Gemeinderat, 32. Sitzung vom 25.01.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 102
fraktionen SPÖ und GRÜNE ein, wo es um die Sprachförderung geht.
Ich möchte ein paar Punkte ansprechen, weil Sie den Herrn Minister Faßmann erwähnt haben. Er gilt als Experte bei den meisten und hat einen durchaus, sagen wir einmal, guten Ruf in vielen Bereichen. Diesen guten Ruf haut er sich aber gerade zusammen, weil der Experte Faßmann und der Minister Faßmann nicht dasselbe sagen. Es hat nicht wahnsinnig lange gebraucht. Er ist eh nicht der Einzige, weil es haben sich schon ein paar andere MinisterInnen quasi von dem zurückpfeifen lassen müssen, was sie sich vorstellen. Aber der Experte Faßmann hat zur Sprachförderung etwas ganz anderes gesagt, wie Sprachförderung in den Schulen funktionieren soll, als jetzt der Minister Faßmann sagt. Also, entweder gibt es einen nigelnagelneuen Erkenntnisgewinn, den uns niemand mitgeteilt hat, wo er herkommen soll, oder es ist halt genau das, was es ist, nämlich Politik und Ideologie, wie Sie es genannt haben. Der Herr Faßmann würde sagen und hat immer gesagt, so wie es wir in Wien mit der Sprachförderung in Schulen machen, ist es gescheit. Jetzt muss er halt ideologisch das sagen, was die ÖVP sagt. Die neue Bundesregierung - ich glaube, in dem Fall sind sie sich leider einig -, sagt nämlich, sie macht es ganz anders. Besser sind Ghettoklassen, wo man sie herausnimmt, wo man sie zusammentut, wo vielleicht 25 sind. Das weiß man alles noch nicht. Wie viele es sind, ist noch unausgegoren. Aber da könnte man fairerweise noch sagen, es ist auch am Anfang, da ist es halt noch nicht fertig. Aber was man schon von den Konzepten weiß, hört sich nicht besonders gut und schlau an. Ich glaube auch, dass sich der Herr Faßmann keinen Gefallen tut, weil wenn er das eine Weile lang durchzieht, kann er dann als Experte nicht mehr zurückkommen. Irgendwann ist er dann Ex-Minister und Ex-Experte. Das ist das, was ihm droht. Andere Leute schlagen zwischendurch solche politischen Funktionen genau deswegen aus, weil sie wissen, verlangt wird von ihnen, sie kommen damit, sie kennen sich aus, müssen aber das Gegenteil sagen und dann lachen sie ihre eigenen Leute aus.
Was Sie bei Sprachen versuchen, was Sie ankündigen, was Sie tun, Deutsch vor Schuleintritt, 17, 20, vielleicht 25. Österreichweit 17 steht schon irgendwo. Österreichweit 17 Kinder. Wenn man sagt, im Durchschnitt sind es 17, sind es nicht überall 17. Also werden es wohl zwangsläufig ein paar Mal zwischen 20 und 25 sein müssen. Sie nehmen also 25 Kinder (GR Mag. Manfred Juraczka: Aber es können auch weniger sein!), die Ihrer Meinung nach nicht ausreichend Deutsch können und versuchen, es ihnen so beizubringen. Jetzt machen wir es in Wien aber anders. Wir lassen diese Kinder in eine Regelklasse mit anderen Kindern, die Deutsch als Muttersprache haben oder es können, gehen und nehmen sie einzeln in kleine Gruppen heraus, lehren ihnen das dort und sie lernen es dort. (GRin Veronika Matiasek: Das Ergebnis ist nicht gut! Schauen Sie, wo die 15-Jährigen stehen!) Das ist jetzt die Idee. Das machen Sie damit, wenn Sie das durchziehen, kaputt! Mit dem Streichen des Integrationspakets machen Sie noch mehr kaputt! Ich glaube, am Schluss, Frau Schwarz, dass Sie abseits von dem Raum hier und abseits der Medien irgendwann sagen werden müssen, wenn ich Sie ernst nehme mit dem, was Sie alles hier schon gesagt haben, dass das einfach keine gute Bildungspolitik ist, dass das, was angekündigt wird, wenn es gemacht wird, am Schluss und gerade für die Ballungsräume, für die Großstädte, gerade für Wien, besonders schlecht ist.
Jetzt lassen wir aus, ob wir dann noch herumstreiten müssen, ob Sechsjährige dringend Noten brauchen oder nicht. Ich lasse den Hickhack weg. Ich sage, diese Art und Weise, wie Sie glauben, dass Sie einem Kind, das nach Ihren Vorstellungen nicht ausreichend gut Deutsch kann, das in erster Linie beibringt, indem man es herausnimmt, statt dort zu lassen, wo es das am leichtesten lernt, ist falsch. Zuerst soll man im Kindergarten darauf schauen, dass man gut durchmischt. Dann soll man in der Schule darauf schauen, dass man gut durchmischt. Dort lernen sie es von selber. Plus das, was Wien jetzt seit Jahren versucht, nämlich Kinder in kleinen Gruppen herauszunehmen, dann gehen sie wieder hinein und machen Mathe und andere Fächer wieder zusammen. Das versuchen wir. Alle Experten, vom Herrn Faßmann abwärts oder aufwärts, sagen, dass das richtig ist, solange sie nicht ein ÖVP-Ticket oben haben. Das tut mir sehr leid. Deswegen werden wir einen entsprechenden Antrag einbringen, der sich genau mit dem Thema beschäftigt.
Jetzt könnten wir wahrscheinlich 100 Fragen stellen. Was uns als Wien im Wesentlichen schon interessieren würde, ist, wenn dann diese Maßnahmen schon kommen, wer das alles zahlen soll, weil jedes Mal bei den Gemeinden abzuputzen, nicht nur bei Wien, sondern auch bei allen anderen, wird sich nicht ausgehen. Wo kommen diese ganzen Räumlichkeiten, die man dann dringend brauchen würde und finanzieren muss, plötzlich her? Steht auch wieder nichts drinnen! Da werden wieder Aufgaben für Gemeinden erfunden, für die Gemeinde Wien vorn, aber auch für alle anderen. Deswegen gibt es dann auch Unruhe in der ÖVP-Fraktion selber, weil das natürlich nicht alle sehen, wie sie plötzlich mehr Kosten tragen sollen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Herr Kollege, was Sie immer wissen!) Die Vorarlberger ÖVP ist in der Bildungspolitik nicht sehr einig mit den Vorschlägen, die da kommen. Sie sind halt schon länger in der Frage eine Spur progressiver. Aber es verwundert nicht. Sie haben dort einen stärkeren grünen Einfluss auf die ÖVP, als wir hier haben. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das kann eigentlich nicht positiv sein!)
Wie soll dieses Konzept am Schluss ausschauen? Wie machen Sie es mit Einbeziehung der Erstsprachen der Kinder? Es haben nun einmal viele Kinder in Wien eine andere Erstsprache als Deutsch. Jetzt kann man so tun, als wäre es eine schwere Benachteiligung, ausschließlich ein Handicap, wahnsinnig schlecht, und das Ziel ist Einsprachigkeit für alle. Das glaube ich nicht. Ich glaube, das ist verkehrt. Es nutzt uns eher etwas, wenn alle mehr können. Jetzt kommt ein Kind schon, hat etwas Zusätzliches und kann eine andere Sprache mehr oder weniger gut. Das ist unterschiedlich, je nachdem, wie es
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular