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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 27.04.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 28 von 124

 

abgeschlossen und die Entscheidung für ein Siegerprojekt gefallen.

 

Ich möchte an dieser Stelle sagen, es ist immer so schwierig als Politikerin in diese Rolle zu schlüpfen und dann auch tatsächlich Stellung inhaltlicher Natur zu beziehen hinsichtlich Kunst und Kultur oder Architektur, denn ich glaube, es ist nicht die Aufgabe einer Politikerin, auch Kunstkritikerin, Kulturkritikerin und Architekturkritikerin zu sein. Dennoch möchte ich mir erlauben, zu sagen, dass ich mir eine Öffnung des Hauses hin zum Platz gewünscht hätte und dass ich persönlich davon überzeugt bin, dass es hier auch andere spannende Vorschläge gegeben hätte. Aber es ist, wie es ist. Es wurde nicht ein anderer Entwurf gewählt, sondern dieser, der nun mal diese - auch wenn immer wieder betont wird, dass es keine solche sei - letztlich Aufstockung bedeutet.

 

Ich habe immer betont, und das ist auch die Haltung meiner gesamten Fraktion, dass für eine Weltstadt wie Wien ein Wien Museum, ein ehemaliges Historisches Museum der Stadt Wien von enormer Bedeutung und eine Frage auch des kulturellen Selbstbewusstseins für die Stadt ist. Daher begrüßen wir selbstverständlich aus tiefer Überzeugung, dass es hier jetzt einen Meilenstein gibt, nämlich eine adäquate Weiterentwicklung, eine Flächenerweiterung, eine Weiterentwicklung auch dieses Wien Museums, um dem 21. Jahrhundert angemessen nicht nur sozusagen die Dauerausstellung, die Sammlung des Museums, sondern auch den entsprechenden Raum zu schaffen für hoffentlich spannende Sonderausstellungen, auf die ich mich wirklich besonders freue. Ich glaube, es ist an der Zeit, das Museum tatsächlich auf die Höhe der Zeit zu bringen und auch mehr Platz zu bieten und das darzustellen, was es auch tut, nämlich letztlich auch historische und kulturelle Wiener Identität darzustellen.

 

Ich begrüße - das habe ich auch an der Stelle schon gesagt, als die Debatte noch im Laufen war -, dass man hier jetzt nicht den Weg einer PPP gewählt hat, sondern dass die Stadt diesen Umbau finanziert. Auch das, glaube ich, ist eine Frage des Selbstbewusstseins. Es gibt keine vergleichbaren Museumsbauten europaweit, wo etwas im Wege eines PPP passiert wäre. Wir sträuben uns überhaupt nicht prinzipiell gegen Public Private Partnerships. An anderer Stelle der heutigen Tagesordnung, wenn es um ein Krankhausgroßprojekt geht, werde ich noch einmal darauf Bezug nehmen, dass das vielleicht der richtige Ort für eine Public Private Partnership gewesen wäre, weil es ja doch auch um beträchtliche Baurisiken geht, aber hier bei der Frage des Museums ist es, glaube ich, gut, dass die Stadt die Oberhoheit darüber hat, wie die Räume gestaltet sind, wie die Bespielung funktionieren kann und dass das nicht anderen Interessen untergeordnet wird.

 

Worüber ich mich sehr freue, ist, dass hier zumindest auf dem Papier ein Projektmanagement für diese Umsetzungsphase, für die Bauphase eingesetzt wird, auch mit der Einrichtung eines unabhängigen begleitenden Kontrollorgans, das etwaige Kostenexplosionen oder Baukostenüberschreitungen, aber auch Bauverzögerungen hintanhalten soll. Auf dem Papier schaut das gut aus, vereinfacht gesagt, dass es hier ein entsprechendes Projektmanagement gibt und auch eine entsprechende Kontrolle.

 

Ich sage trotzdem: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Daher möchte ich heute einen Antrag einbringen, dass der Wiener Gemeinderat den zuständigen - oder auch dann den nächsten - Stadtrat auffordert, dem Gemeinderatsausschuss in regelmäßigen Abständen von in etwa sechs Monaten einen aktuellen Bericht über den Projekt- und Baufortschritt des Wien Museums vorzulegen. Es geht da insbesondere um die Meilensteine, es geht aber auch um etwaige Verzögerung, und es geht immer um einen aktualisierten Kosten- und Zeitplan, weil es mir einfach wichtig ist, dass wir gemeinsam darauf schauen und auch als Gemeinderatsausschuss hier entsprechend das Ganze mit Kontrolle begleiten können. (Beifall bei den NEOS.)

 

Was mir sehr wichtig war, und das habe ich auch im Zuge der Debatte im Kulturausschuss gesagt, ist, dass natürlich mit diesem Umbau des Wien Museums gleichzeitig auch eine Jahrhundertchance besteht, den Karlsplatz insgesamt vielleicht nicht ganz neu, aber doch neu aufgeladen zu gestalten. Das ist nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hätte. Was die Platzgestaltung angeht, gibt es von unserer Bezirksfraktion Überlegungen hinsichtlich des Bassins, et cetera, da gäbe es also Möglichkeiten, diese Stadt, diesen Platz so zu gestalten, wie es einer lebendigen kulturell aktiven Weltstadt, einem Ort des Austausches, der Begegnung und des Diskurses gut tun würde.

 

Im Kulturausschuss habe ich aber einen Punkt herausgegriffen, und das ist die historische Chance, die sich in Bezug auf das Winterthur-Gebäude bietet. Ich habe gesagt, und das war durchaus sehr glühend, dass ich überzeugt bin: Wenn wir jetzt nicht diese Chance ergreifen, im Zuge der Flächenwidmungsänderung, die ja noch kommen wird für das Wien Museum, aber auch das Winterthur-Gebäude, in Verhandlungen zu treten, um dieses Gebäude abzurücken, und zwar nicht nur vom Wien Museum - wobei ich es sehr begrüßen würde, wenn das Wien Museum dort als Solitär stünde und nicht so eingeengt wäre -, sondern vor allem auch von der Karlskirche, denn auch das ist, ehrlich gesagt, eine Frage des kulturellen Selbstbewusstseins, denn das ist ja ein barocker Sakralbau von enormer Bedeutung - wenn man es jetzt nicht macht, dann ist diese Chance vertan.

 

Dazu sei vielleicht eine kleine Kritik angemerkt: Es ist natürlich immer ein bisschen pikant, wenn man in die Gemeinderatssitzung geht, Anträge vorbereitet und einem dann medial ausgerichtet wird, was alles eh schon unterwegs ist. Aber ich höre die Botschaft. Ich freue mich, dass es offensichtlich gelungen ist, hier genau das zu erreichen, nämlich im Zuge der Flächenwidmungsänderung mit dem Eigentümer, der Zürich Versicherung, in Verhandlungen zu treten. Mir ist schon klar, dass das auch eine Aufstockung dort bedeuteten wird, andererseits könnten diese Verhandlungen auch dazu führen, dass dieses Gebäude von der Karlskirche abrückt.

 

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