Gemeinderat, 47. Sitzung vom 24.01.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 74
meinschaft, Freizeitangebote, und vor allem Ansprechpersonen mit unseren höchst professionellen Jugendarbeitern und Jugendarbeiterinnen. Das Ziel ist, Heranwachsen zu ermöglichen, persönliche Entfaltung, Selbstbestimmung, die Ausbildung von Kompetenzen und Fähigkeiten, und natürlich gesellschaftliche Teilhabe. Dass Jugendarbeit auch genau dahin wirkt, merken jeder und jede, die schon einmal mit den Angeboten der Jugendarbeit in Kontakt gekommen sind. Jeder und jede, die schon einmal gesehen haben, wie eine Gruppe Jugendlicher in einem Jugendzentrum gemeinsam das Programm für die nächsten Wochen festlegt, über die Raumgestaltung diskutiert oder sich Regeln fürs Zusammenleben ausmacht. Der schon einmal gesehen hat, wie junge Menschen über sich hinauswachsen, wenn sie zum Beispiel im Bereich der Medienpädagogik ganz tolle Filmprojekte umsetzen oder einfach andere Sachen selber umsetzen können und dadurch selbst wirksam werden. Jugendarbeit wirkt. Das bestätigt uns auch, ich möchte es ein Mal mehr in diesem Haus erwähnen, die KIRAS-Studie vom Sicherheitsforschungsförderungsprogramm von Hemma Mayrhofer vom Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie. Die Studie bezieht sich auf mobile Jugendarbeit. Die Ergebnisse treffen aber auch auf viele andere Bereiche der Jugendarbeit zu. Die Studie hält fest und stellt fest, dass in der Jugendarbeit vertrauensvolle Beziehungen aufgebaut werden können, gerade auch zu den Jugendlichen, die oft als schwer erreichbar gelten. Dass die JugendarbeiterInnen eine wichtige Vorbildwirkung durch ihre nichtdiskriminierenden Einstellungen haben. Dass bei Problemen und Sorgen, die die Jugendlichen haben, auf das Vertrauensverhältnis mit den JugendarbeiterInnen zurückgegriffen wird. Dass es zu einer deutlichen Verbesserung auch der Freizeitgestaltungsmöglichkeiten kommt. Und dass es Chancen gibt, neue Fähigkeiten zu entwickeln, sich selber weiterzuentwickeln und vor allem, ich habe es vorher schon erwähnt, selbstwirksam zu werden und dadurch auch einen positiveren Bezug zu sich selbst zu bekommen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Aus diesem und auch noch aus viel mehr Gründen ist die Jugendarbeit in Wien ein aktiver Beitrag zu Demokratie und zu sozialem Frieden, weil sie Orte und Räume schafft, in denen Jugendliche ernst genommen werden, in denen sie in der Phase der Identitätsfindung begleitet werden und Unterstützung bekommen, wenn einmal was nicht so glatt läuft. Dennoch müssen wir die Jugendarbeit in diesem Haus immer wieder sehr heiß diskutieren. Das finde ich persönlich schade, es verwundert mich aber nicht weiter. Ich möchte ein Mal mehr auf die unterschiedlichen Zugänge zur Jugend eingehen, zu dieser Phase der Jugend, zu Jugendlichen und auch zum Zugang dazu, wie mit diesen Jugendlichen eigentlich umgegangen werden soll.
Unser Verständnis will Jugend ermöglichen, und zwar allen Jugendlichen, jungen Menschen gleichberechtigte Chancen zur Selbstverwirklichung geben und zur Beteiligung an gesellschaftlicher Entwicklung, und vor allem, wir wollen Jugendliche stark machen. Wir wollen sie stark machen in ihrer Identität. Wir wollen sie stark machen darin, dass sie wissen und auch artikulieren können, was sie wollen, was sie brauchen. Wir lassen sie das auch artikulieren. Wir wollen sie stark machen im Kennenlernen ihrer eigenen Grenzen, im Kennenlernen der Grenzen von anderen und im Wahren dieser Grenzen. Wir wollen sie stark machen im Zusammenleben in unserer Gesellschaft. All das können wir, weil die Jugendarbeit in Wien auf professioneller Ebene passiert, weil wir professionelle Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Was ein anderer Zugang zur Lebensphase Jugend ist und auch zu jungen Menschen ist und vor allem zum Umgang mit ihnen, das sehen wir gerade in unserem benachbarten Bundesland sehr deutlich, in Niederösterreich. In Niederösterreich, wo der Landesrat Waldhäusl junge Menschen in eine Unterkunft steckt, in der es zu wenig Betreuungspersonal gibt, in der es mangelnde Konzepte gibt für Sicherheit, für Integration, für Deeskalation, und in der es eine Ausgangsperre gibt, die von privaten Uniformierten exekutiert wird. Das ist ein Zugang, wo junge Menschen weggesperrt werden, wo sie bestraft werden, wo sie niedergedrückt werden. Das ist ein Zugang im Umgang mit jungen Menschen, den wir aus der Vergangenheit kennen und der bitte auch dort bleiben soll! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Jungen Menschen mit gewaltsamer Autorität zu begegnen und ihnen einen Generalverdacht gegenüberzustellen, dass sie gefährlich sind, das hinterlässt Spuren, das kann auch traumatisieren und das ist in keinem Fall eine Grundlage für einen positiven Entwicklungsweg für junge Menschen. Und dass, wenn darüber hinaus dann von der Volksanwaltschaft auch noch Kritik an solchen Unterbringungen geäußert wird, der zuständige Landesrat auch gleich noch deren Abschaffung fordert, ist sowieso unglaublich, bringt mich aber zu meinem nächsten Thema, nämlich Demokratie und Demokratiebildung.
Junge Menschen sind kein Beiwagerl in der Gesellschaft. Junge Menschen sind nicht der Erwachsenenwelt untergeordnet. In Wien verstehen wir junge Menschen als gleichberechtigte Bürger und Bürgerinnen, sie sind Mitgestalter und Mitgestalterinnen dieser Stadt. Genau das machen wir jetzt auch nochmal klarer mit der „Werkstadt Junges Wien“, dem größten Beteiligungsprojekt für junge Menschen in dieser Stadt, wo wir mindestens 10.000 Kinder und Jugendliche in diesem Jahr befragen werden: Was ist für sie wichtig? In welcher Stadt wollen sie leben? Welche Gesellschaft wünschen sie sich? Was läuft gut? Was läuft nicht gut? Diesem Zugang werden wir aber eigentlich schon viel länger gerecht mit den zahlreichen Beteiligungsprojekten, die wir zum Beispiel in vielen Bezirken haben, mit den Kinder- und Jugendparlamenten, wo Kinder und Jugendliche direkt mitbestimmen können, wie ihr Umfeld ausschaut. Das sind Projekte, die einerseits natürlich Wien aktiv verändern und Wien gestalten. Es sind aber vor allem auch Projekte, die konkrete politische Bildung sind. Demokratie wird angreifbar gemacht, sie wird gelernt. Wir wissen alle, über Demokratie kann man schon lesen. Aber wenn man es selber miterlebt, dann ist es genau das, wo man es
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