Gemeinderat, 21. Sitzung vom 07.04.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 112
- Ritz Carlton Vienna, Monique Dekker - Park Hyatt, Angelika Ponecz - Falkensteiner Hotels.“
Aber nein, Rot-Grün sagt, das brauchen wir nicht, wir geben 1,08 Millionen EUR lieber für ein paar Hundert Leute bei Okto TV aus. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das sind Lobbyisten!) Herzliche Gratulation, das ist Standortpolitik. (Beifall bei der ÖVP. - (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Sie sind Lobbyisten für 5-Sterne-Hotels-Subventionierung!)
Insgesamt muss man sagen, dass es eine verantwortungslose Haltung dieser rot-grünen Stadtregierung gegenüber dem Tourismusstandort Wien ist, das ist sowas von „Unhospitality“, wenn man das so sagen möchte, und deswegen bekommen Sie (der Schriftführerin eine Statuette übereichend) den Award für den schlechtesten Gastgeber Europas. Herzliche Gratulation! (Beifall bei der ÖVP. - Anhaltende Rufe und Gegenrufe zwischen GRÜNEN und ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Ich bitte um Ruhe. Zu Wort gelangt Herr GR Mag. Chorherr.
GR Mag. Christoph Chorherr (GRÜNE): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich habe jetzt kurzfristig mit dem Kollegen Ellensohn getauscht, weil ich Ihnen dann in der Folge ein bisschen die Geschichte von Okto erzählen will - es ist ein gewisser Vorteil, wenn man schon länger im Haus ist -, da das ein sehr starkes Projekt war, das ich damals mit der Sozialdemokratie verhandelt habe. Deshalb habe ich auch einigen Gemeinderatsdebatten gelauscht, und es gab einmal einen ÖVP-Abgeordneten, das war der GR Franz Ferdinand Wolf, der 2006 zu Okto gesagt hat: „Wien braucht eine große Medienvielfalt, dazu gehören unter anderem auch Okto und Radio Orange.“ (Beifall bei den GRÜNEN.) Das war 2006 die ÖVP, da hatte man noch mehr für Medienvielfalt über und hatte nicht - sagen wir es jetzt höflich - eine gewisse Verengung, wie sie die ÖVP jetzt hat.
Ich will Ihnen erzählen, wie das damals entstanden ist. Anfang 2000 waren die GRÜNEN in Opposition, da war eine Regierungsbeteiligung lange nicht absehbar. Damals haben wir mit der Sozialdemokratie einige - wie wir es damals genannt haben - rot-grüne Projekte vereinbart, bei denen man sich verständigt hat, auch als Oppositionspartei Akzente setzen zu können. Einige von diesen Dingen sind bis heute etwas, worauf Wien sehr stolz ist und was in Wien sehr gut funktioniert. Ich sage ein Beispiel: Es war der autofreie Stadtteil, der jetzt bald in sein 20. Jahr geht - in wenigen Wochen darf ich wieder eine Führung für internationale Städteplaner machen - und damals Vorreiter für eine Passivhaussiedlung war. In wenigen Tagen gibt es eine große Passivhauskonferenz in Wien mit, glaube ich, 2.500 Menschen. Und ein anderes Projekt war ein Community TV. Die Grundidee bestand darin, jungen Leuten eine Plattform zu bieten, damit sie eine mediale Kulturtechnik kennen lernen - schneiden, fernsehmachen, interviewen -, und das nicht nur erproben, sondern einem breiten Publikum anbieten. Das gibt es, einem breiten Publikum anbieten. Inzwischen gibt es dieses Okto TV seit vielen, vielen Jahren, es ist in ganz Europa unterwegs, ist das größte Community-TV-Projekt Europas, ist bei vielen Konferenzen eingeladen, und, wenn Sie es vielleicht auch nicht wahrnehmen, man macht eine Reihe von Sendungen, die hervorragend bei Wettbewerben abschneiden. Es würde jetzt eine Weile dauern, alle Preise vorzulegen, die Okto-Sendungen neben dem ORF und anderen Privatsendern abräumt. Auch die Herausgeberschaft halte ich für eine ganz wesentliche Sache. Es war eine lange Diskussion mit der damaligen Stadträtin Laska, und ich glaube, wir sind heute alle froh, dass wir diese Konstruktion gewählt haben. Obwohl es zu einem beträchtlichen Teil von der Stadt Wien finanziell unterstützt wird, gibt es eine unabhängige Trägerschaft. Ein unstrittiger Journalist - der mittlerweile auch schon ein höheres Alter erreicht hat -, Armin Thurnher - er hat neulich einen hervorragenden Preis bekommen -, ist der Vertreter der Herausgeberschaft. Astrid Zimmermann, auch eine anerkannte Journalistin, ist ebenfalls in diesem Herausgeberkomitee, um auch sicherzustellen - und da verwehre ich mich auch ganz eindeutig und kühl gegen alle Unterstellungen -, dass hier parteipolitische Sendungen stattfinden. Das Gegenteil ist der Fall, es ist eine unabhängige Trägerschaft (GR Dominik Nepp: Der AKP!), in der die Sendungsmacher diejenigen sind, die das inhaltlich gestalten. Daher gibt es auch ein sehr breites Spektrum. Im Vordergrund steht, dass Menschen selbst ermächtigt werden, ermutigt werden, sich mit diesem zentralen Bildmedium auseinanderzusetzen. Das sage ich jetzt 20 Jahre später. Wie wichtig das ist, sehen wir auf Social Media, wie stark auch Bewegtbild eine relevante Funktion hat. Und es ist eine Plattform, ich kann Ihnen jetzt nicht die exakte Zahl nennen, aber ich würde einmal sagen, 300, 400, 500, 600 Menschen machen dort selbst Fernsehen, organisieren sich selbst, erhalten eine technische Ausbildung, machen Websites und kriegen Grundkompetenz. Das ist sozusagen eine Medienschule, ohne Schule im belehrenden Sinn zu sein, das ist eine Infrastruktur in hervorragendem Ausmaß. Ich bin froh, dass es das gibt und verstehe nicht ganz den Furor der Gegnerschaft.
Ich könnte das jetzt mit einem Theater vergleichen, da wir leidenschaftlich für Theaterunterstützungen sind, damit es diese Theater gibt. Das ist auch eine Möglichkeit, sich in einer medialen Zeit zu artikulieren. Ich finde eigentlich grandios, was daraus geworden ist, nämlich dass heute viele nach Österreich kommen, um sich anzuschauen, wie das funktioniert, um sich anzuschauen, wie man Menschen einbindet, wie man auch mit dem technischen Wandel umgeht, der da passiert. Man kann stolz auf diesen Medienstandort Wien sein.
Abschließend zu den polemisch genannten Zahlen, die ich gar nicht wiederholen will, weil sie so absurd sind: Das Ziel war nie, mit dem ORF zu konkurrieren, sondern auch Sendungen zu bringen, die sonst kein so großes Interesse hervorrufen und keinem Quotendruck unterliegen. Aber 20.000 bis 30.000 Menschen pro Tag schauen auch Okto. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Offensichtlich aus Ihrer Sicht zu viele, denn sonst würden Sie sich nicht so aufregen.
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