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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 24.01.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 74

 

auch verinnerlicht und wo man es dann auch ein ganzes Leben lang führt. Es wird gelernt, wie Abstimmungsprozesse passieren, wie Aushandlungsprozesse funktionieren dadurch, dass sie gelebt werden. Gerade in Zeiten, wo die Gesellschaft Stück für Stück mehr auseinanderfällt, weil ganz gezielt hineingespalten wird, wo Feindbilder geschaffen werden, Menschen zu Menschen zweiter Klasse degradiert werden, gerade da braucht es Projekte wie unsere Demokratieprojekte, wo man zusammenhält, zusammen arbeitet, wo man zusammen lernt. Und gerade da braucht es eine Jugendarbeit, die ganz, ganz klar an der Seite von jungen Menschen steht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Eine demokratische Gesellschaft, in der es sozialen Zusammenhalt gibt, ist auch eine stabile und vor allem eine starke Gesellschaft. Dafür legen wir hier in Wien jedes Jahr aufs Neue den Grundstein immer wieder neu, indem wir seit vielen Jahren Demokratie erlebbar und auch erlernbar machen.

 

Ich möchte jetzt noch eine Geschichte erzählen. Ich habe gestern eine junge Frau kennen gelernt und getroffen, die vor ein paar Jahren bei Word Up Liesing mitgemacht hat, beim Jugendparlament in Liesing, und ganz begeistert erzählt hat, wie toll das dort war, mitbestimmen zu können, Sachen auszudiskutieren und Sachen auch wirklich umsetzen zu können. Diese junge Frau setzt sich heute für junge Lehrlinge und für junge ArbeitnehmerInnen ein. Und diese junge Frau hat gestern auch gesagt, sie findet, es braucht eigentlich noch mehr Demokratiebildung. Es braucht eigentlich noch mehr Aufklärung über Kinderrechte. Es braucht noch mehr Aufklärung über Menschenrechte. Und es braucht noch mehr Räume, wo junge Menschen auch mitbestimmen können. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich erzähle die Geschichte vor allem deshalb, weil sie mich auch sehr stolz gemacht hat, stolz auf die Jugendarbeit und auf das, was wir da seit vielen, vielen Jahren leisten. Und ich erzähle die Geschichte auch gerade jetzt, weil sie auch zeigt, dass die Wiener Jugendlichen, die von unserer Jugendarbeit gut begleitet werden, offensichtlich ein besseres Demokratieverständnis und auch ein besseres Verständnis von der Wichtigkeit von Menschenrechten haben als unser Innenminister Kickl. Und dafür gilt es, ein großes Dankeschön an unsere Wiener Jugendarbeit zu sagen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herrn des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Wiederkehr, bitte schön.

 

10.36.19

GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS)|: Vielen Dank, Frau Vorsitzende!

 

Auch ich halte eine aktive, aufsuchende Jugendarbeit für essenziell, für ganz wichtig für den sozialen Frieden in einer Großstadt wie Wien. So eine Jugendarbeit ist vor allem wichtig in einer Stadt, die wächst, in einer Stadt, die jung ist, aber auch in einer Stadt, in der leider die Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch ist, die Jugendarbeitslosigkeit dramatisch hoch ist auch im Vergleich zu anderen Bundesländern. Genau da muss man auch aktive Jugendarbeit und auch aufsuchende Jugendarbeit betreiben. Wir sind da einer Meinung, aber nicht ganz einer Meinung, wie es organisiert sein muss. Wir sehen in Wien eine historisch gewachsene Vereinslandschaft, die parteipolitisch dominiert ist. Ich halte das Thema Jugendarbeit für zu wichtig, um diese auch in parteipolitisch dominierte Strukturen zu übergeben und auch in historisch gewachsene Strukturen. Hier müssen wir überlegen: Was sind die Anforderungen der heutigen Jugendarbeit und dann nach diesen Kriterien der Anforderungen auch zu schauen, wer kann dies am besten machen, und nicht den anderen Weg herum der historisch gewachsenen parteipolitischen Struktur. (Beifall bei den NEOS.)

 

Die Jugendarbeit ist vor allem deshalb so wichtig, weil wir sehen, dass wir in Wien große Probleme mit einigen Jugendlichen haben. Es gab hier ja eine Studie, beauftragt von der MA 13, im Jahr 2016 „Jugendliche in der offenen Jugendarbeit“. Und die hat schon einige sehr gravierende Probleme an die Öffentlichkeit gebracht, um die wir uns kümmern müssen. Es sind erschreckende Entwicklungen unter gewissen Jugendlichen, die uns handeln lassen müssen. Wir sehen eine Tendenz, dass Jugendliche, die selbst diskriminiert werden, auch dazu tendieren, problematische Ansichten und Auffassungen zu bekommen. Hier müssen wir sowohl die Diskriminierung gegenüber diesen Jugendlichen bekämpfen, die aus Minderheiten kommen, als auch deren Ansichten, die in einer offenen, demokratischen Gesellschaft problematisch sind, weil das Ansichten sind, die in der Studie gezeigt worden sind, die die Demokratie abwerten, die die Gleichstellung von Mann und Frau abwerten, aber auch anders sexuell orientierte Menschen abwerten. Und das ist ein Problem, weil wir hier sehen, dass in dieser Studie die Hälfte der Jugendlichen gleichgeschlechtliche Partnerschaften oder Homosexualität klar abwerten und teilweise als krank ansehen. Hier haben wir als Gesellschaft einen Handlungsbedarf, wenn so viele Jugendliche etwas komplett Normales so problematisch sehen. (Beifall bei den NEOS.)

 

Was mir in dieser Studie auch Sorgen bereitet, ist der zunehmende Antisemitismus. Wir sehen bei den befragten Jugendlichen ein Drittel der Jugendlichen, die eine Tendenz zu Antisemitismus haben. Das ist eine unglaublich hohe Anzahl hier vor allem von Jugendlichen muslimischen Glaubens. Hier muss man aufpassen, dass antisemitische Strömungen nicht wieder größer werden. Also wir sehen, dass wir in der aufsuchenden Jugendarbeit Handlungsbedarf haben. Wir sehen Problemfelder, Problemfelder als Weltbild: Wie sehen wir die Gleichstellung von Mann und Frau? Wie sehen wir Andersdenkende? Wie sehen wir Menschen anderer Religionen? Hier müssen wir bei den Jungen ansetzen, um auch eine tolerante und offene Gesellschaft zu ermöglichen.

 

Abseits der aufsuchenden Jugendarbeit halte ich hier die frühe Beteiligung von jungen Menschen für essenziell, hier auch das Kinder- und Jugendparlament, eine wichtige und sinnvolle Initiative.

 

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