Gemeinderat, 60. Sitzung vom 25.11.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 100
GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher!
Ich möchte mich vor allem in einem Punkt bei Herrn Kollegen Weber ganz bewusst bedanken, denn während Ihrer Rede ist mir wieder in den Sinn gekommen, wie viele Menschen, Künstlerinnen und Künstler, Expertinnen und Experten in den Jurys sitzen, die tagtäglich dafür sorgen, dass wir als Stadt Wien und als Politikerinnen und Politiker die bestmöglichen Entscheidungen treffen können, welche Kunst- und Kulturprojekte wir in dieser Stadt fördern, welche Wissenschaftsprojekte wir fördern. Darum möchte ich genau mit diesem Dank an alle ehrenamtlichen Jurymitglieder, die für Wien und die WienerInnen arbeiten, beginnen.
Wissenschaft und Kultur ist der große Rahmen oder der große Bogen, den ich spannen möchte. Im Bereich der Wissenschaft und der Kultur haben wir zahlreiche Maßnahmen, die wir setzen. Es ist ein wunderschönes Feld, denn es ist ein interdisziplinäres Feld. Es ist vielleicht nicht für jedermann ganz klar und gleich abgesteckt, aber Kollege Gara hat vorhin die Frage nach Exzellenz in den Raum gestellt. Der Kollege ist leider nicht mehr hier, aber die Frage nach der Exzellenz ist eine ganz wesentliche.
Wir haben 2019 das sogenannte Kooperationsabkommen zwischen Stadträtin, Bürgermeister und 23 Wiener Hochschulen umgesetzt, wo es darum geht, dass mehr Austausch zwischen den Hochschulen stattfindet. Unsere Auffassung ist, dass Exzellenz gerade auf Grund der Zusammenarbeit zustande kommt. Ich habe das im letzten Jahr ein bisschen im Spaß gesagt, momentan ist das mit 23 Hochschulen ein schöner Teppich, der in Wien liegt. Es wirkt noch ein wenig wie ein Fleckerlteppich. Genau mit diesem Kooperationsabkommen werden wir einen weiteren Schritt setzen, hier zu einem wunderschönen im Optimalfall Perserteppich oder irgendetwas ganz Exzellentem zu kommen. Es geht darum, die besten Köpfe für diese Stadt auszubilden und die besten Köpfe aber auch in der Folge in dieser Stadt zu halten.
Neben diesem Kooperationsabkommen gibt es noch zahlreiche strategische Maßnahmen und vor allem Förderungen. Wir reden ja heute über das Budget. Wir sehen, dass neben den Fachhochschulförderungen von 18 auf 22 Millionen die Förderungen gerade konkret in der Wissenschaft von 10 Millionen auf 13 Millionen gesteigert worden sind. Wir setzen also auch auf die besten Themen und wir setzen darauf, den Wettbewerb um die besten Ideen weiter zu steigern.
Eine kurze Auflistung der relevanteren Bereiche enthält das Architekturzentrum, das Jewish Welcome Service, dann die Förderung im Bereich der Wissensvermittlung, wobei wir auch auf Wissensvermittlung in den Bezirken setzen, der Bereich der Filmkultur, wo es um Archivierung und Nachhaltigkeit geht, dann der große Bereich der Sozialwissenschaften, wo wir uns vor allem um gesellschaftsaktuellen Diskurs bemühen, dann die ganzen Fragen der Demokratiepolitik. Ein bestes Beispiel für mich ist immer die Forschungswelt Beruf und Arbeit, der gerade in der Frage der Arbeit 4.0 und den Arbeitsbedingungen für Menschen essenziell ist.
Genauso fördern wir aber den Nachwuchs in der Wissenschaft. Die Nachwuchsförderung ist uns ganz besonders viel wert. Kollegin Huemer hat vorhin schon kurz den Hedy-Lamarr-Preis angesprochen, der mir persönlich recht wichtig ist. Warum? - Weil hier junge Frauen und Wissenschafterinnen im Bereich der IT gefördert werden.
Neben diesen unterschiedlichen Bereichen im direkten Hochschulbereich komme ich jetzt zu den Wiener Vorlesungen, weil wir als Stadt Wien auch darauf setzen, die Wienerinnen und Wiener in den wissenschaftlichen Diskurs zu involvieren. Es hilft uns nichts, nur im Elfenbeinturm zu diskutieren, sondern viel wichtiger ist es, wenn wir in großen Hallen und in offenen Räumen diskutieren. Unser Wissenschaftssprecher Daniel Löcker, dem hier sicherlich auch der Dank gebührt, hat 2019 unter dem Motto Utopie und Dystopie zum Relaunch der Wiener Vorlesungen geführt. 2020 wirkt es ein bisschen bodenständiger, Zukunft der Stadt als das große Motto. In den vergangenen Monaten und auch in den zukünftigen Monaten wird sowohl in der Volkshalle hier im Rathaus als auch in zahlreichen Hallen und anderen Eventlocations diskutiert, werden Events gemacht, wissenschaftliche Diskurse geführt, aber bodenständig und einfach mit Wienerinnen und Wienern. Man braucht keinen Hochschulabschluss, um hier mitzudiskutieren.
Es geht darum, verstärkt jüngere ForscherInnen zu involvieren, wenn man so will, die jungen, dynamischen gemeinsam mit den alten Hasen, mit den Forscherinnen und Forschern, mit den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die weltweit schon bekannt sind. Nur als kleines Beispiel: Kommende Woche wird es wieder eine Wiener Vorlesung geben, wo es um den Menschen in der Zukunft geht, wo es um Grenzen der Biotechnologie geht, sowohl um das technologisch Mögliche als auch das moralisch Vertretbare. Nach aktuellen Anmeldungen haben wir für das Globe Wien Theater, das sind die Räumlichkeiten, wo normalerweise Kabarettisten wie Niavarani & Co auftreten, in der Marx Halle bereits 1.000 Anmeldungen. Das heißt, dieses Angebot des Involvierens und des Diskurses wird auch von den Wienerinnen und Wienern ganz klar angenommen.
Damit möchte ich schon auf einen weiteren Punkt kommen, der ganz, ganz wichtig ist. Wir reden über Technologie, über technologischen Fortschritt, aber auch über die Moral und die Ethik. Wir haben den Diskurs über den digitalen Humanismus nicht nur in dieser Stadt, sondern wir tragen ihn bereits über die Grenzen unserer Stadt weit hinaus. Wir wollen wissen, wie viel Mensch wir denn in einer digitalen Gesellschaft sein können, oder umgekehrt, es soll von uns ausgehen, dass Menschen auch in einer digitalen Gesellschaft ganz klar im Zentrum und im Vordergrund stehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Im Zuge der Digitalisierungsoffensive, wo es ganz klar um technologische Möglichkeiten für unsere Stadt geht, schauen wir uns nämlich auch neben dem technologischen Fortschritt gleichzeitig an, den zivilisatorischen Fortschritt zu ermöglichen, jeweils in den Hochschulen,
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