Gemeinderat, 55. Sitzung vom 26.09.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 95
wir wissen: Egal, wohin wir unsere Kinder schicken, sie kommen mit diesen Kompetenzen aus der Schule und danach stehen ihnen alle, alle Möglichkeiten dieser Welt offen. (Beifall bei den NEOS.)
Ich vernehme Nicken, das freut mich sehr. - Ich glaube, das ist das Grundproblem. Ein heutiger Hauptschulabschluss oder der Abschluss einer NMS ist für eine weitere Bildungskarriere nicht so viel wert wie vier Jahre Gymnasium. Ich muss, wenn ich in ein Gymnasium übertrete, wenn ich in eine Oberstufe komme, eine Aufnahmeprüfung machen, das heißt, wir haben da ein Ungleichgewicht und nicht die gleichen Chancen.
Wenn ich von dieser Bildungsrevolution spreche, glaube ich, wir müssen grundlegend aufräumen. Es sind überall Einzelprojekte am Werken, die sind gut, habe ich schon gesagt, aber wir müssen grundsätzlich etwas ändern. Das Beispiel London wurde angeführt, ich war mit meinem Kollegen Christoph Wiederkehr letztes Jahr auch dort und ich war vor Kurzem bei einer Veranstaltung der Arbeiterkammer, bei der eben diese Beispiele angeführt wurden.
Ich glaube, es gibt mir jeder, der dieses Modell kennt, recht, es findet jeder toll, was dort getan wird, was dort passiert ist. Da hat man natürlich viel Geld investiert und vor allem in die Schulen, die es dringend brauchen. Man hat aber vorher auch evaluiert, welche brauchen es denn wirklich. Ich glaube, das ist die Grundlage, die wir haben müssen, faktenbasiert zu sagen, welche Schulen brauchen Unterstützung, wo müssen wir unser Augenmerk hinlegen und wo müssen wir wirklich radikal ändern.
Das fängt mit mehr Unterstützungspersonal für die Lehrerinnen und Lehrer an. Ich meine, das ist einmal die Grundvoraussetzung, denn die stehen vor wahnsinnigen Herausforderungen, das hören wir überall, aus allen Ecken und Enden. Viele von Ihnen, ich auch, kennen persönlich welche, die sagen, es ist einfach nicht mehr zumutbar. Da müssen wir ansetzen.
Wir brauchen also eine ehrliche Analyse des Ist-Zustandes, wie es wirklich an welcher Schule ausschaut. Natürlich müssen wir dort unseren Fokus hinlegen, auch in der Finanzierung. Dazu gehört natürlich auch die Erhebung von Daten. Da muss man mit den Experten, Expertinnen, gemeinsam mit der ganzen Schulgemeinschaft, mit den Schülern, Eltern, Lehrern, gemeinsame Ziele formulieren, wo es eigentlich hingehen soll, wo wir was brauchen - begleitendes Monitoring, Nachqualifizierung, Coachings, sollen Schulsozialarbeiter, Psychologen zur Verfügung stehen -, wie das eben auch in London getan wurde. Da wurde viel investiert, keine Frage.
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik (unterbrechend): Kollegin, Ihre Redezeit ist abgelaufen, bitte um den Schlusssatz.
GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (fortsetzend): Aber ich sage, London hat teilweise viel schwierigere Herausforderungen gehabt als Wien. Die haben den schlechtesten Bildungsstandard in der Region gehabt und mittlerweile sind sie über dem Durchschnitt. Das können wir auch für Wien schaffen. (Beifall bei den NEOS.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag. Berner zu Wort gemeldet. Sie haben das Wort.
Entschuldigen Sie, Frau Kollegin, jetzt habe ich Frau Kollegin Hungerländer auf meiner Liste vergessen, bitte entschuldigen Sie. Die Nächste ist Frau Mag. Hungerländer. Bitte, Frau Kollegin, Sie haben das Wort.
GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Vieles haben wir über die Herausforderungen für das Bildungssystem in Wien gehört. Wenn man alle diese Herausforderungen, die einzelnen Punkte zusammenfasst, sieht man ja deutlich, dass in den Schulen das widergespiegelt wird, womit unsere Gesellschaft insgesamt konfrontiert ist, nämlich fundamentale Veränderungen.
Dass die Gesellschaft heterogener wird, dass sie individueller wird, dass sie fragmentierter wird, dass wir als Gesellschaft Respekt und Autorität neu definieren, sieht man auch in den Schulen und auch, dass wir tagtäglich mit neuen Medien umgehen, deren Auswirkungen wir noch überhaupt nicht kennen, nämlich weder welche Auswirkungen die digitalen Medien auf unsere Denkstruktur noch auf unser Verhalten haben. Wenn man dem israelischen Historiker Harari glaubt, der immerhin drei Bücher darüber geschrieben hat, bewegen wir uns ja auf eine ganz neue Zeit zu, auf einen ganz neuen Menschen und eine ganz neue Art, wie die Welt strukturiert ist.
Wenn wir jetzt sagen, wir wollen Bildung über alles stellen, sind das wohl auch die Fragen und die Herausforderungen, auf die wir unsere Kinder in Wiener Schulen vorbereiten sollten. Diese Zeit bietet jungen Menschen unglaublich viele Chancen, unglaublich viele Möglichkeiten. Das sind die Dinge, auf die wir junge Menschen vorbereiten sollen, das ist das, was in den Schulen unterrichtet werden soll. Stattdessen ist Gewalt das Thema in den Schulen, das Thema ist, wer gibt wem die Hand, das Thema ist, wer kleidet sich haram und wer isst halal, das Thema ist, wer geht schwimmen, teilweise gibt es mittelalterliche Ehrvorstellungen. Damit sind die Lehrerinnen und Lehrer konfrontiert und nicht mit dem, was sie tun sollen, nämlich junge Menschen auf die Chancen ihrer Zukunft vorzubereiten.
Das alles, was wir täglich lesen, das alles, was wir im Buch von Frau Wiesinger gelesen haben, das alles, was wir in dem Haram-Artikel im „Biber“ gelesen haben, alles das, worüber wir lesen, das ist die Realität für Lehrerinnen und Lehrer, damit sind Lehrerinnen und Lehrer täglich konfrontiert. Es ist deswegen hoch an der Zeit, dass diese Wertschätzung, die wir Pädagoginnen und Pädagogen gegenüber haben müssten, endlich Realität wird. Das bedeutet, dass Probleme ernst genommen werden, wenn sie gemeldet werden, das bedeutet, dass Probleme angehört werden und dass aktiv gehandelt wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn wir Bildung über alles stellen, beinhaltet das für uns auch die sportliche Entwicklung von jungen Menschen. Wir wissen, dass in Wien fast jedes 3. Kind der 3. Volksschulklasse übergewichtig ist. Wir haben da schon öfter einen meines Erachtens sehr guten Antrag eingebracht, das ist die Idee des Wiener Sportgutscheins, der
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