Gemeinderat, 21. Sitzung vom 07.04.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 112
sagt, das Problem ist aber: „Ich möchte einen Film machen über Aliens. Der wird mir sicher nicht gefördert. Wenn ich einen Film mache über Zwangsverheiratung, dann wird mir das gefördert. Aber ich bin eine Türkin, die im 18. Bezirk aufgewachsen ist, ins Gymnasium gegangen ist. Ich habe keine Ahnung von Zwangsverheiratung. Ich möchte einen Film machen über Aliens.“ Schauen Sie, das ist schon ein Thema. Die Frage ist, welche Bereiche gefördert werden. Und ja, ich möchte den Unterschied hier hervorstreichen, auch zur FPÖ, dass ich vieles, was da passiert, gut finde, keine Frage. Aber dass es eben auch so ist, und das müssen Sie sehen, dass hier immer wieder die gleichen Zirkel gefördert werden und eine hohe geförderte Kulturbürokratie da entsteht.
Und jetzt noch ein Satz auch, weil der Satz gefallen ist, wenn man Künstlerin oder Künstler werden möchte, dann muss man sich damit abfinden, prekär zu leben. Also das sehe ich nicht. Was ich schon sehe, ist, dass man eine Leidenschaft dafür braucht und dass die über anderen Bedürfnissen darüber stehen muss. Aber es gibt Bereiche wie zum Beispiel die bildende Kunst oder auch im Bereich der angewandten, wo ich es höchst bedauerlich finde, dass auch, und da schließt sich jetzt der Kreis zu dem, was ich am Vormittag in Bezug auf Wirtschaftswissen gesagt habe, eigentlich nichts in puncto Markt unterrichtet wird. Es gibt ganz viele Beispiele von bildenden Künstlern, die durchaus renommiert sind, die Österreich verlassen, weil sie keinen Markt hier haben, weil hier weniger gesammelt wird, weil hier die Kultur vielleicht auch so ist, dass alles subventioniert wird und sich daher im privaten Bereich wenig tut. Das sollte uns schon auch zu denken geben, weil es sind teilweise ganz exzellente Künstlerinnen und Künstler, die weltweit bekannt sind. Danke. (Beifall bei den NEOS.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ein zweites Mal zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Mag. El-Nagashi, und ich erteile es ihr. Restredezeit 16 Minuten.
GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Ja, danke. Also ich möchte nur zu dieser Geschichte, zu dieser Erzählung sagen, es tut mir um jeden Einzelfall leid, wenn jemand das Gefühl hat, keinen Zugang zu etwas zu haben, zu Ressourcen, zu Netzwerken, thematisch nicht vorzukommen. Aber ich kenne selbst keinen einzigen Film zur Zwangsverheiratung. Ich kenne keinen einzigen Film in Österreich zu dem Thema. Ich wüsste jetzt nicht, wie man der Annahme sein könnte, würde jemand zur Zwangsverheiratung arbeiten, dann würde das gefördert werden, denn das stimmt nicht. Das ist nicht einmal so. Es wäre tatsächlich ein wichtiger Bereich, wo es Einblick bräuchte und künstlerische Aufarbeitungen oder auch dokumentarische Aufarbeitung klassischer Art wirklich brauchen würde. Tatsächlich würde so etwas wahrscheinlich eher mit dem Verein, den es doch noch gibt, der sich mit dem Thema Zwangsverheiratung beschäftigt, gemeinsam gemacht werden. Und dann wäre es tatsächlich eine Verbindung aus einem Sozialprojekt und einem künstlerischen Ansatz. Gibt es nicht, haben wir nicht. Die Projekte, die gefördert werden, sind künstlerische Projekte und natürlich gibt es Netzwerke dort. Die gibt es. Die gibt es in jedem Bereich. Und natürlich braucht man Netzwerke, um Zugang zu haben, um zu wissen, welche Möglichkeiten gibt es, mit wem kann ich zusammenarbeiten. Das ist sehr, sehr wichtig in diesem hochprekären Bereich, und das sollten wir wirklich nicht vergessen. Also all diese Personen, die es schaffen, wie Sie es genannt haben, dann Förderungen oder Stipendien zu lukrieren, die haben ja nicht wirklich was davon. Die können dann eine gewisse Zeit lang überleben. Die können tatsächlich sich das Leben mehr oder weniger für einen Zeitraum finanzieren, wo sie an einem Projekt arbeiten. Das ist sehr stark verbunden mit Selbstausbeutung, mit Prekariat, mit unbezahlter Arbeit oder mit unterbezahlter Arbeit. Also zu glauben, man hat dann irgendwie einen Luxus und schlendert irgendwie in einem Luxusleben von einem toll ausgestatteten Stipendium zum nächsten, ist vollkommen vorbei an der Realität dieser Menschen. Und ich würde mir wirklich wünschen, dass sie die Wertschätzung hätten, die Sie Ihren Bekannten gegenüber haben, den anderen Künstlerinnen und Künstlern gegenüber, die Sie halt nicht kennen oder die Sie noch nicht kennen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Kowarik. Ich erteile es Ihnen.
GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Danke, Herr Kollege, dass Sie im Vorfeld, obwohl Sie meine Rede noch gar nicht kennen, schon sagen, so super. Das freut.
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ganz kurz vielleicht runterzubrechen die Diskussion, worum es aus meiner Sicht hier wirklich geht. Irgendwer hat gesagt, einer der Vorredner, Politik soll nicht beurteilen, was Kultur ist oder nicht. Ich weiß nicht, wer das gesagt hat. Die Frau Kollegin, mag sein, kann sein. Was macht aber die Politik? Und was machen wir hier, und das nicht nur im Kulturbereich, sondern in vielen Bereichen? Die Politik entscheidet, wohin öffentliche Mittel vergeben werden. Das heißt, natürlich treffen wir eine Beurteilung und treffen wir hier eine Beurteilung, was wir jetzt förderungswürdig finden oder nicht. Das ist noch relativ unspektakulär. Also wir beurteilen schon auch Kultur. Machen wir hiermit, indem wir Förderungen vergeben. Das ist so.
Worum geht es bei diesem Förderungsstück oder bei diesem Tagesordnungspunkt? Ich glaube, die Frau Kollegin hat es selber gesagt. Hier geht es vor allem um politischen Aktivismus, nicht? Das haben Sie vorher in Ihrer eigenen Rede gesagt. Das sind politische Aktivisten und das sind sie auch. Und wenn man sich die Sachen da anschaut, wenn man sich damit auch über die Jahre hindurch näher befasst, das ist es. Ja, das ist politscher Aktivismus. Warum auch nicht? Da braucht man sich ja nicht dafür zu genieren oder sagen: Ah das ist was Böses. Nein, ist es nicht. Wenn es im Rahmen des Gesetzes gemacht wird, warum nicht. Nur wenn man politisch aktiv wird, dann muss man sich auch gefallen lassen, meine Damen und Herren von den GRÜNEN, dass man politisch beurteilt wird, und nichts anderes hat der Kollege Ebinger gemacht. (Beifall bei der FPÖ.)
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