Gemeinderat, 44. Sitzung vom 27.11.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 100
denn noch von anderen, vor allem öffentlichen, Stellen Gelder bekommen, weil es für uns einfach viel leichter ist, zu wissen, wer finanziert das Projekt noch? Für wie viele Jahre wurde dieses Projekt finanziert? Welcher Budgetrahmen steht dem Projekt oder dem Förderungswerber zur Verfügung?
Ich bring‘ dann bitte die Anträge ein. Ich glaube auch, vor allem ist es eine Bringschuld des Förderungswerbers. Und ich glaube, es ist nicht zu viel verlangt, wenn der in einen Antrag, der in der Regel eh nur eineinhalb Seiten hat, reinschreibt, von wem er noch ein Geld kriegt. Also ich glaube, dass das weder einen enormen Verwaltungsaufwand bei der MA 7 noch beim Förderungswerber unzumutbare Komplikationen hervorruft, zu sagen, was er will und von wem er ein Geld kriegt. Für uns liegt da natürlich der Schluss nahe, da man sich die letzten Jahre so beharrlich geweigert hat, das in die Subventionsrichtlinien zu schreiben, dass das einen Grund haben muss, weil mir fällt ganz ehrlich keiner ein. Mir fällt nur ein einziger Grund ein, und das ist, weil man es uns eigentlich gar nicht wissen lassen will. Und warum will man es uns nicht wissen lassen? Weil man einfach intransparent agieren will. Weil die Gelder in x-unterschiedliche Kanäle fließen, in irgendwelchem Partei- und Freunderlfilz verschwinden. Genau deshalb schafft man auch solche Richtlinien. Das ist das, was wir nicht wollen. Ich werde dann auch die entsprechenden Beschlussanträge dazu stellen.
Und, Frau Stadträtin, ich bitte Sie wirklich, stellen Sie dieses Umverteilen in die Strukturen, in den Apparat ab! Schauen Sie, dass das Geld wirklich bei den Kulturschaffenden ankommt! Und bitte unterstützen Sie ein, ich glaube, für uns alle wesentliches Kulturgut der Stadt Wien, nämlich die Musik! Ich komme jedes Jahr darauf zu sprechen, weil tagtäglich setzt die Stadt Wien ihren noch wirklich guten Ruf als Musikhauptstadt der Welt aufs Spiel. Und das kann es ja wohl nicht sein. Wir wissen alle, dass sich Musikschulen ein Leben lang bezahlt machen. Wir kennen wahrscheinlich alle diese Studien, die sagen, wer als Kind ein Musikinstrument lernt, schult sein Gehirn für das ganze Leben. Es gibt Studien von Universitäten, die sagen, Kinder, die bis zu ihrem sechsten, siebenten Lebensjahr ein Instrument gelernt haben, haben im Seniorenalter noch bessere Gedächtnisleistungen. Ich verstehe nicht, warum man sich so sträubt, diese Musikschulen mehr zu unterstützen. Ich weiß schon, dass es nicht in dieses Ressort gehört, es gehört zum StR Czernohorszky. Nur, da stoßen wir auf taube Ohren. Für ihn ist das offenbar kein Bereich, der für ihn in der Bildung ein wesentliches Augenmerk bedeutet. Deshalb bitte ich Sie als Kulturstadträtin, dass man über den Umweg Kultur hier einen ganz wichtigen Bildungsschritt unterstützt und diese Musikschulen in Wien einfach mehr unterstützt. Es ist ganz wichtig, dass man Kinder fördert und unterstützt, im Einzelförderunterricht ein Musikinstrument zu lernen. Auf der anderen Seite sehen wir, jetzt wieder zum Thema Kultur, Wien als Weltkulturhauptstadt, die großen Orchester, die Wiener Sängerknaben, sie alle klagen über Nachwuchsmangel. Und warum? Na klar, weil wenn die Musik nicht von klein auf entsprechend gefördert und geschult wird, dann werde ich nicht zu den Wiener Symphonikern kommen, dann werde ich nicht Mitglied der Wiener Sängerknaben sein und ich werde ich auch nicht bei den Wiener Philharmonikern spielen können. Das wissen wir alle, dass so eine Karriere nur durch entsprechende Schulung möglich ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir wissen, und ich glaube, jetzt erzähle ich da niemandem etwas Neues, dass Musik sowohl der geistigen wie der körperlichen Gesundheit dient, die Integration fördert und letztendlich Brückenbauer zwischen den Kulturen ist. Musik ist spartenübergreifend, ressortübergreifend ein ganz wichtiges Thema und ist sowohl bei der Integration, als auch in der Bildung und in der Kultur ein wichtiger Baustein. Nur, es kümmert sich niemand darum, und das finde ich sehr schade. Wir wissen, dass es bei den Musikschulen an allen Ecken fehlt. Es fehlt an Geld, es fehlt an Räumlichkeiten, es fehlt an Personal, und es fehlt an Instrumenten. Wir wissen, dass nicht jeder Bezirk in Wien eine Musikschule hat, und das finde ich eigentlich schwach. Das finde ich eigentlich ganz schwach, dass eine Stadt wie Wien, die sich als Kulturstadt begreift, nicht einmal in der Lage ist, in jedem Bezirk eine Musikschule zu haben. Frau Stadträtin, deshalb appelliere an Sie: Bleiben Sie seltsam, bleiben Sie erfrischend, bleiben Sie positiv, handeln Sie und fällen Sie eine politische Entscheidung! Stärken Sie die Musikschulen! Unterstützen Sie unsere Forderung nach Transparenz! Unterstützen Sie unsere Forderung für eine Aufstockung der Budgetmittel für die Unterstützung der Musikschulen mit dem Endziel, dass jeder Bezirk in Wien eine Musikschule haben soll! Danke schön! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Reindl, selbstgewählte Redezeit 10 Minuten.
GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich freue mich, dass ich heute zum Thema Kultur sprechen darf. Kultur, Kulturpolitik ist ja, wie Sie alle wissen, einer der weltweit treibenden Innovatoren, friedensstiftend, völkerverbindend und weit über die Grenzen einer Stadt oder auch eines Landes hinausgehend. Und Wien ist ja, das ist heute schon mehrfach gesagt worden, Kulturhauptstadt Europas, sage ich mit Stolz und Recht. Die Stadt Wien hat aber auch gerade heuer, weil wir ein Gedenkjahr haben, nämlich mit 100 Jahre Gründung der Ersten Republik, wobei ich schon bemerken möchte, dass ich es etwas sonderbar finde, dass sich die FPÖ auf ein 170 Jahre zurückliegendes Ereignis beruft wie übrigens auch der Herr Vizekanzler bei der Festveranstaltung in der Staatsoper zu 100 Jahre Republik. Also 1848 ist geistig schon sehr, sehr weit weg. Wir halten es eher mit den anderen Achtern (Aufregung bei der FPÖ.): 1918, 1928, 1938 und 1968. Sie sind halt noch mehr den monarchistischen Strukturen von 1848 verbunden. (GR Mag. Wolfgang Jung: 1848, das war beim Kaiser! Wo haben Sie Geschichte gelernt? Geschichte Nicht genügend! - Große Aufregung bei der
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