Gemeinderat, 44. Sitzung vom 27.11.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 100
schmunzeln. Weil wenn ich zehn Jahre zurückdenke, die größten Kritiker der Vereinigten Bühnen waren über viele, viele Jahre die GRÜNEN, verteidigt von der Sozialdemokratie, verteidigt oft auch von der ÖVP und mittlerweile, sage ich auch dazu, verteidigt von uns. Nicht, weil ich alles, was die Vereinigten Bühnen tun, toll finde. Und nicht, weil ich es so super finde, dass sie im Großen und Ganzen von den 60 Millionen zwei Drittel bekommen. Ich glaube auch, dass wir uns überlegen müssen, was kann man verändern? Was kann man verschieben? Aber ich stehe dazu, dass die Stadt Wien so etwas wie die Vereinigten Bühnen hat. Ich habe mich selbst bei den Musicals eines Besseren belehren lassen. Ich schaue mir jetzt unterschiedliche Musicals an, nicht nur von den Vereinigten Bühnen, auch in der Wiener Stadthalle oder wo auch immer sie in Wien sind, auch, um die Unterschiede für mich selbst zu erkennen und zu bemerken. Trotzdem glaube ich, dass es zielführend wäre, in einer mittelfristigen und längerfristigen Perspektive in dem Wissen, dass das Musical nicht mehr so einfach zu führen ist wie noch vor 20, 25 Jahren, dass es Ziel sein sollte, den Deckungsbeitrag der Musicals langsam, aber sicher zu erhöhen und diesbezüglich die Subvention für die Vereinigten Bühnen zu verringern. Das muss unser gemeinsames Ziel sein.
Nichts desto weniger muss man auf der anderen Seite sagen, wenn man sich das Theater an der Wien und die Barockoper anschaut, dass das auf höchstem Niveau ist. Ja, da kann man dazu stehen, auf höchstem Niveau. Wir werden sehen, wie es weitergeht. Ich bin überzeugt davon, wir reden heute nicht das letzte Mal darüber. Ich bin aber genauso überzeugt davon, dass die Vereinigten Bühnen auch noch in fünf Jahren und in zehn Jahren existieren werden und eines der Highlights des Theaterwesens, der darstellenden Kunst in Wien sein werden. Da gehören halt neben den bekannten und berühmten Bundestheatern selbstverständlich auch die Theaterhäuser in Wien dazu, von den größeren bis hin zur schon angesprochenen freien Szene. Auch hier gehe ich davon aus, selbst wenn es sich jetzt noch nicht im Budget niedergeschlagen hat, dass es uns im Laufe der Periode, im Laufe des kommenden Jahres noch gelingen wird, zusätzliche Mittel in die freie Szene zu investieren. Wir werden genauso, wie schon meine beiden VorrednerInnen glauben, dass es notwendig und zielführend ist, eine prosperierende freie Szene haben, sowohl im Bereich der Musik als auch im Bereich der darstellenden Kunst.
Ich möchte es jetzt nicht zu lange machen und auch, weil viele andere Punkte schon angesprochen sind, möchte ich nur noch drei Punkte aufgreifen. Ich glaube, dass wir gerade im Bereich der Dezentralisierung und in der Schaffung von zusätzlichen Räumen weiter ein gemeinsames Hauptaugenmerk auch in Kooperation und Zusammenarbeit mit anderen Geschäftsgruppen legen müssen. Kreative Räume werden gegenwärtig evaluiert. Wir versuchen, es bestmöglich auf Schiene zu stellen, um zukünftig tatsächlich die Zwischennutzung besser darstellen zu können, mehr Räume für die Zwischennutzung zu bekommen, aber nicht nur für die Zwischennutzung. Es geht wahrscheinlich gerade in den Bezirken außerhalb des Gürtels auch darum, längerfristig neue Räume für kulturpolitische Aktivitäten zu eröffnen. Die gibt es immer wieder. Wir müssen in Kooperation mit allen Geschäftsgruppen - weil es gibt auch viele Räumlichkeiten, die der Gemeinde Wien gehören - sicherstellen, dass diese der Kultur zur Verfügung gestellt werden.
Abschließend auch noch ein großer Dank an die Kunst im öffentlichen Raum, an KÖR. Ich glaube, dass gerade in den letzten fünf Jahren unglaublich viele und gescheite und gute Initiativen gesetzt wurden, die auch dazu führen - und das ist mein allerletzter Punkt -, eine Schnittstelle zur Erinnerungskultur zu schaffen. Weil was hier in den letzten Jahren weitergegangen ist, würde ich mir wünschen, dass mit dem Erinnerungsjahrgedenken 2018 kein Ende ist. Ich glaube, auch angesichts des Erstarkens des Rechtsextremismus in Europa ist es notwendig und zielführend, Gedenkkultur und Erinnerungskultur stets Aufmerksamkeit zu widmen.
In diesem Sinne bedanke ich mich für die Zusammenarbeit und würde mir wünschen, dass wir das Kulturbudget getrennt abstimmen. Vielleicht hätten wir sogar eine einstimmige Zustimmung. Ich danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger, und ich erteile es ihm.
GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich werde jetzt ein bissel kantiger werden, weil sonst sagt der Kollege Margulies, wir stimmen dann … Natürlich nicht, weil wenn du genau aufgepasst hättest, haben sowohl der Kollege Weber als auch der Kollege Aichinger durchaus Punkte angeführt, wo wir nicht zustimmen können und wo wir uns von unserer neuen Stadträtin erhoffen, dass sie das zumindest partiell ähnlich sieht und das weitertreibt. Es hat der Kollege Weber gesagt, er möchte das kulturelle Angebot in den Bezirken ausweiten oder vorantreiben. Das hat er ja auch gesagt. Jetzt verbrüdern sie sich. Das Kulturförderungsgesetz, ja, die VBW, über die rede ich natürlich auch und die Durchforstung der Förderung.
Und bei den Förderungen gibt es viele Förderungen, das habe ich ja schon öfters in mündlichen Fragen gesagt, die unserer Meinung nach reine Strukturförderungen sind, Versorgungsförderungen, Kontrollförderungen, und eigentlich nur der Erhaltung des Systems dienen und nicht der Kunst. Es ist schon richtig, Frau Stadträtin, wenn Sie sagen, dass Kunstschaffende, speziell in der darstellenden Kunst, vielleicht eher links sind. Aber für mich ist es … (Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Für mich ist eines wichtig: Ich soll mich als Politiker nicht einmischen, was der Künstler macht. Ich soll ihm Möglichkeiten geben. Wir haben zum Beispiel bei der Kunst im öffentlichen Raum eine unabhängige Jury eingesetzt. Dann haben sie irgendetwas bei dem Hrdlicka-Denkmal bei der Albertina zugebaut. Und da stand sogar im Bericht: „Auf persönlichen Wunsch des Herrn Bürgermeistes.“ Das geht nicht. Das geht in Wien, aber das geht nicht. Das geht nicht. Man hört die Kunde und denkt dann ein biss
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