Gemeinderat, 38. Sitzung vom 26.06.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 101
Ich wünsche mir allerdings - das ist jetzt eine etwas kritische Anmerkung -, dass wir in den Außenbezirken, in den Bezirken außerhalb des Gürtels, nicht nur die Begegnungsorte haben, sondern dass wirklich durch Angebote, durch Partizipation und entsprechende Ansprache auch das Interesse und vor allem die Neugier der dort lebenden Bevölkerung geweckt wird. Das gelingt derzeit eher in unterschiedlichem Ausmaß. Oft kommen noch nicht diejenigen Menschen, die wir auch oder in erster Linie in diesen besonders interessanten Spiel- und Begegnungsstätten ansprechen wollen. Die Wiener Festwochen haben beispielsweise den Schritt hinaus in die Gösserhallen gemacht. Jetzt fehlt eben noch, dass das Interesse der Menschen, die dort in Favoriten in einem Bezirk mit 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern leben, auch wirklich geweckt wird. Es stimmt nämlich: Heuer und auch im letzten Jahr waren tatsächlich viele sehr junge Menschen vor Ort, aber die Favoritinnen und Favoritner waren noch nicht in der Zahl dort, wie ich mir das wünschen würde. Ich glaube, diesbezüglich müssen wir noch größere Anstrengungen unternehmen und uns vielleicht auch insgesamt noch mehr mit den Bedürfnissen und Wünschen, vor allem aber auch mit der Lebenswelt aller Beteiligten vor Ort auseinandersetzen.
Es gibt aber auch jetzt schon vor Ort viele spannende größere und kleinere Projekte, mit denen auf die Bewohnerinnen und Bewohner zugegangen wird. Ich hatte gerade in den letzten drei Jahren hier auch viele tolle, anregende Begegnungen, aber auch kleine Abenteuer - auch wenn man es nicht glaubt, ich habe das so empfunden! - und spannende kulturelle Erlebnisse.
Ich möchte ein Projekt erwähnen, nämlich das Projekt „Mitten in Favoriten“: Dieses ist in diesem Zusammenhang, glaube ich, ein gutes Beispiel, denn in diesem sehr spannenden Projekt wird versucht, Menschen unterschiedlichster gesellschaftlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Bildungsgrads zueinander zu bringen. Dabei sollen schöne - jetzt bin ich wieder beim Schönen, das ist mir sehr wichtig -, lustige, erstaunliche Momente geschaffen und die Menschen auch zum Diskurs angeregt werden, und es soll vieles mehr geschehen, was wir uns wünschen. Soziokulturelle Gemeinwesenarbeit ist hier das Motto, und das steht auch für mich ganz persönlich hier auf der Agenda. Ich persönlich wünsche mir, dass es gerade von solchen Projekten noch viel mehr in unserer Stadt gibt!
Das heißt, die weitere kulturelle Belebung jenseits des Gürtels sehe auch ich als ganz wesentliche zukünftige Aufgabe der Wiener Kulturpolitik. Die Basis.Kultur.Wien und viele kleine Vereine leisten hier schon tatsächlich sehr viel, gerade das „Wir sind Wien.Festival“, das vor zwei, drei Tagen zu Ende gegangen ist, zeigt, dass bereits jetzt schon sehr viel angeboten wird, wenn es um Kulturangebote vor Ort geht. Ich möchte kurz auch erwähnen, mit 400.000 EUR hat gerade dieses Festival Enormes erreicht, tausende Besucherinnen und Besucher angezogen. Vergleicht man das mit den Festwochen, mit mehr als 10 Millionen EUR, wäre ich persönlich dafür, dass man den Bereich der Bezirkskultur in Zukunft doch noch ein bisschen aufwerten könnte.
Ich möchte aber noch zwei weitere großartige Projekte erwähnen, nämlich einerseits die Konzerte der Wiener Symphoniker, die heuer im Frühjahr auch in Bezirken außerhalb des Gürtels stattgefunden haben und ein wirklicher großer toller Erfolg waren, oder aber eine Initiative, die mir persönlich auch sehr gefällt, nämlich von Direktor Matthias Naske, der das Konzerthaus hinaus nach Ottakring gebracht hat. Diese Veranstaltung hat erst vor wenigen Tagen stattgefunden, mit dem österreichischen Schlagzeuger und Perkussionisten Martin Grubinger, der enorme internationale Erfolge feiert, hat hier über tausend begeisterte Besucherinnen und Besucher nach Ottakring gebracht. Das sind großartige Initiativen mit einer hohen Qualität, und ich hoffe, dass das Konzerthaus auch in Zukunft weiterhin solche Initiativen setzt.
Mir persönlich ist aber die partizipative Stadtkultur ein ganz wesentliches Anliegen und hier freue ich mich schon auf weitere Projekte. Man glaubt gar nicht, wie schnell acht Minuten vorbeigehen, ich möchte abschließend noch sagen, dass ich einerseits Ihnen, Frau Nittmann, auch von KÖR, Kunst im öffentlichen Raum noch ein paar Beispiele erzählen wollte, weil es genau dem entspricht, was Sie in Ihrer Rede eigentlich gefordert haben. KÖR hat in den letzten Jahren hier in Wien Unglaubliches geleistet, gemeinsam auch mit anderen tollen Initiativen, auch in einer guten Zusammenarbeit beispielsweise mit den Wiener Linien, gerade im Bereich der Erinnerungskultur ganz großartige tolle Projekte gemacht. KÖR ist Kunst und Kultur für alle, ohne Barrieren.
Jetzt rennt auch mir einmal die Zeit davon und ich möchte zum Ende kommen und sagen, es ist mir ein persönliches Anliegen, dass alle Wienerinnen und Wiener unser tolles Angebot von Kunst und Kultur genießen können, egal, wo sie wohnen, egal, welche Bildung sie genossen haben, welche täglichen Lebensumstände sie haben. Oft gibt es Hemmschwellen für Menschen, die überhaupt nicht gelernt haben, Kultur zu konsumieren, in Kulturstädten hineinzugehen. Es gilt diese abzubauen und da weiß ich, dass unsere Kulturstadträtin eine Garantin dafür ist. Ich freue mich auch schon auf die zukünftige Zusammenarbeit und wünsche ihr alles Gute. - Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Kollegin hat 9 Minuten Redezeit verbraucht. Das heißt, die selbstgewählte Restredezeit der SPÖ-Fraktion sind 22 Minuten. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist die Frau Kollegin Matiasek. Ich erteile ihr das Wort!
GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herrn!
Leider ist die Frau Stadträtin im Moment nicht im Raum, aber nichtsdestotrotz werde ich das, was ich sagen möchte, oder die Wünsche oder die Post, die an sie zu richten sind, auch jetzt so formulieren, wie ich es vorgehabt habe.
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