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Gemeinderat, 67. Sitzung vom 29.04.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 53

 

Ihnen überein. Nämlich, wenn Sie auf die Verantwortung der Bundesregierung hinweisen, die ja diese massiven Ausgangsbeschränkungen beschlossen und natürlich auch zu verantworten hat - unabhängig davon, wie man es jetzt politisch bewerten mag, aber das ist ein Faktum -, und sich jetzt zurückzieht und auf Länderkompetenz ausredet, wenn es darum geht, die Auswirkungen dieser Beschränkungen auch zu lösen. Es stimmt, natürlich handelt es sich hier um Länderkompetenz, aber denken wir einmal alle kurz zurück an die letzte 15a-Vereinbarung, denn bei solchen Gelegenheiten versucht der Bund dann schon immer, sich in die Länderkompetenz einzumischen. Da haben wir ewig lange streiten müssen, damit wir nicht weniger Geld bekommen, gleichzeitig wurden Dinge wie das Kopftuchverbot oder Schulreife-Screening vorgeschrieben, die auch massive finanzielle Belastungen für die Organisation und auch für die privaten Betreiberinnen und Betreiber mit sich bringen.

 

Jetzt machen wir Härtefallfonds und Rettungsmaßnahmen für alle möglichen gesellschaftlichen Bereiche. Das ist gut so, aber wenn ich an EPUs und KMUs denke, ist das noch viel zu wenig, und für die Kindergärten macht die Bundesregierung gar nichts. Das Einzige, was sie macht, ist, einen Tag sagen, geht auf gar keinen Fall in den Kindergarten, am anderen Tag sagen, bringt sie ruhig in den Kindergarten, das ist ganz wichtig. Das schafft Verunsicherung, keine Planbarkeit bei Eltern, keine Planbarkeit bei den Betreiberinnen und Betreibern. Wir retten die großen Betreiber mit diesem Paket, und selbst wenn Sie mehr möchten, erwarte ich mir eigentlich, dass Sie hier zustimmen. - Danke.

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Restredezeit der SPÖ-Fraktion sind fünf Minuten. Nächste Rednerin ist Frau Kollegin Mag. Berner. Sie haben das Wort, sobald das Rednerpult frei ist. - Bitte schön.

 

13.35.04

GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE)|: Zuerst einmal möchte ich mich bei allen Damen und den wenigen Herren bedanken, die im Kindergarten arbeiten. Ich möchte mich sehr bei Ihnen bedanken, auch dass Sie weitergearbeitet haben!

 

Sie alle wissen, der Kindergarten ist ein wichtiger Lernort, der Ort, wo die Kinder nicht nur betreut werden, sondern wo auch die Basis gelegt wird, wie sie in Zukunft mit Bildung umgehen und wie sie mit Bildung in den nächsten Jahren in der Schule und überhaupt umgehen, ob sie Bildung positiv empfinden oder nicht. Bis zum 14. Lebensjahr, meine lieben Damen und Herren, kann man an Kindern erkennen, ob sie im Kindergarten waren oder nicht. Bis zum 14. Lebensjahr macht es einen Unterschied, wie sie sich in der Schule tun. Deshalb ist es ganz wesentlich, dass möglichst viele Kinder möglichst schnell wieder zurück in den Kindergarten kommen und dass das auch als Lernort erhalten wird. Deshalb ist die Arbeit unserer Kindergartenpädagoginnen und der paar Pädagogen sehr wichtig und ich möchte Ihnen an dieser Stelle noch einmal dafür danken, dass Sie in den letzten Wochen die Stellung gehalten haben. Es waren viel weniger Kinder da, aber die, die weitergearbeitet haben, verdienen einen Applaus von uns. - Herzlichen Dank!

 

Es gibt auch eine zweite Seite der Kinderbetreuung. Wenn die Kinderbetreuung ausfällt, bedeutet das für die Eltern, dass zumindest ein Elternteil zu Hause bleibt, um sich um das Kind zu kümmern. Dieser eine Elternteil ist meistens die Mutter, und mit der Schließung der Kindergärten müssen vor allem die Mütter besonders kreativ werden, wie sie Kinderbetreuung, Arbeitsleben und was sie sonst noch zu tun haben, unter den Hut bringen. Viele dieser Eltern sind mittlerweile sieben Wochen zu Hause, womöglich unter beengten Bedingungen, geplagt von Angst um den Arbeitsplatz oder eh schon in Kurzarbeit oder ohne Auftrag, das heißt, in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. In so einer Situation ist es klar, dass wir die Eltern zumindest so weit entlasten, dass sie nicht mehr die Essensbeiträge finanzieren müssen, wenn das Kind gar nicht vor Ort ist. Deshalb ist das ein erfreulicher Tagesordnungspunkt und auch ein erfreulicher Antrag, dem wir natürlich zustimmen werden, ein kleiner Teil für das Entlastungspaket für die Familien, die sich durch Corona eh schon in finanziell angespannten Verhältnissen wiederfinden.

 

Wer sich um die eigenen Finanzen Sorgen macht, sich vor Ansteckung fürchtet und wenig ins Freie kann, wer sich nur eingeschränkt mit Freunden aussprechen kann, dessen Nervenkostüm ist sehr dünn. Und wir alle wissen, dass diese Belastungen psychische Auswirkungen haben, dass die Eltern nervöser werden, dass sie unduldsamer werden, und dass das auch für die Kinder nicht unbedingt eine ganz einfache Situation werden kann. Und genau da ist es wichtig, auch im Sinne des Kindeswohls, dass die Kindergärten zunehmend wieder aufsperren. Es kann die Situation in der Familie enorm entspannen, wenn das Kind ein paar Stunden am Tag mit Freunden spielt, andere AnsprechpartnerInnen hat und die Erwachsenen kurze Zeit für eigene Dinge haben, um die Arbeit, den Haushalt oder sonst etwas ungestört zu erledigen. Diese Ruhephase entspannt nach allen Erfahrungen das Gesamtsystem Familie.

 

Das ist der Grund, warum ich auch von dieser Stelle noch einmal alle Eltern einladen möchte, das Angebot anzunehmen, egal, ob sie Alleinerzieher sind oder einfach ein paar Stunden in Ruhe im Homeoffice arbeiten wollen, egal, ob sie einfach ein bisschen Freizeit brauchen. Es ist okay, das Kind in den Kindergarten zu bringen, und die Pädagoginnen in den Wiener Kindergärten beachten alle Hygienerichtlinien. Sie müssen sich keine Sorgen machen, es wird dem Kind gut gehen. Die Infrastruktur Kindergarten ist ein Bildungsraum für Kinder, aber auch ein Entlastungsraum für Eltern und Familien, weil wir als Gesellschaft gemeinsam für unsere Kinder verantwortlich sind. Care-Arbeit ist nicht nur etwas, was die Frauen zu Hause nebenbei leisten, Care-Arbeit ist unser aller Verantwortung, hier, wie wir sind, Care-Arbeit muss öffentlich gesehen und auch öffentlich mitfinanziert werden. Die Corona-Krise führt uns wie mit einem Brennglas vor, wo wir in der Versorgungsarbeit eventuell Lücken haben. In der Not sind es ganz schnell die Frauen, die einspringen, auch auf Kosten des Jobs, auch auf Kosten der eigenen Gesundheit. Als moderne Stadt, die sich der Gleichstellung verpflichtet hat, als Stadt, die

 

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