Gemeinderat, 51. Sitzung vom 30.04.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 115
Das sind Dinge, die auch eine Frauenmaterie betreffen. Die Frauenpolitik ist einfach eine Querschnittsmaterie, und ich denke, es ist wichtig, dass wir auch immer wieder bei diesen Themen herausheben, was die Frau für eine Rolle hat und was es der Frau bringt, damit die Frauen in der gesamten Politik immer sichtbarer werden.
Wir haben die Sache der frauenfreundlichen Stadtentwicklung. Wir wissen, dass die Wege der Frauen von zu Hause in die Arbeit und zurück meistens so sind (Die Rednerin zeichnet mit der Hand eine Zickzacklinie.), wir wissen aber, dass die Wege eines Mannes von der Arbeit nach Hause und umgekehrt so sind. (Die Rednerin zeichnet mit der Hand eine gerade Linie.) Frauen gehen einfach am Weg einkaufen, bringen die Kinder in die Schule, gehen zum Arzt, und so weiter. Was kann die Stadtentwicklung dafür machen? - Eine Grätzelinfrastruktur bilden, wo man kurze Wege hat, damit vielleicht auch einmal der Mann den Weg irgendwohin findet.
Frauenfreundlicher Wohnbau: Ich rede dabei nicht von dem Konzept mit der offenen Wohnküche, damit die Kinder gesehen werden, sondern frauenfreundlicher Wohnbau ist nicht nur frauenspezifisch, sondern auch generationenspezifisch, aber es ist nun einmal die Tatsache, dass Frauen älter werden als Männer. Da geht es zum Beispiel um Modelle des betreuten Wohnens, Modelle der WGs. Sie haben da einen ganz netten Begriff, der fällt mir jetzt nur nicht ein. (Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Generationenwohnen!) - Nein, nicht das Generationenwohnen, das habe ich jetzt gelesen, das war irgendwie mit das schöne Alter oder so irgendwie, geübtes Leben oder so irgendwie, einfach für Menschen, die jetzt schon in Pension sind und gemeinsam in einer Art WG leben. Das sind Modelle, die unglaublich angenommen werden, die in Wirklichkeit ausgebaut werden sollen. (Amtsf. StRin Kathrin Gaál: Genau! Machen wir!)
Ich möchte noch auf zwei Punkte kommen: Was wollen denn die jungen Frauen heutzutage? - Ich glaube, dass vieles für junge Frauen klarer ist als für Frauen - muss ich jetzt schon sagen - meiner Generation. Es tut mir fast ein bisschen weh, dass ich das jetzt sage, aber es ist für junge Frauen vieles und auch die Gleichberechtigung viel selbstverständlicher als für uns. Es ist selbstverständlicher, dass der Mann genauso die Wäsche aufhängt. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Ja, gibt es!) Ja, gibt es auch, es gibt so starke Männer, die sich dann auch nicht in der Männlichkeit beschnitten fühlen. Das finde ich super und großartig, mein Mann gehört auch dazu. Wir haben Frauen und eine Generation von jungen Frauen, die jetzt zum Beispiel sagen: Ich möchte, wenn ich Kinder habe, so lange als möglich zu Hause bleiben. Dann habe ich sie gefragt: Woher kommt das? - Na ja, ich möchte mich nicht so abstrudeln wie meine Mutter.
Das ist natürlich eine Sache, da müssen wir jetzt einmal darüber reden, da können wir ja sagen, okay, akzeptieren wir. Informieren wir aber bitte die Mädels, was das in Zukunft bedeutet. Es ist nicht unsere Aufgabe der Politik, vorzuschreiben, welches Lebensmodell das richtige ist, denn für mich ist es ein anderes als für Sie oder für Sie oder wen auch immer. Worum es aber geht, ist Aufklärung, Information, ein Netz zu spannen, damit wir die Frauen auffangen, wenn sie es brauchen. In Wirklichkeit dürfen wir aber nicht bestimmen, wie sie leben dürfen.
Ein ganz wichtiger Punkt - Sie haben auch schon ein bisschen von der Hysterie der Frauen, und so weiter gesprochen - ist Frauensolidarität. Die würde ich mir so wünschen, ehrlich wahr! Jeder, der mir erklärt, es gibt die Frauensolidarität … (GR Dipl-Ing. Martin Margulies: Aber nicht in der ÖVP.) - Ich rede da gerade, Sie können sich melden, es können auch Männer mitsprechen. Die Sache ist: Wenn wir Frauen uns gegenseitig nicht unterstützen, warum sollten es die Männer tun? (GRin Martina Ludwig-Faymann: Genau!) Ich muss Ihnen eine Erfahrung bei der Verleihung vom Wiener Frauenpreis erzählen. Eine wirklich schöne Veranstaltung, ich war mit der Kollegin Schmidt dort. Es hat, glaube ich, keine fünf Minuten gedauert, bis die Moderatorin ein Bashing gegen die Frauenministerin losgelassen hat. Das ist etwas, ich meine, das müssen wir wirklich nicht machen. (Zwischenrufe von GRin Martina Ludwig-Faymann und GRin Mag. Barbara Huemer.) - Sie finden das lustig? Wer lacht? - Es lachen die Frauen. Haha, wie witzig! - Frauensolidarität. Der überfraktionelle Frauenkreis hat zum Beispiel schon lange nicht mehr getagt. Das war aber immer sehr konstruktiv, da haben wir immer inhaltlich gut zusammengearbeitet.
Ich muss da schon auch Marlies Flemming zitieren, dann bin ich auch schon zu Ende. Marlies Flemming hat in einer Rede einmal gesagt, und das müssen wir Frauen uns schon auch ein wenig hinter die Ohren schreiben. Sie hat an die Männer eine Rede gerichtet und hat gesagt: Liebe Männer, wir haben so viel von euch gelernt. Ihr habt uns besonders so viel in der Politik beigebracht, und dafür sind wir euch sehr, sehr dankbar. Aber jetzt machen wir es selber und zeigen, was wir bei euch gelernt haben. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Und? Wie ist es weitergegangen?) Und ihr könnt uns vertrauen, dass wir es gut machen. - Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer, und ich erteile es ihr. - Bitte, Frau Gemeinderätin.
GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Vielen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer!
Vielen Dank an Frau Frauenstadträtin Gaál für diesen Schwerpunkt 100 Jahre Frauenwahlrecht. Das ist ein historisches, wichtiges und unverzichtbares und demokratie- und gleichstellungspolitisches Ereignis, das es nur wert und würdig ist, auch hier im Hohen Haus besprochen zu werden.
Als die Monarchie zerfallen ist, haben Frauen schon lange für die Gleichstellung gekämpft, und auch heute ist es immer noch ein Kampf. Die Rechte sind nichts Gegebenes, sondern sie sind immer etwas Erkämpftes gewesen. Wenn wir an die Suffragetten-Bewegung denken, dann wissen wir genau, dass hier - man mag dazu stehen, wie man will - sehr wohl auch sehr unkonventionelle Mittel genützt wurden, um dieser Forderung der Gleichstellung, der Mitbestimmung Gehör verschaffen zu kön
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