Gemeinderat, 53. Sitzung vom 25.06.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 103
Gerade auch in Fragen der Digitalisierung sind wir besonders gefordert, meine sehr geehrten Damen und Herren, denn es ist wichtig, dass Mädchen und Frauen von Anfang an in diesen Prozess gleichberechtigt mit eingebunden sind, damit der technische Fortschritt im Endeffekt nicht eine Abhängigkeit vom Mann, sondern die Selbstbestimmung der Frauen fördert.
Wie Sie sehen, werden die Herausforderungen der Frauenpolitik nicht weniger. Die faktische Gleichstellung ist nicht erreicht, Stichwort Einkommensschere bei Löhnen und Pensionen. Trotzdem möchte ich behaupten, dass 100 Jahre, nachdem Frauen erstmals wählen und auch selbst erstmals in den Gemeinderat einziehen durften, Wien heute eine Stadt der Frauen ist, eine Stadt mit Chancen und Angeboten für Frauen, wie uns das keine andere Stadt nachmachen kann.
Ich bedanke mich bei allen, die für diesen Erfolg mitverantwortlich sind, bei den Mitarbeiterinnen der Frauenorganisationen und Frauenvereine und bei den Mitarbeiterinnen der MA 57. Mein Dank geht aber natürlich auch an alle anderen Magistratsabteilungen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nach rund einem Jahr als zuständige Stadträtin kann ich mit gutem Gewissen behaupten: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wohnbau- und Frauenressorts und mein Team im Büro sind verlässlich, ideenreich, lösungsorientiert und haben das entsprechende G’spür, und dafür ein ganz ein großes Dankeschön! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zur Geschäftsgruppe für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen und zum Jahresabschluss der Unternehmung Stadt Wien - Wiener Wohnen liegt keine Wortmeldung mehr vor.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Bildung, Integration, Jugend und Personal.
Zu Wort gemeldet ist Frau GR Mag. Emmerling. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten. - Sie haben das Wort.
GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Ich darf jetzt die Runde der Bildung eröffnen, und ich möchte mich dabei auch gleich meinem Herzensthema, nämlich dem Kindergarten, widmen. Dieser ist die erste Bildungseinrichtung, die wir überhaupt in der Stadt haben und die endlich auch ihrem Namen gerecht werden muss. Ich glaube, das wird heute, wie es scheint, sowieso auch ein großes Thema werden, weil sehr viele Anträge, auch von der ÖVP, hier vorliegen.
Ich möchte dann auch gleich näher darauf eingehen. Die Palette reicht von der Senkung des Betreuungsschlüssels in den Kindergärten bis hin zu mehr Bildungszeit für die verantwortlichen Pädagoginnen und Pädagogen. - Ja. Diese Anliegen teile ich voll und ganz. Das sind auch gute Anträge, dazu gebe ich gerne meine Zustimmung.
Wenn wir uns das Thema aber konkreter anschauen und bedenken, in welcher augenblicklichen Situation wird da gerade sind, dann stellt sich heraus, dass wir mit dem Berufsstand der Elementarpädagoginnen und -pädagogen nicht die geringste Chance haben, dass wir uns von dieser Situation wegbewegen zum Beispiel hin zu einem besseren Betreuungsschlüssel. Dafür fehlt uns nämlich einfach das Personal, und das braucht uns auch nicht zu wundern: Die Elementarpädagogen dieser Stadt haben nämlich einerseits einen der verantwortungsvollsten Jobs, andererseits bekommen sie zu wenig Unterstützung, zu geringe Wertschätzung und ein zu kleines Gehalt. Wir brauchen uns auch nicht zu wundern, wenn, wie ich glaube, über drei Viertel der AbsolventInnen der BAKIPs danach diesem Beruf nicht nachgehen wollen. Das hat viele Gründe, aber ich glaube, da müssen wir ansetzen, und ich fände es auch wirklich gut, wenn wir hier darüber diskutieren und uns gemeinsam Strategien überlegen, wie wir hier zu einer Lösung kommen. (Beifall bei den NEOS.)
Lösungswege gibt es prinzipiell viele, und viele werden auch schon auf den Weg gebracht. Was immer wieder diskutiert wird, ist natürlich die Akademisierung der Ausbildung der Elementarpädagogen. Das würde fraglos einen attraktiveren Beruf mit mehr Qualifizierung und dadurch auch mehr Anerkennung, mehr Wertschätzung, mehr Gehalt bedeuten. Auch wir NEOS forcieren diesen Lösungsweg sehr. Allerdings muss ich auch sagen, dass diese Maßnahme allein wahrscheinlich nur bedingt ausreicht und vor allem auch eine langfristig anzulegende ist, weshalb das in der derzeitigen Situation, da wir hier mehr qualitätsvolle Betreuung brauchen und den Betreuungsschlüssel senken wollen, ein zu langer Weg ist, um dort hinzukommen.
Deswegen ist es ganz wichtig, dass wir pädagogisches Personal mit Unterstützungspersonal freispielen, um die Leute für ihre eigentlichen Tätigkeiten frei zu machen. Das ist nicht nur beim Kindergarten so, das sehen wir auch in der Schule, wo Lehrerinnen und Lehrer ebenfalls mit ihrem Bildungsauftrag und dem Vermitteln von Wissen überfordert sind. Dazu kommt noch viel aus dem Sozialbereich dazu, und dort fehlt es an Unterstützungspersonal und an Schulsozialarbeitern, es fehlt an Schulpsychologen, es fehlt an Verwaltungspersonal, und genauso ist es auch bei den Kindergärten. (Beifall bei den NEOS.)
Zumindest bei den Kindergärten geht die Stadt Wien in dieser Hinsicht einen gar nicht so schlechten Weg mit der Ausbildung von Assistenzpädagogen und -pädagoginnen, nämlich mit einer dreijährigen Ausbildungsform zur AssistenzpädagogIn: Das sind pädagogische Fachkräfte, die das pädagogische Personal unterstützen sollen, also keine hauswirtschaftlichen Tätigkeiten übernehmen, sondern gemeinsam unterstützend wirken und Bildungsarbeit planen. Dazu dient diese pädagogische Assistenz.
Der Haken an der Geschichte ist aber, dass die Absolventen dieser BAKIP 21 nur den städtischen Kindergärten der Stadt Wien zur Verfügung stehen. Sie werden nämlich erstens quasi dazu gezwungen, weil sie sonst ihre Ausbildungskosten zurückzahlen müssten, wenn sie anderswo hingehen, weshalb das niemand machen wird. Zweitens können private Trägerorganisationen sich das gar nicht leisten, das heißt, sie haben finanziell über
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