Gemeinderat, 63. Sitzung vom 29.01.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 99
zunehmenden Pensionierungswelle so kurzfristig in diese Richtung handelt und dass das nicht im Budget schon mitberücksichtigt wurde. Also das wundert mich, dass dieser Abschluss diesbezüglich einfach so kurzfristig kommt. Warum ist das so?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Peter Hacker: Achtung, das sind nicht 250 Dienstposten für vollzeitbeschäftigte Ärzte, wir reden über Ausbildungsstellen. Das sind, wie ich vorhin schon beantwortet habe, zeitlich befristete, für die Dauer der Ausbildung bestehende Beschäftigungsverhältnisse. Achtung, das sind nicht zusätzliche Ärzteposten per se!
Wir werden aber eine Transformation haben, und wenn jemand in Pension geht und jemand anderer rückt nach, dann ist das grundsätzlich für ein Personalbudget kostenneutral. In der Regel wird es sogar billiger, weil bekannterweise junge Mitarbeiter weniger Kosten auf der Personalposition verursachen als Mitarbeiter, die seit langer Zeit in einem Unternehmen sind. Das heißt, eine Pensionierungswelle führt an sich rein grundsätzlich tendenziell nicht zu einer Erhöhung von Personalbudgets, sondern zu einer Senkung von Personalbudgets, einfach auf Grund der Skaleneffekte in einem Kollektivvertrag. Also bitte aufpassen, das sind Ausbildungsstellen, bei denen es um Ausbildung geht, zeitlich befristet. Da geht es eben darum, dass man in den Fächern, wo wir wissen, dass in drei, vier, fünf, sechs, sieben Jahren eine große Anzahl von Ärztinnen und Ärzten in Pension geht - Ärzte also, die wirklich fix Staff sind -, dass man diese dann rechtzeitig ersetzen kann.
Wir machen eine wesentlich größere Zahl an Ausbildungen, da von Anfang an klar ist, dass diese Leute gar nicht in Wien, sondern in den benachbarten Bundesländern arbeiten wollen, daher müssen wir natürlich immer ein bisschen mehr ausbilden, als wir wissen, dass dann Mitarbeiter bei uns sind. Wir überlegen im Augenblick aber auch, ob wir personalrechtliche oder personalrechtskonforme Möglichkeiten finden, Mitarbeiter an uns zu binden, also eine Verknüpfung herzustellen zwischen Ausbildung, Wartezeit auf die Ausbildung und in Verbindlichkeit zu kommen, eine Zeit lang im Unternehmen zu bleiben, so, wie das in anderen Branchen sehr, sehr üblich ist. Denken Sie nur an Piloten, bei denen völlig klar ist, die Piloten, die bei der Fluglinie ausgebildet werden, sind verpflichtet, eine Zeit lang bei der Fluglinie ihren Job zu machen. Wir überlegen gerade, ob wir nach diesem Vorbild eventuell eine ähnliche Regelung zustande bringen und hier sozusagen eine Zone von zwei Geschwindigkeiten in der Ausbildung zustande bringen und vor allem die Ärztinnen und Ärzte bevorzugen, die dann sagen, sie wollen im Unternehmen, das sie ausbildet, auch bleiben.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. - Frau GRin Korosec, bitte.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Herr Stadtrat!
Ich weise Ihre Kritik in der ersten Fragebeantwortung entschieden zurück. Ich habe nicht irgendwelche Ziffern weitergegeben, sondern ich habe eine Anfragebeantwortung von Ihnen vom 20. November genommen. Wenn es also falsch war, dann haben Sie das falsch angegeben. - Das zum Ersten.
Jetzt zu meiner Frage: Mir geht es darum, dass die Fehlzeiten der Ärzte in den Wiener Spitälern, wie ich meine, als zu niedrig angegeben werden. Ich habe mich da bei Gesundheitsexperten erkundigt, wobei man annimmt, so 23 bis 25 Prozent, weil eine ganze Reihe von Positionen da drinnen ist. Das haben Sie auch in einer Anfragebeantwortung gesagt.
Jetzt ist es aber so, dass in den Wiener Spitälern im Durchschnitt die Ärztezahl mit 17,5 Prozent angegeben wird, was sehr niedrig ist im Vergleich zum Durchschnitt von sonst 23 bis 25 Prozent. Aber was dann ganz besonders auffällt - das sagen Sie auch in dieser Anfragebeantwortung -, ist, dass die Fehlzeitquote im Krankenhaus Nord 14,8 Prozent beträgt. Was ist die Folge davon? Die Folge davon kann ja nur sein, dass die Ärzte nicht krank werden dürfen oder, wenn sie krank sind, sich ins Spital schleppen, dass sie nicht auf Urlaub gehen können und dass die Fortbildungen zu kurz kommen.
Ich hätte also gerne gewusst - und vielleicht können Sie mir das beantworten -: Warum sind die Fehlzeitquoten gerade im Krankenhaus Nord so gering beziehungsweise warum überhaupt in allen KAV-Krankenhäusern in Wien niedriger als sonst üblich?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Peter Hacker: Zur ersten Bemerkung. Um aus Zahlen Information zu machen, braucht es eine Interpretation. Es geht nicht um die Richtigkeit von Zahlen, sondern um die richtige Interpretation. Wenn Sie beklagen, dass anhand der Zahlen bewiesen wäre, dass wir mehr Bürokratie machen, und das Gegenteil ist aber der Fall, so müssen Sie es wissen. Meine Kritik ist also nicht an der Zahl, einer Ziffer, sondern meine Kritik ist an der Interpretation derselben. Ich halte es, ich bleibe dabei, für unseriös, dem Krankenanstaltenverbund in der Öffentlichkeit ohne Reflexionsmöglichkeit zu unterstellen, dass man dort mehr Verwaltungspersonal anstellt, statt im operativen Geschäft zu unterstützen. Ich bleibe dabei, das halte ich für nicht seriös, weil Sie sollten wissen - das haben Sie aber wahrscheinlich nicht gewusst -, dass das vor allem die spitalsentlastenden SekretärInnen auf den jeweiligen Stationen und Ambulanzen waren.
Zur zweiten Frage: Bei allem Respekt, ich bin echt gut im Zahlenmerken, aber ich will die Frage nicht beantworten, weil Sie die Zahlen vor sich haben, ich habe sie nicht vor mir, und Zahlen zu interpretieren, ist eine Frage der Seriosität.
Wir können uns gerne dann hinten hinstellen, ich schaue mir das an, Sie kriegen gerne eine Rückmeldung. Ich bitte aber um Verständnis, dass ich das nicht beantworten kann.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Damit ist die 2. Anfrage beantwortet.
Die 3. Anfrage (FSP-1093225-2019-KFP/GM) wurde von Frau GRin Matiasek gestellt und ist ebenfalls an den
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