Gemeinderat, 38. Sitzung vom 26.06.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 101
abgeschlossen. - Ich denke, Frau Stadträtin, das ist ein Mindestmaß an Transparenz!
Weiters fordern wir auch eine Änderung der Subventionsrichtlinien insofern, als wir der Meinung sind, dass es wohl eine Bringschuld des Subventionsnehmers ist, darzulegen, für welche Projekte und von welchen Institutionen er bereits Förderungen erhalten hat beziehungsweise auch anzuführen, welche Antragsteller für welche Projekte in der Vergangenheit schon Förderung bekommen haben. - All diese Maßnahmen würden jedenfalls dazu beitragen, Transparenz in der Kulturdebatte zu schaffen.
Frau Stadträtin! Seien sie ein seltsames Wesen! Machen Sie es nicht wie Ihre Vorgänger: Sagen Sie nicht nur, dass Sie für Transparenz einstehen, sondern nehmen Sie diese bitte auch ernst! - Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Ein wichtiges Anliegen, das ich noch habe und auch immer wieder vorbringe, das bis dato aber leider auch nicht gehört wurde - doch vielleicht erreiche ich bei Ihnen da mehr! - betrifft die Musikschulen in Wien. Wir haben es heute schon gehört: 75 Prozent der Menschen kommen wegen Kunst und Kultur, aber natürlich auch wegen der Musik nach Wien. Wien trägt den Ruf, auch wenn er ihr nicht offiziell verliehen wurde, als Kulturhauptstadt der Musik. Wir wissen aber auch, dass die Sängerknaben oder die Wiener Symphoniker, die zu diesem Ruf einen wesentlichen Beitrag leisten, darüber klagen, dass sie keinen Nachwuchs mehr haben, und ich kann Ihnen sagen, warum: Das Problem ist, dass die Musikschulen nicht entsprechend unterstützt werden.
Dabei bringen - wie wir wissen - die Musikschulen nicht nur Talente hervor, die die sogenannte klassische Musik bereichern, sondern vielmehr auch das weite Feld der populären und alternativen Musik. Wir wissen, dass Wien nicht nur Beethoven, Schubert, Mahler und Schönberg ist, sondern dass Wien auch Anton Karas, Friedrich Gulda, Joe Zawinul und Falco ist, die alle miteinander ihr Handwerk in Musikschulen und später auch im Konservatorium erlernt haben. Auch das hat eine gute Tradition in dieser Stadt, und dafür sind die Musikschulen unentbehrlich.
Frau Stadträtin! Wollen wir wirklich zuwarten, bis diese bewährten Institutionen zum Nischenprogramm werden? Raffen wir uns erst dann auf, diese zu fördern? Es gibt derzeit in 9 von 23 Bezirken Wiens keine Musikschulen! Der 7. Bezirk hat weder eine Musik- noch eine Singschule. - Ich kenne schon das Argument, das wieder kommen wird, dass es in den Grundschulen beziehungsweise Volksschulen ein Förderungsprogramm. Das ist aber viel zu wenig, um den Nachwuchs und Einzeltalente zu fördern! Wir brauchen dringend die Musikschulen!
Deshalb stelle ich jetzt den Antrag, die Zahlen der Musikschulen kontinuierlich zu erhöhen, wobei es das Ziel ist, je Bezirk zumindest eine Musikschule in Wien zu haben. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ludwig-Faymann. Ich erteile es ihr.
GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Vorsitzender! Liebe Frau Stadträtin!
Kollegin Nittmann! Ich gehe dann später auch noch ein bisschen auf Ihre Ausführungen ein. Jetzt nur so viel: Wenn Sie und Ihre Fraktion das Schöne sehen wollen, dann rate ich Ihnen: Öffnen Sie ein bisschen die Augen, dann sehen Sie nämlich in Wien täglich sehr viel Schönes!
Sie haben gerade gesagt, dass Millionen Touristinnen und Touristen nach Wien kommen, weil Wien so schön ist. Trotzdem habe ich seit gestern Früh, wenn ich Ihnen hier zuhöre, oft den Eindruck, dass wir in einer grauen Stadt leben, wo es immer regnet und alles furchtbar ist. - Nein! Das stimmt nicht! Wien ist eine wunderschöne Stadt, und dafür lieben wir sie, und ich fordere Sie auf, mehr mit offenen Augen durch unsere schöne Stadt zu gehen! (Beifall bei der SPÖ.)
Ja. Auch ich freue mich, dass unsere neue Kulturstadträtin gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit vor allem der Bezirkskultur, vor allem auch in den bevölkerungsstarken Bezirken, einen besonders hohen Stellwert eingeräumt hat. Das ist mir nämlich ein besonderes Herzensanliegen, und mein Schwerpunkt als Mitglied im Kulturausschuss ist vor allem dieser Bereich, weil ich überzeugt bin, dass Stadtteilkultur und vor allem jene Stadtteilkultur, die auch die dort lebende Bevölkerung mit einbezieht, unglaublich bereichernd ist und wichtig ist.
Kunst und Kultur bringen die Menschen zueinander, Kultur regt an, fördert den Diskurs, konfrontiert und macht das Leben einfach um so viel schöner und erlebnisreicher, und das ist ganz, ganz wichtig für das Zusammenleben. Auch ich selbst habe es bei vielen Projekten oft erlebt, dass vor allem neue Erlebniswelten, aber auch der Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern vor Ort, zu anderen Menschen, zu anderen Lebenswelten, aber auch zu unterschiedlichen Lebensgeschichten der Menschen das Miteinander ungeheuerlich fördern und bereichern und nicht nur den Geist, sondern sehr oft auch die Herzen der Menschen öffnen. - Gerade das ist, glaube ich, besonders wichtig und ein ganz wesentlicher Aspekt, wenn es um das gute Zusammenleben in der Stadt geht.
Die Bestrebungen, mit Kulturstätten und Festivals - wir haben heute schon viel davon gehört - auch in die Außenbezirke zu gehen, sind in diesem Zusammenhang sehr zu begrüßen. Es gibt mittlerweile auch in der jüngeren Vergangenheit viele tolle Beispiele wie etwa die Sargfabrik im F23 in Liesing oder die Wiener Festwochen in den Gösserhallen. Im 10. Bezirk haben wir mit der Brotfabrik ein ganz tolles Beispiel, wo es - wie Martin Margulies heute hier schon erwähnt hat - mit Superar tolle Proben, aber auch Auftrittsmöglichkeit gibt. Dorthin kommen die Kinder aus den umliegenden Schulen, und das ist wirklich ein ganz tolles Projekt! Ich habe es von dieser Stelle schon mehrmals gesagt: Wenn Sie die Gelegenheit haben, dann gehen Sie zu einer der Aufführungen von Superar! Es ist wirklich ein ganz tolles Erlebnis, wenn man die Begeisterung und Motivation der Kinder sieht, und vor allem wird ganz hohe Qualität geboten.
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