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Gemeinderat, 44. Sitzung vom 27.11.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 69 von 100

 

FPÖ.) Ja, der Kaiser war bis 1918, Herr Mag. Jung. (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie haben keine Ahnung von der Geschichte Ihrer Heimat! Sie haben wirklich keine Ahnung!) Ja, ja, ja, ja, natürlich, ich weiß das eh, ja, ich weiß das eh. Ich kenne Ihren geschichtlichen Hintergrund. Sonst finden Sie ja keinen, in irgendeiner anderen Jahreszahl eine Basis, wo Sie hineinpassen würden. Das verstehe ich eh, dass Sie sich auf 1848 berufen. (Weitere Aufregung bei der FPÖ.)

 

Aber wirklich wichtig ist natürlich auch das gemeinsame Erinnern und eben nicht auf 170 Jahre zurückliegende Ereignisse, sondern durchaus auf sehr, sehr wichtige Dinge wie etwa im Wiener Stadt- und Landesarchiv, wo im Moment eine sehr interessante Ausstellung zur Stadt stattfindet. Das würde ich auch den Kollegen der FPÖ dringend empfehlen, sie sich anzusehen: „Geplündert, verbrannt, geräumt, demoliert. Verschwundene Zentren jüdischen Lebens in Wien“, eine sehr dramatische, traurige Ausstellung, die die Folgen des Anschlusses 1938 zeigt, die Auswirkungen auf unsere jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt, und welche Folgen das dann auch nach 1945 noch gehabt hat, was nämlich hier auch mit den leerstehenden Gebäuden und den Ruinen gemacht wurde oder auch nicht gemacht wurde oder auch nicht restituiert wurde, und wie hier die Nachnutzungen stattgefunden haben, Nachnutzungen unter Anführungszeichen natürlich. Und es ist sehr, sehr wichtig, dass wir hier dieses kollektive Gedächtnis haben, meine Damen und Herren, und damit auch die Archivarbeit. Und dass wir uns mit unserer jüngeren Vergangenheit beschäftigen, was sehr, sehr wichtig ist. Und dass wir wirklich hier als Stadt Wien ein Vorbild sind und sehr, sehr gut aufgestellt sind. Und überhaupt hat das Stadt-und Landesarchiv ja die letzten Jahre auch sehr, sehr genutzt, um zu modernisieren, zu digitalisieren. Das Stadt- und Landesarchiv ist eigentlich eine Speerspitze in der Digitalisierung in der Stadt Wien, ist sehr, sehr modern aufgestellt. Mit Wien Geschichte Wiki haben wir ein wirklich ganz, ganz zentrales, wichtiges Instrument geschaffen, wo wir nicht nur hunderttausende Aufrufe im Monat auf dieser Seite haben, also wir haben bis zu 600.000 Zugriffe auf diese Seite. Das müssen Sie sich mit so einem so historischen Instrument einmal vorstellen. Sondern wo auch laufend historische Bestände aus der Stadt digitalisiert werden, historische Bestände aus der Kultur, und die Wiener Geschichte laufend ausgebaut, erweitert wird.

 

Viele von Ihnen werden sich ja noch an das Historische Lexikon der Stadt Wien von Felix Czeike erinnern. Ich bin auch stolzer Besitzer eines solchen. Es hat damals, 2014, schon ungefähr 26.000 Seiten umfasst. Inzwischen sind wir schon bei 41.500 Artikeln, also ein unglaublicher Wissens-Pool, ein unglaubliches Know-how, das hier aufgebaut wird und das sehr, sehr wichtig ist, um sich zu erinnern, sehr, sehr wichtig ist für die Forschung und auch sehr, sehr wichtig ist, um ein reales und ein echtes Bild abzugeben für das, was sich in Wien in den guten Zeiten, aber leider auch in den dunklen Zeiten abgespielt hat. Im Zuge dieses Wiki-Schwerpunktes wird es auch für nächstes Jahr - und einer meiner Vorredner hat ja gemeint, mit den Feierlichkeiten oder Gedenken heuer kann es ja nicht vorbei sein. Ja, das sehe ich genauso. Wir werden nächstes Jahr 100 Jahre Wahlen zum ersten Gemeinderat in der Republik haben, 2020 100 Jahre erstmals Landtagswahlen hier in Wien. Übrigens, vor 100 Jahren nächstes Jahr sind auch die ersten Wahlen, wo die Frauen das Wahlrecht gehabt haben. Und nächstes Jahr haben wir auch 100 Jahre Rotes Wien. Also es ist ein sehr, sehr schwerpunktlastiges Jahr. Ich habe auch vor, hier gemeinsam mit dem Wiener Stadt- und Landesarchiv entsprechende Veranstaltungen im Gemeinderat und dann auch gemeinsam mit dem Herrn Landtagspräsidenten abzuhalten, wo wir uns einerseits erinnern, andererseits eine Art Resümee ziehen. Aber natürlich werden wir uns auch den Herausforderungen der Zukunft und der Modernität stellen.

 

Im Zuge dieses Schwerpunktes Rotes Wien für 2019 bin ich auch sehr dankbar, dass man bereits an die 4.000 Fotografien, die die Stadt Wien gesammelt hat oder die auch von Privatpersonen gekommen sind, digitalisiert hat, katalogisiert hat und online zugriffsberechtigt gemacht hat. Das heißt, es ist wirklich sehr, sehr viel Material bereits da. Es wird aber nächstes Jahr auch ein besonderer Schwerpunkt, und da sage ich, mit dem werden wir uns sicher sehr auseinandersetzen müssen, weil natürlich auch das NS-Archiv und die Wochenschau-Berichte aus den Jahren 34 bis 44 gerade in Vorbereitung sind und nächstes Jahr auch online geschalten werden. Das heißt, hier wird man dann durchaus auch sehen, wie damals Propaganda funktioniert hat, wie damals die gesellschaftlichen Kritiken, wie damals die Verhetzungen über die damaligen Medien stattgefunden haben, eben meistens über Kino oder auch über Propagandaveranstaltungen. Wir sollten da natürlich schon auch die Lehren ziehen, wie wir für die heutigen Medien diesen ganzen Hass im Internet, diese ganze Hetze im Internet bekämpfen können und auch abschalten können.

 

Meine Damen und Herren! Insgesamt gesehen sind wir in der Digitalisierung im Kunstbereich sehr, sehr weit fortgeschritten und ich bin sehr, sehr stolz, dass auch die Frau Stadträtin die Digitalisierung als sehr wichtig auf ihrer Agenda hat. Das ist die Basis für eine gute Zukunft und für eine gute Kulturpolitik. In dem Sinne bitte ich Sie um Zustimmung zum Budget. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Tatsächliche Redezeit war 8 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger, bitte schön.

 

16.34.11

GR Stefan Berger (FPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Gemeinderat!

 

Ja, man sieht wie wichtig Rot und Grün offensichtlich die Kulturpolitik ist. Ich finde das gegenüber einer neuen Stadträtin eigentlich sehr beschämend, wenn die Reihen hier im Saal so schwach besetzt sind, wo man doch wirklich auch als Oppositionspolitiker anerkennen muss, dass die Stadträtin hier sehr bemüht in ihr Amt eingetreten ist. Aber ja, sei‘s drum. Das müssen Sie mit sich

 

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