Gemeinderat, 53. Sitzung vom 25.06.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 103
mehr, und das muss man zur Kenntnis nehmen. Wenn wir über die Vereinigten Bühnen sprechen, dann - und es ist ja für mich auch hier völlig nicht nachvollziehbar, dass die MA 5 Zukunftskonzepte hat, die die MA 7 nicht kennt.
Die Kollegen Ernst Woller und Klaus Werner-Lobo haben schon vor vielen Jahren gesagt, wir brauchen eine fundamentale Neuausrichtung. Der Weck hat gesagt, zwei solche Bühnen können gar nicht existieren. Es wird immer gesagt, geändert hat sich gar nichts. Es hat schon einen Grund, warum das alles in der Wien Holding beheimatet ist. Denn wenn die Opposition dann fragt, was denn der Intendant verdient, dann heißt es, das unterliegt dem Datenschutz. Ob wir jetzt 40 Millionen EUR an Steuergeldern hergeben oder nicht, das unterliegt dem Datenschutz. Das heißt, ihr könnt zahlen, aber fragen dürft ihr gar nichts. Dieses System ist natürlich sehr praktisch, hat sich bewährt, und deshalb gibt es auch keinen Grund, das zu ändern, auch wenn es vielleicht demokratiehygienisch nicht wirklich schön ist. Wir sind gegen diese VBW, und das werden wir auch immer sein, bei aller Sympathie, bei allem gegenseitigen Verständnis. Das ist sicher einer der Punkte, wo wir nicht drüber können, es sei denn, es wäre wirklich eine fundamentale Neuausrichtung.
Ich muss Ihnen auch Folgendes sagen: Das mag jetzt vielleicht laienhaft klingen, aber irgendwer hat gesagt, wir sind Welthauptstadt der Musik, wir sind Kulturhauptstadt Europas und so. Wir haben auf jeden Fall den Wiener Walzer und die Operette erfunden, und das sind Dinge, die bei uns kaum gespielt werden. Wir gehen auf Bälle, das ja, aber wenn Sie eine Operette sehen wollen, müssen Sie nach Mörbisch fahren oder vielleicht in die Volksoper, dort wird alles gespielt. Aber die Stadt Wien macht nur Musicals, die man dann unter Umständen - wie das „Mary Poppins“ - komplett einkauft. Mit den Bühnenarbeitern und Mechanikern muss das eingeflogen werden. Wir konkurrieren da auf einem Gebiet, das nicht unser eigenes ist. Wir hätten ein Gebiet, das man vielleicht der Welt verkaufen könnte, ohne dass man es subventionieren müsste, weil jede Menge Touristen sich das einfach anschauen würden, weil das einfach zum Fixprogramm dazugehört, wenn man nach Wien kommt. Nein, da fahren wir jetzt nach Mörbisch oder nach St. Margarethen, wenn wir so etwas sehen wollen, denn in Wien kann man das nicht sehen. In Wien kann man im Sommer so etwas überhaupt nicht sehen, eine Operette schon gar nicht. Ich war einmal in Kroatien bei einem Freilichtkonzert im Sommer. Dort haben sie Wiener Walzer gespielt und Operetten gesungen. Da habe ich mir gedacht: Warum gibt es so etwas eigentlich in Wien nicht? Aber ja, es ist so, wir müssen das zur Kenntnis nehmen.
Was das Volkstheater betrifft, schließe ich mich dem Fritz Aichinger an. Wir werden sehen, ob diese Bestellung so in Ordnung geht, und wir hoffen auch auf ein Konzept. Ich werde das jetzt nicht vorweg beurteilen, das wäre nicht angemessen. Ich schau mir an und beurteile die Intendanz nach ihren Leistungen. Deswegen werde ich dazu keine weitere Stellungnahme abgeben.
Kollege Margulies! Nein, nichts Negatives. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Ich stimme dir zu. Du hast gesagt, wir müssen uns ein System überlegen, um wenigstens eine Zeit lang prekäre Arbeitsverhältnisse im Kunstbereich zu verhindern. Ich habe überhaupt nichts dagegen, aber das Wichtigste ist eben: eine Zeit lang. Wir wollen natürlich keine beamteten Künstler, aber wir wollen den Leuten auf die Sprünge helfen, sagen wir es so. Nur, um das zu tun, bräuchten wir ja jedes Jahr mehr Geld, wenn wir es immer neuen Leuten geben würden. Eine Zeit lang - d’accord. Wir werden über so ein System nachdenken. Ich weiß nicht, wie das ausschaut. Wir haben ja bei der Werkstatt-Reise über Systeme gehört, in Flandern. Sonst haben wir uns jetzt noch nicht zusammengesetzt, aber wir werden das sicher machen.
Eine Erhöhung des Kulturbudgets ist natürlich von allen immer gewünscht. Wir haben jetzt 215 Millionen EUR. Wenn man jetzt das Budget, das der Bund für Wien ausgibt, dazugibt, steht Wien sicher nicht so schlecht da, aber mehr ist immer gut. Ich muss auch sagen, im Kunst- und Kulturbericht steht jetzt, glaube ich, zum ersten Mal, dass 62 Prozent der Anträge angenommen werden. Also werden 38 Prozent der Ansuchen auf Förderung abgelehnt. Es steht zwar nicht drinnen, was abgelehnt wurde, aber es ist immerhin ein erster Schritt. Das ist etwas, das wir jahrelange verlangt haben: Es steht drinnen, wie viel Prozent der eingereichten Anträge hier angenommen werden. Der Bericht an sich ist sehr detailliert, das muss man schon ehrlich sagen.
Wir hoffen also auf eine gute Zusammenarbeit. Was diese Kritikpunkte zu den Großveranstaltungen betrifft, da haben Sie zwar die politische Verantwortung, auch wenn das alles vor Ihrer Zeit passiert ist, das ist klar, aber da werden wir auch nicht runtergehen. Wir werden auch nicht runtergehen, wenn es um eine Neustrukturierung der Vereinigten Bühnen geht oder um endlich eine Neuausrichtung, wo ich ja auch noch im Ohr habe, dass man sich mit uns zusammensetzen und sozusagen ein Brainstorming machen möchte.
Wenn ich abschließend noch etwas sagen darf, das ist mir jetzt so eingeschossen: Viele Subventionen, die wir so hergeben, sind manchmal skurril. Beispielsweise wenn man hört, dass wir dem Volkstheater jetzt 12 Millionen EUR oder 15 Millionen EUR oder sonst etwas hergeben, obwohl es dem Gewerkschaftsbund gehört. Wir geben aber auch für KulturlotsInnen 100.000 EUR aus. Das sind zwei Mitarbeiter des Gewerkschaftsbunds, die dazu da sind und von der MA 7 bezahlt werden, damit sie Gewerkschaftsbundmitglieder in Kulturveranstaltungen bringen. Ja bitte, bei 52 Prozent Auslastung bei einem Theater sollen sie einmal ihre Leute in ihr eigenes Theater bringen! Die haben ja zig Tausende Mitglieder! Dann soll bitte der Gewerkschaftsbund um das Geld, das ihm die Stadt Wien schon reinschiebt für ihre KulturlotsInnen, ihre eigenen Leute in ihr eigenes Theater bringen! Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Neumayer. Seine selbstgewählte Redezeit beträgt 10 Minuten. - Bitte schön.
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