Gemeinderat, 65. Sitzung vom 28.02.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 73
an, wie diese explodieren und immer größer werden, und spricht man auch in der Praxis mit den Kindern, so merkt man, dass sie eigentlich nicht kochen können oder daheim nicht gekocht wird. Können Sie sich vorstellen, das in Zukunft auszubauen, dass man das wirklich überall lehrt, nämlich gesunde Ernährung und auch, wie in der Praxis gekocht wird?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, Sie laufen da bei mir offene Türen ein. Ich finde das ein sehr, sehr wichtiges und zentrales Vorhaben oder Ziel. Das ist auch der Grund, warum in vielen Bereichen, wie zum Beispiel in Kindergärten, wenn sie neu konzipiert werden, auch Küchen miteingebaut werden. In diesen kann dann mit den Kindern gemeinsam gekocht werden, in diesen kann man dann zum Beispiel zu Weihnachten mit den Kindern gemeinsam auch Kekse backen, die nicht so viel Zucker haben, sondern mit Vollkornteig gemacht werden, um jetzt hier ein Beispiel zu nennen. Oder man kann auch zwischendurch immer wieder Sachen machen. Es betrifft besonders auch den Bereich der Nachmittags- oder der Freizeitpädagogik, in dem immer wieder auch versucht wird, mit den Kindern und Jugendlichen Speisen zuzubereiten, die gesund sind, et cetera.
Damit man das sozusagen in den Regelschulbetrieb weiter verankern könnte, so wie von Ihnen vorgeschlagen, bräuchte es eine Lehrplanänderung. Das von mir genannte Beispiel der NMS geht ja deshalb, weil es Teil des Lehrplans ist. Das ist eine ausschließliche Bundeskompetenz, aber es ist natürlich eine sehr, sehr spannende Auseinandersetzung. Also ich glaube, je öfter man auch in der Schule, die ja ein pädagogischer Raum ist, oder auch im Kindergarten mit den Kindern gemeinsam erprobt, dass man sich ein Essen zubereiten kann - das muss ja nicht immer ein Kochen im eigentlichen Sinn sein, sondern ein Schneiden von Gemüse, et cetera -, desto besser. Deshalb unterstütze ich da alle Bemühungen, die es da ganz besonders im freizeitpädagogischen Bereich und auch im elementarpädagogischen Bereich gibt und freue mich, wenn das mehr wird.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von NEOS. - Frau GRin Mag. Emmerling, bitte.
GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Herr Stadtrat, Guten Morgen!
Es ist ziemlich beachtlich, was Sie uns da jetzt minutenlang erklärt haben, was wir eigentlich eh alles schon wissen, ohne auf die eigentliche Thematik einzugehen. Ich glaube, Sie wissen ganz genau, dass die Eltern derzeit kaum Wahlmöglichkeiten haben, das kann man bei zwei Anbietern nicht sagen. Sie wissen, dass diese Ausschreibung 2005 war und sich seitdem nichts geändert hat. Sie wissen auch, dass der Landeselternverband tendenziös immer dem einen Essensanbieter die Aufträge vergibt. Sie wissen um die Fälle, die es momentan in den Schulen gibt, und Sie wissen wahrscheinlich auch von vielen Eltern, die mit der Qualität des Essens unzufrieden sind. Was Sie auch wissen, uns aber hier anders gesagt haben, ist, dass diese strengen Qualitätsanforderungen, die Sie immer hier ins Treffen führen und die ich natürlich voll unterstütze, die ich gerne noch strenger sehen würde, eben von anderen Anbietern nicht erfüllt werden können, und Sie wissen auch, dass das nicht stimmt. Der Kriterienkatalog, den Sie angesprochen haben, sieht vor, dass jemand im Schulbereich nur Essen anliefern darf, wenn er 8.000 Kinder am Tag beliefern kann und diese Leistung in den letzten 3 Jahren für 12 Monate erbracht hat. Das schließt somit jeden anderen, jeden kleineren Anbieter vollkommen aus. Es hat keiner eine Chance, und das wissen Sie.
Was gedenken Sie, endlich zu ändern? Sie haben mir in einer Anfragebeantwortung, die ich Ihnen im Sommer gestellt habe, gesagt, es wird evaluiert. Das war anscheinend eine Phrase oder dahingesagt, weil es so sonst niemand liest. Ich frage Sie jetzt noch einmal: Wann wird das endlich aufhören?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich die von Ihnen jetzt behaupteten Missstände nicht teile. Insofern möchte oder kann ich auch keine Antwort darüber abgeben, wann das endlich aufhören wird. Ich möchte nochmal darauf hinweisen, was ich vorher in meiner Anfragebeantwortung gesagt habe: Wenn es eine Vergabe gäbe, die zentral für alle Wiener Schulen diese gesetzliche Verpflichtung des Schulerhalters regelt, nämlich Mittagsverpflegung für die Kinder anzubieten, dann wäre das mit der Wahlfreiheit ganz weg, denn dann gäbe es den Bestbieter, der im Vergabeverfahren für alle Schulen erhoben worden ist. Daher gilt es, laufend nachzuschärfen. Das war auch das, was ich schon vor Monaten gesagt habe, dass im bestehenden System die Wahlmöglichkeit an den Standorten so groß wie möglich bezüglich einzelner Menüs ist, bezüglich einzelner Nahrungsmittelbestandteile, bezüglich der Anbieter, die natürlich auch über die Jahre gewechselt haben. Aber es stimmt, wenige Anbieter schaffen diese strengen Kriterien. Es stimmt auch, wenn sich jemand, so wie die Greenpeace-Studie oder auch andere nationale Auseinandersetzungen, damit beschäftigt, wie das in Österreich gelöst wird, dann kommen die immer wieder zum Schluss: Die strengsten und besten Kriterien gibt es in Wien. Das hat natürlich dann die direkte Folge, dass sehr wenige Anbieter diese strengsten und besten Kriterien hinbekommen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Das ist nicht wahr!) - Das ist sehr wohl wahr. 50 Prozent Bioanteil gibt es in der ganzen Republik kein zweites Mal im Schulessen, und darauf sind wir stolz. Ich bin auch stolz darauf, dass wir das im letzten Jahr um 10 Prozent angehoben haben. Und ich bin, wenn die Entscheidung ist, diese Kriterien noch weiter anzuheben und die Qualitätskriterien noch weiter anzuheben, immer auf Seite genau dieser Entscheidung und stehe auch dazu. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet.
Die 5. Anfrage (FSP-73264-2020-KVP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Juraczka gestellt und ist an den
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