Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 125
GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren vor dem Livestream!
Das Hochhaus am Wiener Eislaufverein ist seit vielen, vielen Jahren im Gespräch, und anders als meine Vorrednerin Olischar sind diejenigen, die seit Anbeginn mit dem Projekt befasst oder beschäftigt sind, keinesfalls darüber überrascht, dass es so stark in Diskussion ist, da es das von Anfang an war - jedenfalls aus meiner Sicht. Nur wenige Monate, nachdem ich Ende 2011 Mitglied dieses Hauses geworden bin, gab es die ersten Veranstaltungen und die ersten Veröffentlichungen zu dem Prozess, der bis heute andauert. Und schon ganz zu Beginn, bei den ersten Konsultationen der Anrainerinnen und Anrainer und der interessierten Öffentlichkeit war es ganz klar, dass es neben dem Anliegen „Erhalt des Wiener Eislaufvereins als Wiener Institution und Erhalt dieses Eislaufvereins auch als freie Eislauffläche - also nicht als Halle“ sehr dezidierte Stimmen gab, die gesagt haben, kein Gebäude, das höher ist als der umliegende Bestand. Es war von Anfang an eine deutlich artikulierte Meinung und daher ist auch jetzt die ebenso deutlich artikulierte Meinung für all diejenigen, die sich seit 2012 damit befassen, nicht überraschend. Es ist vielleicht für all diejenigen überraschend, die erst jetzt auf den Zug aufspringen, obwohl das Siegerprojekt bereits 2014 gekürt worden ist.
Womit ich aufräumen möchte, ist mit einem Mythos oder einem gern gezeichneten Bild, mit dem man dieses Projekt verteufelt. Das sind solche Schlagworte, Frau Kollegin Schweiger-Stenzel, wie „Gewinnmaximierung“ oder „Hochhauslobby“. Ganz am Beginn dieses Prozesses, nämlich schon bei der kooperativen Planung, als es darum gegangen ist, Baukörper und vor allem die räumliche Anordnung dieser Baukörper zueinander auszuloten, sind Vorgaben gemacht worden. Das übrigens zu dem Vorwurf, dass es keine Vorgaben gegeben hätte und diese Vorgaben wären nicht transparent gewesen. Nein, ganz im Gegenteil, schon zu Beginn war es ein ganz deutliches Anliegen, nebst der Erhaltung des Wiener Eislaufvereins weitere Eisflächen, nämlich unterirdisch ganzjährige Trainingsflächen zu schaffen. Es war ein weiteres wichtiges Ziel dieses Projektes, die Durchgängigkeit des Areals zu verbessern. Ein drittes Ziel war es, den Komplex Akademietheater und Konzerthaus wieder in einen räumlichen Zusammenhang zu stellen, der diesen beiden Gebäuden würdig ist.
Es war also schon lange, bevor der Architekturwettbewerb ausgelobt worden ist, ganz klar, welche Ziele am Ende in diese Auslobung des Wettbewerbes einfließen sollten. Und es war daher auch von vorneherein klar, dass, um diese Ziele zu erreichen, um diese Investitionen auch umsetzen zu können, eine gewisse Anzahl von Wohnungen - selbstverständlich von Anfang an als freizufinanzierende Wohnungen - geplant werden, nebst der Aufgabe, ein Hotel entweder zu sanieren oder neu zu errichten. Mit noch einer zusätzlichen Rahmenbedingung, nämlich auch moderne Konferenzräume im Zuge dieses Umbaus oder Neubaus herzustellen. All das war am Ende des kooperativen Planungsprozesses bereits festgelegt, wurde präsentiert, war also vollkommen transparent und war eine der Grundbedingungen für den Architekturwettbewerb. (GR Georg Fürnkranz: Aber die wichtigste Vorgabe waren die Quadratmeter!) - Üblicherweise nicht Quadratmeter, sondern Bruttogeschoßflächen, das habe ich gelernt. Seit ich hier im Haus bin, lerne ich sozusagen täglich. Es gibt die Bruttogeschoßflächen, die auch bei Auslobungen von Stadtplanungsprojekten selbstverständlich Rahmenbedingungen sind und auch sein müssen. Es wurde eine letzte Rahmenbedingung genannt, die relativ spannend war, man hat nämlich zwei Szenarien der Planung für die Architekten freigegeben. Das eine war Planen mit dem Erhalt des Gebäudes Hotel InterContinental oder aber den totalen Neubau.
Da Kollege Unger einige Namen aus der Jury genannt hat, die in der 1. Stufe 24 Einreichungen und, ich glaube, in der 2. Stufe war es dann die Hälfte, also 12 zu bewerten hatte, möchte ich schon ergänzen, dass neben den sogenannten Sachpreisrichtern natürlich auch 7 ausgesprochen namhafte Architekten und Planerinnen aus dem In- und Ausland in der Jury vertreten waren. Die hat er natürlich unterschlagen - aus gutem Grund wahrscheinlich, weil er uns wahrscheinlich das Bild einer fachlich inkompetenten Jury zeigen wollte.
Ich lade Sie zu einem Gedankenexperiment ein. Ich habe mir das deshalb überlegt, da das tatsächlich die schwierigste zu entscheidende Frage ist, die sich durch ein aus meiner Sicht sehr schönes Projektergebnis, und auf der anderen Seite durch die Rahmenbedingungen, die uns das World Heritage Commitee auferlegt, ergibt. Stellen Sie sich vor, es wäre nicht das Projekt von Isay Weinfeld prämiert worden, sondern ein anderes Projekt, nämlich zum Beispiel jenes, das den Anerkennungspreis erhalten hat. Ich weiß nicht, ob Sie sich da irgendwann einmal kundig gemacht haben, aber das war zum Beispiel ein Entwurf, der aus 3 einzelnen Neubauten in der Höhe von ungefähr 40 bis 45 m besteht. Der Platz öffnet sich ganz anders, nämlich zum Stadtpark hin. Wäre dann, weil möglicherweise kein Einspruch der UNESCO Welterbe-Kommission vorgelegen wäre, dieses Projekt mit denselben Worten, mit denselben Klassifizierungen von Ihrer Seite beworfen worden? Wäre es dann auch ein „Verbrechen an der Stadt Wien“? Wäre es dann auch ein Projekt, das lediglich zur „Gewinnmaximierung“ dient, obwohl es natürlich genau dieselben Bruttogeschoßflächen hätte? Obwohl es natürlich genau dieselben Mehrwerte in der Relation zu möglicher Verkaufsfläche und den zu investierenden Summen hätte? Wäre das tatsächlich von Ihnen auch so bewertet worden? Ich bezweifle das. Ich bezweifle das ganz ernsthaft, weil ich glaube, dass die Situation mit einem ausgezeichneten Entwurf und dem Widerspruch zu der Auslegung der UNESCO zu dem, was sie als Schutz des Bestandes sieht, einfach ausgenützt wird.
Jetzt möchte ich auch darauf eingehen: Der Herr Bürgermeister hat ja heute in seiner Beantwortung schon dargestellt, dass in der stadtplanerischen und der architektonischen Entwicklung der Inneren Stadt, aber auch des umliegenden Gebiets um die Innere Stadt eine Ba
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