Gemeinderat, 2. Sitzung vom 11.12.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 101
mich, wenn jetzt die Intention dort hingeht, Räume zu schaffen, denn wir haben keine mehr. Wir haben in vielen Bezirken keine und vor allem leistbare Räume mehr für Kulturinitiativen, denn die vielen Wirtshäuser mit dem Extrazimmer, wo man was veranstalten konnte und nicht einmal eine Saalmiete gezahlt hat, weil man ja auch gleichzeitig konsumiert hat - das gehört auch zur Wiener Kultur dazu - gibt’s nicht mehr und wird’s in Zukunft noch viel weniger geben. Das heißt, auch für viele kleine Kulturinitiativen in den Bezirken wird’s in Zukunft sehr schwer sein, dort, wo sie in der Gastro ankern - und das kann das Beisel sein, das kann ein Klub sein, das ist ganz egal -, wirklich wieder eine Heimstatt zu finden, um ihre Darbietungen zu geben.
Dort, wo Stadtentwicklung im Moment nicht stattfindet, weil eben auch gar keine Flächen vorhandenen sind, wird es schon schwierig werden und da wird man sich sicher überlegen müssen, wo kann man hingehen, wo kann man leistbare Räume schaffen. Ich komme aus dem 17. Bezirk, wir haben das Metropol, wir haben den Reaktor, aber eine kleine Kulturinitiative kann sich dort keinen Einstieg mieten. Das heißt, die sind darauf angewiesen, irgendwo einen leistbaren Raum zu haben. Wir haben ihn in vielen Bereichen von Wien nicht, und das wird eine sehr große Herausforderung sein. Die Herausforderung wird auch - wo wir alle natürlich im Moment überhaupt nicht wissen, wohin die Reise geht, wie wir Kultur erleben werden können - zum Beispiel eine 50 Prozent Auslastung sein, denn es ist letztlich auch ein Teil des Wesens des Kulturkonsums, dass man dafür bezahlt, da man ja eine Leistung bekommt. Und wenn hier nicht ausreichend zahlendes Publikum vorhanden ist, wie kann man da einen Betrieb überhaupt weiterführen? Wir sind also auch in Zukunft mit sehr vielen Schwierigkeiten konfrontiert und auch wir sehen die Erhöhung des Kulturbudgets positiv.
Ich möchte noch gerne die Anregung geben, die Projekte in Schulen zu verstärken, Kultur näher an Schüler heranzubringen, denn auch hier können wir Künstlern die Möglichkeiten des Auftritts und des Arbeitens mit Publikum geben. Die wollen alle, oder die meisten, wirklich nicht gerne alleine im stillen Kämmerchen sein, und es hat ja auch schon dazu geführt, dass viele Kulturschaffende bereits echte Depressionen haben oder überlegen, ihren Beruf, ihre Berufung - die es ja ist - überhaupt aufzugeben. Ich glaube also, gerade dieser Bereich steht vor einer großen Herausforderung.
Die Musikschulen sind - wie schon vorhin erwähnt - auch seit vielen Jahren unser Thema und wir würden uns natürlich wünschen, dass alle Kinder in Wien die Möglichkeit haben zu musizieren. Es gibt ja eine Reihe von Schwierigkeiten, die vielleicht früher nicht so waren, das reicht von hellhörigen Wohnungen, wo Musikmachen und vor allem das Üben von bösartigen Nachbarn nicht gewünscht ist. Man kann das natürlich in die neuen Campusschulen implementieren, wo etwas mehr Platz ist, aber das ist jetzt nicht unmittelbar Ihre Aufgabe, sondern das muss mit der Bildung übereinstimmen, da ist der neue Bildungsstadtrat gefordert: Mehr Musikschulen für Wien sind für uns auch unabdingbar.
Ich darf noch einen Antrag einbringen, der zum Inhalt hat, dass Rollstuhlfahrer - Sie haben den ja alle zugeschickt bekommen - in Zukunft besser zum Kulturgenuss kommen und barrierefrei Musik erleben können. - Danke.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit der FPÖ ist mit diesem Beitrag erschöpft. Als Nächster gelangt GR Dipl.-Ing. Dr. Gara zu Wort. Selbstgewählte Redezeit ist fünf Minuten.
GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Kraft der Aufklärung, das wäre eigentlich auch ein Hit, um das mit den Worten von Peter L. Eppinger zu sagen. Ich glaube an die Kraft der Aufklärung. Dass Europa dort steht, wo es steht, hat es der Aufklärung zu verdanken und dem Glauben daran, dass es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die real sind und an die man sich besser halten sollte. Das hat Bundeskanzlerin Merkel jüngst im Bundestag gesagt und das gilt heutzutage für die Corona-Pandemie gleichermaßen wie für die Klimakrise.
Wir haben in Wien viele Forschungsinstitutionen, die, um es in der Fußballsprache zu sagen, in der Champions League spielen - aber sicher noch zu wenige. Da geht mehr und Wien hat hier eine lange wissenschaftliche Tradition. Ich glaube, das sollten wir in Zukunft noch verstärken, weiter ausbauen. Es war uns ein ganz großes Anliegen auch in diesem Regierungsprogramm, das auch klar zu machen, denn gerade jetzt in der Krise zeigt sich, wie wichtig es auch für Wien ist, neben dem Tourismus auch die Standbeine auszuweiten im Bereich der Forschung, im Bereich der Wissenschaft, im Bereich der Technologie, der Innovation, da das wesentlich ist für den Forschungsstandort, dass das auch für den Wirtschaftsstandort wesentlich ist.
Da ja immer die Frage kommt, wo denn die NEOS-Handschrift ist, sage ich: Die ist hier ganz klar zu sehen. Wien hat sich ja schon dazu bekannt, bis 2030 zu einem der fünf wesentlichen Forschungsstandorte Europas zu werden, ein Magnet auch für die Spitzenforschung zu sein. Gerade jetzt ist das eine große Chance. Deswegen haben wir auch Forschungsschwerpunkte gewählt, wo wir teilweise an der Spitze sind, aber teilweise noch weiterkommen können, im Gesundheitsbereich, in der Digitalisierung, im Bereich der Smart-City-Themen.
Wir haben uns gemeinsam dazu entschlossen, im Bereich der Umweltforschung weiter voranzugehen, systemisch interdisziplinär, zum Beispiel im Bereich der Präzisionsmedizin, ein ganz wichtiges Thema für die Zukunft der Gesundheit, für die Zukunft der Medizin. In der Digitalisierung wollen wir beispielsweise auch in Wien ein Institut für Digitalen Humanismus gründen, nach dem Vorbild des Weizenbaum-Instituts in Berlin. Was wir auch wollen, ist eine viel längerfristige Finanzierung für sehr viele der Forschungsinstitutionen, denn auch für diese ist Planbarkeit wichtig, gerade in der Krise. Das gilt insbesondere auch für ein sehr wichtiges Vehikel für die Forschungslandschaft, den Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds, wo wir uns darauf geeinigt haben, jetzt eine mehrjährige Finanzierungsvereinbarung zu fixieren. Das gilt auch für andere Institutio
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