Gemeinderat, 21. Sitzung vom 07.04.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 112
Zeit, in der eh viele Informationen und viele Unterlagen aus dem Internet, aber auch aus anderen Bereichen genommen und gesammelt werden, tatsächlich modern und zukunftsweisend! Außerdem geht das auch schneller. Wir wissen nämlich, wie lange Approbationen dauern.
Das ist jetzt aber nicht das Thema für Wien, für Wien möchte ich in diesem Zusammenhang sagen: Machen wir es uns doch in den nächsten Jahren zum Schwerpunktthema, dass wir das Wirtschaftswissen unserer Schülerinnen und Schüler verbessern! Auch dafür braucht es aber tatsächlich eine Gesamtstrategie, weshalb ich hier jetzt auch einen entsprechenden Beschlussantrag einbringe.
Fangen wir einmal gleich bei der Fortbildung der Pädagoginnen und Pädagogen an. Ich unterstelle keine ideologische Verfärbung auf den pädagogischen Hochschulen. Tatsache ist aber, dass wir wissen, dass wir bei den Pädagoginnen und Pädagogen anfangen müssen, wenn es um Wirtschaftswissen und auch um unternehmerisches Wissen geht. Deshalb schlage ich vor, dass wir in eine diesbezügliche Fortbildungsinitiative investieren.
Im Hinblick darauf wiederhole ich, weil mir das wirklich wichtig ist und ich es heute ohnedies wieder von irgendwelchen selbsternannten linken Ideologen kriegen werde, die mir erklären, dass ich Ideologie in den Unterricht bringen will: Nein! Das stimmt nicht! Ich will einfach, dass die Schülerinnen und Schüler verstehen, was ein Markt ist und wie er funktioniert. Dann kann jeder frei und mündig entscheiden, ob er das kritisch sieht oder nicht. Genau deshalb möchte ich eine Fortbildungsinitiative auch für unsere Pädagoginnen und Pädagogen. - Das ist der zweite Antrag, den ich einbringe. (Beifall bei den NEOS.)
Noch ein Grund, warum mir das so wichtig ist - und jetzt möchte ich noch einmal auf diesen Gedanken zurückkommen -: Wir haben ein Bildungsprinzip, das „Wirtschafts- und Verbraucherkunde“ heißt. - Es ist tatsächlich durchaus wichtig, dass wir mündige Verbraucherinnen und Verbraucher haben, also Menschen, die nicht durch ein völlig entmündigendes Verbraucherrecht entmündigt sind, sondern die durchaus mündige Verbraucherentscheidungen treffen können. Diesen Zielen schließe ich mich an und weise darauf hin, dass ich nicht davon überzeugt bin, dass wir mit vielen Verbrauchervorschriften tatsächlich diesen Weg oder nicht doch eher in Richtung Entmündigung gehen.
Aber es ist mir gleichermaßen wichtig, dass wir nicht nur Verbraucher als Ziel haben, sondern auch Unternehmerinnen und Unternehmer. Ich glaube, die Vermittlung von unternehmerischem Denken, unternehmerischen Prinzipien und Sichtweisen ist, egal, ob ein junger Mensch sich später entscheidet, selbstständig tätig zu werden oder nicht, etwas ganz Wichtiges für die Zukunft.
Ich wage sogar, die These zu äußern, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer der Zukunft die Welt retten werden. Warum sage ich das? - Schauen Sie einmal in die Bereiche des Social Entrepreneurship, und schauen Sie sich an, was da an tollen, innovativen Produkten unterwegs ist! Diese Unternehmen reagieren im Bereich der Entwicklungshilfe, der Ökologie, der Mobilität, der Energiegewinnung und auch im Bereich der Bildung und der Digitalisierung letztlich auf die Herausforderungen der Zeit und der Zukunft weitaus schneller als Magistratsabteilungen.
Dieses unternehmerische Denken müssen wir fördern! Dort liegen die Lösungen und die Chancen der Zukunft! Dort liegen letztlich auch die Wachstumschancen und die Jobs der Zukunft. Daher müssen wir dieses unternehmerische Denken selbstverständlich in Wien auch im Unterricht verankern. Es gibt tolle Projekte. Das sind Einzelprojekte, die teilweise von der Europäischen Union, teilweise aber auch, glaube ich, von der Stadt oder zumindest vom Ministerium gefördert werden. Das gehört selbstverständlich ausgerollt!
Wir haben einen jungen Mitarbeiter, der bei uns und auch an einer Schule in Wien aktiv ist. Er hat gerade ein Projekt laufen, bei dem er unternehmerisch tätig wird. Er und seine Freunde haben beschlossen, Seifen zu produzieren. Er steht in der Schule im Keller und produziert Seifen mit Rosenduft, mit Lavendelduft, mit Minzduft, ausgezeichnete Produkte. Ich kann gerne einen Kontakt herstellen, wenn Sie wollen. Ich bin der Meinung, es wird ein bisschen zu billig verkauft. Aber wir haben mit ihm gemeinsam über das Produkt, über die Entwicklung des Produkts, über die Verpackung und über die Preisgestaltung geredet, ihn gefragt, ob er ein so hochqualitatives Produkt nicht zu billig anbietet und ob es nicht attraktiver verpackt werden soll, und die Möglichkeiten erörtert, wie man so etwas in den Vertrieb bringen wird. - Ich glaube nicht, dass alle jungen Wienerinnen und Wiener in die Seifenproduktion einsteigen werden, aber ich finde das großartig! Ich finde es großartig, was dieser junge Mensch an einem solchen Projekt mitbekommt, was er da lernt!
Ich glaube, meine Damen und Herren, wir brauchen definitiv mehr von diesem unternehmerischen Denken für die Zukunft der Stadt und nicht weniger. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Amhof. Ich erteile es ihm.
GR Nikolaus Amhof (FPÖ): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Ich wollte eigentlich etwas anderes sagen, gestatten Sie mir aber jetzt, nachdem ich die Bildungsdebatte hier verfolgt habe, eine kurze Anmerkung: Ich bin 1968 in die Volksschule eingetreten, Autokaderstraße, Gemeindebau, und dort gab es eine Tafel, eine Kreide, eine einzige Lehrkraft und gebrauchte Schulbücher. Das Ergebnis nach vier Jahren kann man eigentlich als ein sehr positives darstellen: Alle Mädchen und Buben konnten - und das bei einer Klassenschülerhöchstzahl von 35, 36, 37 Kindern - sehr gut lesen und sehr gut schreiben, sie konnten die Grundrechnungsarten und hatten bereits gewisse Ansätze einer Grundbildung. - Man muss also der Lehrerin, die all das in der damaligen Zeit allein gemacht hat, eine gewisse Anerkennung zollen, und das möchte ich hier tun.
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