Gemeinderat, 63. Sitzung vom 29.01.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 99
wir in Hinkunft Allgemeinmediziner ausbilden. Dort wollen wir auch Allgemeinmedizin in Zusammenarbeit mit der Medizinuniversität weiterentwickeln, wo der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin ja jetzt Gott sei Dank schon seit einiger Zeit besetzt ist, wobei man auch schon merkt, was das für eine Wirkung hat, wenn an der Medizinuniversität ein solcher Lehrstuhl existiert und hochaktiv ist. Ich weiß auch, und das wissen Sie, nehme ich an, wohl auch, dass es eine Diskussion über die Frage gibt, ob es aus den Allgemeinmedizinern auch einen Facharzt für Allgemeinmedizin geben soll. Das ist eine Debatte, die vor allem die Ärztevertreter untereinander führen müssen, da mische ich mich ehrlich gesagt nicht ein. Ich sehe keinen Grund, mich da einzumischen, ich habe aber nichts dagegen, wenn es so ist. Da geht es um die Frage des Stellenwertes, da geht es um ähnliche Fragestellungen. Ich denke, da werden wir noch eine Zeit lang sehen, dass es einen Diskussionsprozess gibt, und ich glaube, es ist gut, wenn sich die Politik aus diesem fachlichen Diskussionsprozess eher raushält.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von DAÖ. - Herr GR Kops, bitte.
GR Dietrich Kops (DAÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat!
Ich glaube, sind wir uns alle darüber einig, dass es leider zu wenig Fachärzte in Wien gibt, speziell in den Spitälern. Die 250 Planstellen sind äußerst positiv, aber ich glaube, das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Viel wichtiger wäre es, bei den kurz vor Beendigung des Medizinstudiums stehenden Jungärzten anzudocken und zu fragen, was eine Spitalsstelle attraktiver machen würde, wie man das attraktiver machen könnte, damit die fertigen Medizinstudenten nicht größtenteils ins Ausland abwandern. Haben Sie sich da Überlegungen gemacht, wie man das attraktiver macht, damit nicht so viele ins Ausland abwandern?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Peter Hacker: Erster Punkt, die Frage mit dem Abwandern ins Ausland wird ein bisschen überschätzt. Zweiter Punkt, man darf natürlich nicht übersehen, dass wir eine europaweite Entwicklung an den Universitäten haben und wir schon bei der Aufnahme von Studierenden an die Universität einen ganz anderen Mix von Nationalitäten aus allen Ländern der Europäischen Union haben als noch vor relativ wenigen Jahren. Daher ist es auch nicht weiters verwunderlich, dass es dann zu einer Weiterbewegung dieser Menschen kommt. Wenn Leute aus Deutschland in Österreich studieren, ist es nicht besonders überraschend, dass sie dann irgendwann wieder nach Deutschland zurückgehen. Diesen Effekt sehen wir auch bei Österreicherinnen und Österreichern, die in Deutschland oder in anderen Ländern der Europäischen Union studieren, diese kommen nämlich zurück. Darüber gibt es aber keine Statistiken, weil die Ärztekammer nicht in der Lage ist, das zu erfassen. Das ist nicht vorwurfsvoll gemeint, sondern das ist einfach ein Faktum. Daher glaube ich, dass diese Frage des Abwanderns grundsätzlich ein bissel überschätzt wird.
Viel größer ist die Bedeutung, dass wir die Ausbildungsaufgabe in Wirklichkeit auch für viele Bundesländer haben. Ich habe das vorhin schon zitiert, und wenn Sie sich die Zahlen genau anschauen, dann sehen Sie, dass wir natürlich auch aufpassen müssen, dass wir nicht die Belastung unserer Mitarbeiter, die nicht in Ausbildung sind, sondern die Ausbildende sind, über einen bestimmten Grenzwert hinausschrauben. Ich habe es vorhin kurz gesagt, ich wiederhole es noch einmal, wir haben rund 3.500 Ärztinnen und Ärzte im Krankenanstaltenverbund beschäftigt und 1.200 Ärzte in Ausbildung. Diese Anzahl an Ausbildungsstellen erhöhen wir jetzt noch um 250 und kommen dann auf ungefähr 1.500. Das heißt, wir haben ein Verhältnis von zwei zu eins, nämlich pro Auszubildenden gibt es nur mehr zwei Ärzte, die schon ausgebildet sind. Mir ist es auch ein Anliegen, dass wir diesen Bogen nicht überspannen, und daher muss man ein bissel aufpassen, dass man das nicht einfach nur nach den Auszubildendenzahlen entscheidet, sondern auch danach, was einer Organisation zumutbar ist.
Ja, na selbstverständlich beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir die Tätigkeit unserer Mitarbeiter in allen Berufsgruppen - das gilt für die Ärzte, das gilt für die Pflegekräfte, das gilt für die MTDs -, wie wir die Arbeitssituation so gut wie möglich erleichtern und vereinfachen können. Das ist ja der Grund, warum wir die Entscheidung getroffen haben, zum Beispiel StationssekretärInnen einzusetzen und viele Dutzend Jobs zu schaffen, um die administrative Tätigkeit durch ausgebildete Bürokräfte abwickeln zu lassen, damit nicht der Doktor oder die Krankenpflege mit Zehnfingersystem in den Computer tippen müssen.
Solche Überlegungen gibt es natürlich laufend, und auch bei der gesamten Entwicklung rund um die Möglichkeiten, die die intelligente Technologie heutzutage bietet, geht es natürlich immer auch um die Vereinfachung, Entlastung unserer Mitarbeiter, damit sie sich darauf konzentrieren können, was an sich ihre Hauptaufgabe ist, nämlich Patientinnen und Patienten zu behandeln.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von NEOS. - Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, bitte.
GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für die Beantwortung.
Ich finde es auch positiv, dass es jetzt mehr Dienststellen für Ärztinnen und Ärzte gibt, das war ja nicht immer so. Ich kann mich noch an Ihre Vorgängerinnen erinnern, nach der Änderung des Ärztearbeitszeitgesetzes wurde das ja vehement verneint, dass da einfach eine Lücke entsteht. Endlich wurde verstanden, dass es diese Lücke tatsächlich gibt. Ich meine, die Pensionierungswelle ist ja auch kein überraschendes Naturereignis, und um ein bisschen die Zahlen, die Sie zuerst dargestellt haben, ins rechte Licht zu rücken: Wir sprechen ja hier von nahezu 8 Prozent mehr Ärztinnen und Ärzten, also nicht die 0,8 Prozent auf die Gesamtzahl. Das ist ja schon eine extreme Steigerung. Insofern bin ich schon ein Stück weit überrascht, dass man auf Grund der an
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