Gemeinderat, 54. Sitzung vom 26.06.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 99
guter Raum, wo im Endeffekt auch wieder Zukunft gebaut wird, weil die ElementarpädagogInnen dann die zukünftigen Generationen an Kindern in ihrem Großwerden gut begleiten werden. Wir können wirklich stolz darauf sein, was wir mit der Neubauleistung schaffen, einerseits an neuen Klassenräumen, aber eben auch mit der neuen Berufsschule und der BAfEP. Wir können da wirklich sehr stolz darauf sein! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Die Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung hat sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend „9 Jahre Stadtentwicklung“ zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist.
VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie! Hohes Haus! Danke, dass Sie mir die Ehre erweisen, meiner letzten Mitteilung an den Wiener Gemeinderat beizuwohnen und meinen Abschied mit mir zu begehen. Das bedeutet mir viel.
Gegen Ende November 1996 wurde in diesem Saal eine junge Frau zur Gemeinderätin angelobt und spazierte nervös, ziemlich genau dort hinten, auf und ab und übte ihre Antrittsrede noch einmal und noch einmal. Mir war es damals unbedingt wichtig, dass mir kein Fehler passiert und dass ich diese Rede auswendig halte, weil man mir eingeredet hatte, dass es nicht erlaubt ist, dass man irgendetwas vom Blatt liest. Ich hatte und habe witzige Kolleginnen und Kollegen! (Heiterkeit bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich glaube, die haben viel gelacht und mir dabei zugeschaut, was ich da aufführte.
Man durfte hier drinnen übrigens noch rauchen! Die etwas älteren Jahrgänge unter uns werden sich vielleicht daran erinnern, da hinten gab es nämlich Aschenbecher, die mit mehreren Ösen fest verschraubt an der Wand waren, aber darüber hinaus gab es auch legendäre Standaschenbecher, und Grete Laska wohnte dort hinten, meistens. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Bis es so weit war, dass ich meine Rede halten konnte, war ich vom Zigarettendunst derart benommen, dass ich ehrlich gesagt nicht mehr weiß, was ich hier geredet habe. (Allgemeine Heiterkeit im Saal.)
Ich war damals 27 Jahre alt und gerade einmal 10 Jahre lang in Österreich. Meine Einbürgerung war wenige Monate zuvor erfolgt. Ich sprach mit grauenvollem Akzent - es gibt Aufnahmen aus der Zeit, wo ich immer wieder hinhöre und denke, wow! - und es gibt ja Leute, die finden, dass ich das heute noch tue, aber Sie hätten mich damals hören sollen! (Heiterkeit im Saal.)
Ich war für die damalige Zeit wirklich insofern etwas Besonderes, als ich die erste eingebürgerte, eben nicht gebürtige Österreicherin war, die ein Mandat in einem österreichischen Parlament erhielt. Ich hatte viele und große Pläne, aber das ist jetzt, glaube ich, keine Überraschung, also mir gehen die Pläne für gewöhnlich nicht aus. Und dennoch!
Wenn damals jemand gesagt hätte, dass dort, wo ich im Herbst 1986 aus dem Zug ausgestiegen bin und meine erste Begegnung mit Wien gemacht habe, nämlich am damaligen Südbahnhof, einmal ein pulsierendes Wohn- und Arbeitsviertel entstehen würde und dass ich bei der Planung und Vollendung dieses Viertels eine wesentliche Rolle spielen würde, wenn damals jemand gesagt hätte, dass Wien die besten und günstigsten Öffis der Welt haben wird, mit einer 365-EUR-Jahreskarte und dass ich entscheidend mitverhandelt haben würde, damit es dazu kommt, wenn damals im verrauchten Wiener Gemeinderatssaal jemand gesagt hätte, dass ich viele Jahre später zur Vizebürgermeisterin der lebenswertesten Stadt der Welt gewählt werden würde oder dass jemand - ja, Gott bewahre - die Vorstellung gehabt hätte, dass so jemand wie ich überhaupt so weit kommen kann, den hätte man in Wien - und wir wissen alle, wie der Wiener in seiner Mundart so schön zu sagen pflegt, dass jemandem nicht ganz bei sich ist - also schon gefragt, ob er nicht ganz bei sich ist.
Ich muss auch ehrlich sagen, nach all den Jahren gibt es Momente, wo ich mich manchmal auch zwicke, um sicherzugehen, dass das alles passiert ist und dass ich nicht im WG-Zimmer meiner ersten WG aufwachen werde - (Heiterkeit bei der Rednerin sowie bei GRÜNEN und SPÖ.) - und feststellen werde, dass das alles ein Traum war.
Ja, heute sind wir gescheiter, heute wissen wir, in diesem Wien ist alles möglich. Heute bin ich 50, seit 9 Jahren Vizebürgermeisterin Wiens, der Stadt, die mir alles gab und der ich alles verdanke, der großartigsten Stadt der Welt, seit zehn Jahren in Serie ungeschlagen auf Platz 1 in Sachen Lebensqualität, Leistbarkeit, Innovation, und, und. Es sind ja nicht ein oder zwei Rankings, die uns regelmäßig top an die Spitze stellen.
Heute ist Wien eine pulsierende junge Weltstadt, ja, natürlich mit allen Herausforderungen und Problemen, die das auch mit sich bringt, aber auch eine, die Antworten darauf hat und auch einiges dafür tut, damit sie auch so bleibt, wie sie ist, ein großartiger Ort.
Michael Häupl hat in seiner Abschiedsrede an dieser Stelle gesagt, nicht jeder Tag war super, da hat er recht, aber jeder Tag war es wert, jeder Tag war ein Privileg, und das erfüllt mich mit Dankbarkeit (Beifall bei NEOS, ÖVP, SPÖ und GRÜNEN.) - Den Rest kennen Sie ja.
Vor ungefähr zehn Monaten habe ich angedroht, dass die hyperaktive Frau Vassilakou mit Lust und Tatendrang im Amt werken wird bis zum letzten Tag, und der ist heute. Es waren außergewöhnliche, arbeitsreiche neun Jahre. Mir scheint es unmöglich, auch nur ansatzweise aufzuzählen, was alles weitergegangen ist, was möglich wurde, was sich änderte und was es bewirkte.
Streckenweise haben wir schon gestern in der Rechnungsabschlussdebatte darüber geredet: Die 365-EUR-Jahreskarte und der Rekord an Jahreskartenhalterinnen und -haltern, die wir haben - es gibt weltweit keine Stadt mit so vielen Menschen, logischerweise gemessen an der Bevölkerungsgröße, die eine Jahreskarte besitzen
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