat dieser Stadt bilden.

 

Zum anderen wurde für die freischaffenden Künstlerinnen und Künstler 2019 ein wichtiger Schritt gesetzt, eben durch dieses Symposium Fair Pay, damit wir wirklich einmal analysieren, wo wir in der Bezahlung stehen, was eine gerechte Bezahlung in dem Fall bedeutet. Wir wissen, wenn ein Musiker auftritt, muss er oder sie vorher lange geübt haben. Ich rede jetzt gar nicht von der Ausbildungszeit, sondern Qualität ist eben auch eine Zeit, die man schwer bemessen kann, von LyrikerInnen ganz zu schweigen, die einfach einmal dasitzen und nachdenken müssen, bevor sie schreiben, aber auch verwerfen, Papier zusammenknüllen oder überhaupt sich selber sozusagen dem Produkt stellen.

 

Wir haben also einen Fair Payment Code eingezogen, aber nicht sozusagen als gesetzliche Vorgabe, das

 

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