Gemeinderat, 70. Sitzung vom 24.06.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 124 von 147
mangelnden Konzept und an der mangelnden Verkehrsanbindung, und so weiter, die ist ja schon ausgesprochen worden.
Ich will da aber nicht auf diese Details eingehen. Was wirklich fehlt, das hätte die Stadt Wien längst machen können, das könnten Sie heute noch machen, ist, dieses wertvolle Jugendstilensemble eines Stararchitekten des Jugendstils wie Otto Wagner zumindest auf die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO zu setzen, das ginge auch heute noch. Dieses Areal in seiner Gesamtheit zu erhalten, in seiner Gesamtheit als Ensemble, das haben Sie bisher verweigert, dafür haben Sie filetstückartig auch gegen Denkmalschutz und gegen Intentionen vieler Bürgerinitiativen Bauten errichtet, die das Areal natürlich nicht in seiner Gesamtheit erhalten. Der Zug ist abgefahren. Die Freude über den Wissenschaftsstandort kann das nicht zudecken, dass da also wirklich im Laufe der letzten Jahre sehr viel versäumt wurde.
Ich appelliere an Sie, wirklich noch einmal Ihren Mut und Ihre Intention und Ihre Energie dahin gehend zu verwenden, diesen Wissenschaftsstandort zu adeln, indem Sie das Areal am Steinhof, den Spiegelgrund, zu einem Weltkulturerbe machen und darum ansuchen. Ich glaube nicht, dass das ein Hindernis sein könnte oder müsste, dass diese Universität ihren Standort findet. - Danke schön.
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: So, als nächste Rednerin ist Frau Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner zu Wort gemeldet. - Ich darf Sie bitten.
BVin Michaela Schüchner: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Name ist Michaela Schüchner, ich bin Bezirksvorsteherin von Penzing und freue mich sehr, dass ich heute, obwohl es schon so spät ist, zu Ihnen hier im Rathaus sprechen darf. Warum mache ich das? - Weil es um einen so wichtigen Teil von Penzing geht: das Otto-Wagner-Areal. Für dieses Areal werden der Flächenwidmungsplan und der Dotationsvertrag beschlossen, damit sich Central European University ansiedeln kann, aber auch, damit die Nutzung der Flächen ermöglicht werden kann, wie es schon 2012 im Meditationsverfahren vereinbart worden ist.
Das Otto-Wagner-Areal ist ein riesiges Gebiet, es ist so groß wie der ganze 8. Bezirk, und als Naherholungsgebiet weit über die Bezirksgrenzen bekannt. Jahrelang, eigentlich kann man jetzt schon fast sagen, jahrzehntelang, wird überlegt, was mit dem Gelände passieren soll. Es gibt immer noch viele Interessen, viele unterschiedliche Ideen. Ich war bei der letzten Bürgerinformationsveranstaltung dabei, ja klar, ich hab sie ja auch einberufen, und habe die Sorgen und die Vorschläge von den Bürgern und Bürgerinnen gehört. Mir kommt vor, in dem Meditationsverfahren wurde gemeinsam mit vielen Beteiligten das Beste herausgeholt und das steckt jetzt auch in diesem Vertrag, der beschlossen werden soll. Ich kenne das Areal sehr gut, ich gehe dort oft laufen, nicht selten trifft man dort - wenn es schon ein bissel dunkel wird - Rehe. Das Otto-Wagner-Areal bleibt selbstverständlich ein freizugängliches Naherholungsgebiet für alle. Wie schrecklich das ist, wenn das nicht so wäre, das merkt man jetzt gerade, denn jetzt darf man ja auf Grund von Corona nicht in dieses Krankenhausgelände rein, es ist ja gerade gesperrt.
Die Grünflächen bleiben erhalten, zwischen den Pavillons darf nichts verändert werden, nicht einmal der Weg darf verlegt werden, gebaut werden darf sowieso nicht. Selbstverständlich stehen die Pavillons unter Denkmalschutz, sie können nicht abgerissen werden und nur an der Außenseite sind an der Rückseite ganz, ganz wenig bauliche Maßnahmen, so zum Beispiel ein Anbau von einem Lift, wenn es sein muss, erlaubt, natürlich immer nur in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt. Ich weiß nicht, warum, aber es gibt immer noch Menschen, die glauben, dass die Pavillons womöglich weggerissen werden und vielleicht stattdessen Hochhäuser gebaut werden, das höre ich schon noch immer wieder. Meiner Meinung nach wäre das Areal ein großartiger Standort für einen Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftsstandort. Die CEU wird sehr, sehr viel Positives nach Penzing bringen. Sie würden auf ihre Kosten die Pavillons sanieren, den Umbau finanzieren und sie würden dieses großartige Jugendstiltheater renovieren, für das die Stadt Wien dann ein Mitnutzungsrecht hat. Und man darf nicht vergessen, die CEU bringt 1.000 neue Arbeitsplätze nach Wien. Das ist doch großartig, oder?
Was den Penzingerinnen und Penzingern, aber wahrscheinlich sehr vielen Wienern und Wienerinnen besonders wichtig ist, ist auch das Gedenken an eins der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. Am Otto-Wagner-Areal, das wissen eh alle, hoffe ich, gibt es das Mahnmal für die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund. Während des Nazi-Regimes wurden Kinder, die nicht in das Weltbild der arischen Rasse passten, im Namen der Medizin oder Wissenschaft sehr brutal gefoltert und ermordet. Die Wichtigkeit des Erhalts dieser Lichtstelen, dieses Mahnmals, das an das Leid hunderter Kinder erinnert, das habe ich in meinem Gespräch mit der CEU betont, dass das erhalten bleiben muss, denn es ist unsere Pflicht, die Kinder vom Spiegelgrund nicht zu vergessen.
Ja, und selbstverständlich muss sich die CEU an die Mediationsergebnisse halten, also sie können das Grundstück nicht kaufen, es bleibt im hundertprozentigen Eigentum der Stadt Wien, sie bekommen nur das Baurecht. Sie können das Gelände nicht absperren, auch das ist vertraglich sichergestellt, sie müssen sich an den Denkmalschutz halten. Es gibt klare Vorgaben, welche Nutzungen am Areal überhaupt erlaubt sind, und als Draufgabe soll das Areal möglichst autofrei bleiben. Penzing ist ein wunderbarer Bezirk in einer wachsenden Stadt, aber ein Bezirk entwickelt sich nicht weiter, wenn alles beim Alten bleibt. Es wissen sicher auch alle hier, dass kein Gebäude besser wird, wenn es längere Zeit leersteht, auch nicht denkmalgeschützte Pavillons.
Ja, es werden große Veränderungen auf diesem Areal passieren, die viele Vorteile auch für die Anrainerinnen und Anrainer bringen, wie das auch schon passiert ist, als die Vamed gebaut wurde, die Leute lieben das Reha-Zentrum, sie gehen dort Babyschwimmen, zur Gymnastik. Auch der Lichtblickhof, die Reittherapie, ist
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