«  1  »

 

Gemeinderat, 35. Sitzung vom 27.04.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 117 von 124

 

rung kann natürlich auch gesteuert werden. Mit so etwas kann man sich eigentlich einen Schuss ins Knie versetzen. Deswegen, glaube ich, ist es nicht so gescheit, dass man das eigentlich aufs Spiel setzen sollte: die ganze Landwirtschaft in der zweitgrößten deutschsprachigen Stadt der Welt! Eine Landwirtschaft, die die zweitgrößte deutschsprachige Stadt der Welt ernähren kann, sollte man nicht so leicht aufs Spiel setzen.

 

Es gibt wahrscheinlich, oder es gibt sogar mit Sicherheit hier ein Einsparungspotenzial. Aber es gibt viel mehr Bedarf an monetären Zuwendungen, die hier gebraucht werden. Die Landwirtschaftskammer hat in ihren Hauptthemen, die sie mit diesem Geld natürlich bereitstellt, Förderberatung, Mehrfachanträge, Ausgleichszahlungen. Das macht 80 Prozent dieser Beratung aus, 80 Prozent für Sachen, die eigentlich jeder Landwirt zu Hause machen sollte und könnte, machen müsste.

 

Aber der Landwirt soll auf dem Feld stehen, im Glashaus stehen, im Weingarten stehen! Dort gehört der Landwirt hin. Der Landwirt gehört nicht zwei Wochen im Monat vor seinen Schreibtisch, dann muss er in die Landwirtschaftskammer, und dann sagen sie ihm in der Landwirtschaftskammer: Leider wurde der Mehrfachantrag falsch ausgefüllt, fangen wir von vorne wieder an!

 

Das ist fad, das bringt nichts. Und glauben Sie mir, kein Landwirt - kein Landwirt! - möchte von Subventionen leben. Jeder möchte von den Erzeugnissen leben, die er produziert. Das ist so, und das wird immer so bleiben. Wir bräuchten keine Subventionen, wenn wir, die wir hier in diesem Haus sitzen - und für einige Leute kann ich da mit Sicherheit sprechen -, mit großem Vorbild vorangehen.

 

Herr Kollege Margulies, hier sind wir jetzt bei einem Thema: Wann haben Sie das letzte Mal Heimat bei einem Landwirt in Wien gekauft? Machen Sie es täglich! Machen wir alle es täglich, das ist eine Vorbildwirkung, die den Landwirten viel mehr hilft.

 

Wir haben hier natürlich ein Bekenntnis zur Landwirtschaft. Selbstverständlich wollen wir die Landwirtschaft, wir brauchen die Landwirtschaft in Wien. Sie ist Kulturträger und Traditionsträger, das soll man ja nicht vergessen in Wien. Kulturträger und Traditionsträger, und die Landwirte haben mitgeholfen, dass Wien das ist, was es heute ist: eine lebenswerte Stadt, gar keine Frage.

 

Es gibt den Wiener Heurigen, von dem kann ich sehr viel erzählen, habe aber jetzt keine Zeit dazu. Es gibt die Gärtner, es gibt die Landwirte, es gibt alles Mögliche. Alles wird in Wien flächendeckend erzeugt. Wien ist fähig, sich selbst von der Landwirtschaft zu ernähren, und das, wie gesagt, sollte noch mehr unterstützt werden.

 

Lehrlingsausbildung, etwas ganz Wichtiges: In Wien wurden 110 Lehrlinge ausgebildet. Wer hat am meisten davon profitiert? Die Stadtgärten. 60 Lehrlinge wurden von den Wiener Stadtgärten ausgebildet, 44 von den Bundesgärten, natürlich unterstützt, und gerade 6 bei den Wiener Gärtnern. Sechs Stück von Lehrlingen wurden bei den Wiener Gärtnern ausgebildet, mit einer Förderung, die natürlich notwendig ist.

 

Wie gesagt, diese Leistungsvereinbarung ist nicht das, was man unbedingt will. Auch nicht die Kennzeichnungsüberflutung, die wir haben! Es kennt sich niemand mehr aus mit Kennzeichen, Kennzeichen hin, Kennzeichen oben, Kennzeichen unten. Der Landwirt möchte seine Produkte vom Hof verkaufen. Diese Möglichkeit sollte ihm gegeben werden, diese sollte er bekommen ohne irgendwelche Einschränkungen. Das ist für uns wichtig.

 

Wie gesagt, ein großes Bekenntnis zur Wiener Landwirtschaft! Wir müssen sie ausbauen, wir müssen sie auch pflegen. Wir müssen sie auch pflegen und nicht am Tropf hängen lassen, deswegen: Natürlich für die Förderung! Vielleicht können wir sie ausbauen, vielleicht können wir sie auf andere Füße stellen.

 

Auch eine Leistungsvereinbarung als solche ist nicht das, was uns vorschwebt. Wir werden aber in nächster Zeit ein Programm ausarbeiten, und wir werden es hier vorstellen. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Holzmann.

 

21.59.05

GR Ernst Holzmann (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Wiener Gemeinderat!

 

Die Post 30 der heutigen Tagesordnung betrifft die Subvention an die Wiener Landwirtschaftskammer in der Höhe von 550.000 EUR. Wenn man sich dann einmal den Jahrestätigkeitsbericht der Wiener Landwirtschaftskammer ansieht, der jährlich publiziert wird, sieht man hier auch in etwa, wofür. Es ist nicht nur so, dass hier die Vielseitigkeit der Tätigkeitsfelder erkennbar ist, neben der Darstellung über die Lage der Wiener Landwirtschaft präsentiert dieser Bericht auch die agrarpolitischen Weichenstellungen, Ziele und Vorhaben.

 

Auszugsweise möchte ich einige Zahlen aus dem Bericht 2016, welcher viele Informationen, Zahlen und Graphiken enthält, anführen. So gab es im Berichtszeitraum - wir sprechen hier vom Berichtszeitraum 2016 - 39 Bildungsveranstaltungen der Landwirtschaftskammer mit 393 Unterrichtseinheiten und 800 Teilnehmern. Es gab 11.452 Beratungsstunden und 5.077 Beratungskontakte mit den Mitgliedern, und die Förderungen, die heute schon angesprochen wurden, in einem Ausmaß von 8,14 Millionen EUR an die Wiener Landwirtschaft, die hier die Landwirtschaftskammer abwickelt.

 

Einen Schwerpunkt legt der Tätigkeitsbericht 2016 auch auf die Nachhaltigkeitsinitiative der Wiener Landwirtschaft für den Zeitraum 2015 bis 2017. Auch hier darf ich stellvertretend drei Projekte nennen: Ich nenne hier das Projekt ÖkoKauf mit dem Ziel, beim Einkauf von Waren, Produkten und Dienstleistungen in allen Bereichen der Wiener Stadtverwaltung stärker auf ökologische Gesichtspunkte zu achten. Maßnahmen zur Erhöhung des Angebots an regionalen Produkten sowie die Verankerung des Bestpreisprinzips stehen dabei im Fokus.

 

Das zweite Projekt ist die kostenlose Stadtlandwirtschaft-App. Hier wird der Einkauf von regionalen Produkten erleichtert. Hier können Ab-Hof-Verkäufe, Wiener Märkte, Feinkostläden und auch nächstgelegene Heurige, wie es der Kollege Eischer auch angesprochen hat,

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular