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Gemeinderat, 65. Sitzung vom 28.02.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 28 von 73

 

rund um die Uhr kompetent und effizient an diesem Thema, und so geht Krisenmanagement. Einen Satz, den ich mir aus den diversen Meldungen dann gemerkt habe, weil ich ihn sehr klug gefunden habe: „Das Coronavirus sollte nicht als Auslöser von Angstgelüsten herhalten.“ Und darum geht es: das Augenmaß zu behalten und vernünftig zu reagieren.

 

Wer sich mit der Psychologie politischer Krisen auseinandersetzt - und genau das erleben wir hier - weiß, dass Angst eine treibende Kraft ist. Wenn man im Mittelalter die Juden als Auslöser der Pest, als Brunnenvergifter angeprangert hat, wird jetzt im Moment neben dem sowieso vorhandenen Antisemitismus ein ganz spezieller Rassismus mitgefördert. Die Chinesen haben das Übel unter uns gebracht. Oder vielleicht sind die Italiener schuld? So einfach kann man Nationalismus betreiben. In der Psychologie nennt man das Kategorisierung. Und wenn gerade ein Virus der Auslöser ist und ängstigt, dann wird natürlich rasch darauf gesetzt, den Feind zu suchen. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und lässt sich politisch ausgezeichnet ausschlachten.

 

Epidemie heißt, es braucht ein bundesweites Programm, das hilft, die Ausbreitung einzudämmen. Daran arbeitet das Krisenmanagement in dem Land, daran arbeitet das Krisenmanagement in dieser Stadt. Wir haben es, und wir tun es, und darauf kommt es an. Aber wir müssen immer an die Vernunft der Menschen appellieren, die sich jetzt nicht politisch missbrauchen lassen dürfen. Wien ist selbstverständlich wie alle anderen Bundesländer im Krisenstab vertreten und bereitet sich seit Wochen darauf vor. Das haben Sie gehört. Sowohl die Nummer 1450 wie eine Telefonnummer des Bundesministeriums sind 24 Stunden und 7 Tage lang geöffnet, das hat die Aufgabe, jede Frage zu beantworten, jedem Verdacht nachzugehen und alles zu tun, um Sicherheit zu bieten, und nicht, um Angst zu verbreiten.

 

In einer Informationsgesellschaft, in der wir uns befinden, muss sich Information in jedem Fall neutral und zielorientiert verhalten. Sie ist die Steuerung für Wien, für Österreich, für alle Menschen, die hier leben, egal, ob sie hier geboren sind, ob sie zugewandert sind, ob sie Flüchtlinge sind. Es gibt kein Wiener Modell, sondern ein Modell Österreich. Deshalb der Appell, beachten Sie alle Maßnahmen, die helfen sollen, Ihre und die Gesundheit anderer Menschen zu fördern: Hygienemaßnahmen einhalten, Kontakt, wenn Sie unsicher sind, ob es sich um eine Erkrankung handelt, vermeiden, und wir stellen Transparenz und Information zur Verfügung. Wir müssen und können das alle gemeinsam schaffen. Jetzt ist nicht die Zeit für politische Scharmützel, die niemandem helfen, sondern nur schaden.

 

Sie können mir glauben, ich habe lange genug im Österreichischen Roten Kreuz gearbeitet und dort sehr wohl Erfahrungen mit Krisenmanagement gemacht. Ich glaube, es ist eine Situation, in der wir wirklich lernen müssen, was Krisenmanagement heißt, und wie wir vor allem Menschen davor schützen, dass sie in Angst und Schrecken versetzt werden. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist GR Seidl. Ich erteile ihm das Wort.

 

11.47.22

GR Wolfgang Seidl (FPÖ)|: Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!

 

Auch ich möchte mich zunächst einmal ganz herzlich im Namen meiner Fraktion für die heutige Mitteilung des Herrn Stadtrates bedanken. Ich glaube, es war wichtig, es war richtig, und ich glaube, egal, wo, egal, in welchem Parlament weltweit heute getagt wird, wird es ein Thema geben, und das ist selbstverständlich das Coronavirus.

 

Wie schaut es derzeit aktuell aus? Der Herr Stadtrat hat es kurz angerissen: Laut Stand von gestern gibt es weltweit knapp 83.000 Personen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, es gibt aktuell knapp 3.000 Tote, aber auf der anderen Seite wissen wir auch, dass es bereits 32.000 Personen gibt, die infiziert waren und wieder gesund sind. Also, das sage ich jetzt einmal aus dem Bauch heraus, das sind schon Zahlen, die auf der einen Seite natürlich erschreckend sind. Wenn auf der anderen Seite aber 32.000 Personen, die infiziert waren, heute wieder gesund sind, dann sage ich, das ist schon einmal ein gutes Zeichen. Ich hoffe, dass es auch so weitergeht. Ich hoffe, dass wir den Spuk sehr bald beendet haben. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Auch das wurde schon gesagt, und es geistert ja in allen Medien herum: Wir haben jetzt natürlich auch die ersten Fälle in Wien, es war nicht unerwartbar, und es war selbstverständlich, dass wir das auch in Wien erleben müssen. Ich glaube, dass wir das in Wien an sich relativ gut im Griff haben, ich hoffe, das bleibt auch so. Es stimmt auch, was der Herr Stadtrat gesagt hat, es gibt 500 Betten, die im KFJ und im OWS de facto dafür reserviert sind. Ich glaube auch, oder ich hoffe, dass es ausreichend sein wird.

 

Was ich mir auf alle Fälle für die Zukunft oder auch jetzt schon beginnend wünschen würde, ist eine professionellere und aktivere und intensivere Zusammenarbeit aller Spitalserhalter. Es gibt in Wien ja nicht nur den Krankenanstaltenverbund, der Spitäler betreibt, sondern es gibt ja auch die konfessionellen Spitäler, es gibt auch Privatspitäler. Ich glaube, es wäre klug, da die Zusammenarbeit zu suchen. Die ersten Ansätze habe ich heute in der Rede des Herrn Stadtrat vernommen. Er ist zwar nur auf die Privatspitäler eingegangen, nichtsdestotrotz gehe ich ja doch davon aus, dass man auch mit den konfessionellen Spitalsträgern Gespräche führt und es da Hilfeleistungen geben wird.

 

Ja, über die insgesamt 500 Betten habe ich bereits gesprochen, ich hoffe, es reicht insgesamt aus. Wir wissen, dass wir ja auch in diesem Haus schon das eine oder andere Mal darüber gesprochen haben, und ich auch schon in meiner Person als Gesundheitssprecher von uns Freiheitlichen hier schon sehr oft darüber gesprochen habe, dass gerade das Bettenmanagement in Wien vielleicht nicht optimal ist. Wir wissen, dass es in Wien seit vielen, vielen Jahren auch Gangbetten gibt. Und auf der anderen Seite: Wenn ich jetzt 500 derzeit bestehende Betten de facto wegreserviere, dann könnte sich das Problem der Gangbetten in nächster Zeit verschärfen. Ich bin gespannt, ob es auch diesbezüglich

 

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