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Gemeinderat, 60. Sitzung vom 25.11.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 65 von 100

 

ein ganz wichtiger Teil - weiter betreiben können. Sie alle kennen das Format der Wiener Vorlesungen, auch das wird es wieder geben.

 

Es gibt ja immer den Druck, einzusparen und gleichzeitig immer mehr zu performen oder zu investieren. Ich bin froh, dass es in der Wissenschaft so ist, dass wir das Bestehende erhalten können und dass wir weiter auch zusätzliche, frische Mittel haben, um neue Projekte auf den Weg bringen zu können.

 

Und weil ich es einfach für eine sehr schöne Sache halte: Es gibt den Hedy-Lamarr-Preis, der wurde vor Kurzem zum zweiten Mal vergeben. Das ist ein ganz kleiner Punkt im Wiener Budget, aber für einen Preis sind 10.000 EUR toll. Er fördert Frauen in der Wissenschaft, in der IT, und das ist deswegen so wichtig, weil es uns dort wirklich an Role Models fehlt. Wenn wir hier also Frauen vor den Vorhang holen, dann ist das einfach wunderbar, und hoffentlich dient es auch der Sache, mehr Frauen für die IT, für IKT-Technologien zu begeistern. Denn es ist leider tragisch: Trotz aller Bemühungen ist auch hier der Frauenanteil rückläufig. Es braucht also auch in diesem Bereich neue Ideen, aber grundsätzlich denke ich mir, der Hedy-Lamarr-Preis ist eine wirklich schöne Sache.

 

Was machen wir mit dem Frischgeld? - Einerseits die bestehenden Institutionen und Forschungsprojekte absichern und andererseits den noch offenen Punkt aus unserem Koalitionsübereinkommen, nämlich den Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Kulturwissenschaften, die so eine wichtige, historisch große Bedeutung in unserer Stadt haben, noch einmal verstärkt zu bedenken. Das heißt, wir denken darüber nach, wie wir Forschungsförderung betreiben können, um auch hier dieses Know-how abholen zu können.

 

Ich bin sehr froh, dass wir diesen Digitalen-Humanismus-Call im Jahr 2019 starten konnten und dass wir diesem ganz wichtigen Thema Digitalisierung, das uns alle in jeder Phase betrifft - in jeder Phase des Lebens: im Alltag, im Beruf, in der Politik, überall, als BürgerIn -, auch nächstes Jahr verstärkt Aufmerksamkeit schenken können und dass es damit gelingt, die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften zu fördern. Das ist insbesondere deshalb wichtig, weil dieser Wissenschaftsbereich unter einem extremen Ökonomisierungsdruck leidet und - anders als es beispielsweise in der Technik, Technologie und den Naturwissenschaften der Fall ist - hier die Anwendungsforschung nicht so sehr finanziert werden kann, weil es einfach keine Unternehmen gibt, die da ein Know-how abholen wollen, obwohl sie es vielleicht doch brauchen würden. Wir als Stadt können hier ganz klar Förderprojekte unterstützen.

 

Also Geistes- und Kulturwissenschaften auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Digitalisierungsfrage weiter vorantreiben, damit nicht die Technik uns treibt, sondern die Frage nach Menschlichkeit, nach Demokratie, nach Menschenrechten schon in die Digitalisierungsforschung implementiert werden kann.

 

Dann möchte ich noch einen ganz wichtigen Punkt aufgreifen, der in der Wissenschaft schon lange aufgegriffen wurde und auch von vielen anderen thematisiert wird, das ist die dramatische Auswirkung des Klimawandels auf uns. Es gibt immer mehr WissenschafterInnen, die darauf hinweisen, die immer wieder neue Daten hervorbringen und zeigen: Wenn wir weitermachen wie bisher, dann wird das ganz katastrophale Auswirkungen haben. Was sie aber auch machen, ist, dass sie Modelle berechnen, die zeigen, wo ganz konkret gute Stellschrauben sind, an denen wir heute noch die Chance haben zu drehen. Denn Sie wissen alle, wir sind die Generation, die den Klimawandel am massivsten schon spürt, und vielleicht die letzte Generation, die überhaupt noch etwas tun kann.

 

Nehmen wir uns hier also auch wirklich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Seite, um ihre Erkenntnisse in unser politisches Handeln, in unsere politische Arbeit verstärkt aufzunehmen! Wir brauchen sie, wir sind in einer ganz schwierigen Phase, nämlich einer Phase des Übergangs, der Transition. Da braucht es neue Modelle, da können wir nicht mehr weitermachen wie bisher. Aber zu erkennen, wie schaut denn das andere aus, das ist ja oft das Schwierige. Das Schwierige ist auch, zu finden, was wir dafür brauchen, nämlich alternative Wirtschaftsmodelle, alternative Ökonomien. Wir brauchen auch ganz viel Begleitung bei diesem gesellschaftlichen Wandel, denn der Wohlstand, den wir erarbeitet haben, ist ja auf Kosten von anderen gegangen, und jetzt zu sagen, ihr müsst jetzt verzichten, damit wir das, was wir uns schon aufgebaut haben, weiterhin haben, das wird sich auch sozial nicht ausgehen.

 

Auch da brauchen wir also ganz viel Unterstützung, und da gehe ich davon aus, dass es hier auch aus den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften insbesondere viel Know-how und Begleitungsmöglichkeit für diesen Prozess gibt, der sicher kein leichter werden wird, aber ein dringend, dringend notwendiger.

 

Um es noch einmal auch mit den Worten von Herrn Prof. Felix Creutzig zu sagen - er ist am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change -: „WissenschafterInnen werden nicht nur gebraucht, um neue Erkenntnisse zu erlangen, sondern auch, um diese zusammenzufassend zu konsolidieren,“ - ich glaube, das ist ganz wichtig - „eine wichtige Voraussetzung, damit etwa die globalen Gemeingüter wie Klima und Landressourcen kooperativ und nachhaltig bewirtschaftet und bewahrt werden können.“ - Hier braucht es also die Zusammenarbeit, hier braucht es unser gesamtes Brain, das nicht nur in Wien, sondern global vorhanden ist, um diese Frage des Klimawandels, der auch ganz dramatische soziale Veränderungen mit sich bringen wird, halbwegs noch einzufangen und in eine andere, in eine klimagerechtere und sozial gerechte Welt weiter transferieren zu können.

 

Abschließend möchte ich einfach noch einmal betonen, dass die Stadt Wien als wirklich sehr verlässliche Partnerin für Wissenschaft und Forschung dasteht und hier immer auch zu Dialog bereit ist und den Erkenntnisgewinn auch für die Stadt nützen möchte. Gleichzeitig ist uns aber auch ganz wichtig, dass die Freiheit der Wissenschaft, dieses hohe, hohe Gut, weiter bestehen bleibt, dass aber ein konstruktiver und befruchtender

 

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